Reisfarmer verärgert über Regierung

Mit einem 51,5 Milliarden-Baht Hilfsprogramm will die amtierende Militärregierung das Wassermanagement in Zentral- und Nordthailand verbessern. Trotz dieser Ankündigung bleiben aktuell vor allem kleine Reisbauern auf der Strecke. Ihre Existenz hängt an einem seidenen Faden.

Wirtschaftsminister Chatchai Sarikulya, der auch für die nationalen Wasserressourcen und deren Verteilung zuständig ist, trat gestern mit einem gigantischen Projekt an die Öffentlichkeit. Die katastrophale Dürre dieses Sommers, die tausende von Reisbauern ihrer Ernte beraubt, ist bei der Regierung angekommen.

Fehler in der Verwaltung der immensen Wasserreserven der drei Staudämme im Norden sind eingeräumt worden. In der feuchten Jahreszeit war voreilig wertvolles Wasser abgelassen worden – nun sitzen viele Farmer auf dem Trockenen und müssen auf Anordnung von Premierminister Prayuth Chan-ocha sogar die Aussaat ihrer Ernte verschieben.

Dass Prayuth zur Vorbeugung von „Wasserkriegen‘ Armeeeinheiten in die Dürregebiete entsendet hat, die notfalls mit Gewalt gegen rebellierende Reisbauern vorgehen, kam nicht gut an im ehemaligen Hoheitsgebiet von Taksin und Yingluck Shinawatra. Die Stimmung der Reisbauern, die nach dem Militärcoup 2014 noch den neuen Machthabern zugejubelt hatten, kippt.

Wer keinen Reis säen und ernten kann, ist dem Untergang geweiht. Es trifft fast ausschließlich die Kleinen. Den großen Reisbauern mit ihren Vertriebsgenossenschaften, die mit zum Milliardenverlust durch den gigantischen Reisskandal beigetragen hatten, versiegt nur selten der Wasser- und Geldfluss.

Als Prayuth Chan-ocha im Juli 2014 die um ihren Erntelohn betrogenen Reisfarmer schnell und unbürokratisch entlohnte, flogen ihm die Herzen vieler zu, in deren Wohnzimmern die Fotos des Shinawatra-Clans wie Heiligenbilder aufgestellt standen. Taksin und die von ihm marionettisierten Nachfolger, zuletzt die eigene Schwester Yingluck, bedienten die Klientel der Reisfarmer großzügig im sozialistischen Stil. Das kam an und fühlte sich besser an als die Ignoranz der Eliten in Bangkok. Es sicherte die Macht einer einflussreichen Familie und ihrer Nutzniesser.

Die katastrophale Dürre des Sommers 2015 ist vor diesem Hintergrund gefährlich: politisch, sozial, volkswirtschaftlich. Weitere Missernten und Verdienstausfälle kann kaum eine Reisbauernfamilie kompensieren. Kein Schulgeld für die Kinder, keine Mittel für den Ankauf von Saatgut und die Miete von Erntemaschinen, keinen Baht fürs Überleben. Das ist die Mischung, aus der Revolten entstehen.

Dass Prayuth Chan-ocha eiligst seinen Wirtschaftsminister mit einem Milliardenprojekt für die Wasserversorgung in den Ring schickt, zeigt – die Problematik ist angekommen. Aber: Thailands amtierender Ministerpräsident wird im Norden des Landes nicht nur daran gemessen, wie viele neue Brunnen auf Staatskosten gebohrt werden. Ökonomen in Bangkok warnen schon länger, dass Thailands Reisproduktion und die Qualität der Produkte sinkt, während der Weltmarktpreis anzieht. Die Bauern brauchen mehr als Wasser. Sie brauchen ein tragendes Programm, das den Reisanbau in Thailand wettbewerbsfähig und effizienter macht.

Es wird ein totales Umdenken aller benötigt, um dem Notstand der kleinen Reisbauern Thailands dauerhaft zu begegnen. Wenn die Großgrundbesitzer im Überfluss schwelgen und nebenan die fleißigen Familien brotlos werden, hat diese Regierung strukturpolitisch nichts bewegt. Vielleicht – und das weiß der Premierminister mit seinem Stab – wird das mit darüber entscheiden, wie Thailands innere Zerrissenheit bewältigt werden kann. Die Dürre auf den Feldern ist auch durch jahrzehntelange Dürre in den Köpfen entstanden.

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berndgrimm
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berndgrimm
29. Juni 2015 4:23 am

Die Dürre auf den Feldern ist auch durch jahrzehntelange Dürre in den Köpfen entstanden.

Genauso ist es.

Natürlich ist die Regierung schuld daran dass die armen Bauern verrecken!
Aber zunächst einmal die Yingluck Regierung der grossen haltlosen
Versprechungen und noch grösseren Betrügereien.

Die hat die Bauern die eh schon bis Oberkannte Unterlippe verschuldet
waren noch mehr in die Verschuldung getrieben.

berndgrimm
Gast
berndgrimm
25. Juni 2015 2:29 pm

Hanseat: Erstaunlich, in den nordischen Staudämmen? Dort herrscht doch die durch Rote eingeführte Demokratie? Überall sitzen vom Thaksin handverlesene Nichtskönner, um alles zu unternehmen, diesen Staat gegen die Wand zu fahren. Die dummen Hühner in den von den Roten befreiten Dörfern erwidern immer und immer wieder gegen diese negativen Errungenschaften der Thaksisten: „Er ist doch einer von uns!“

So ist es!
Da wird das blöde Wahlvieh wieder mit Sch..sshausparolen aufgehetzt
um von der eigenen Nichtsnutzigkeit abzulenken!
Thailand hat aufgrund vieler Versäumnisse einen Eiertanz zwischen
Dürre und Hochwasser aufzuführen.
Dieses Land ist so unglaublich fruchtbar dass es Möglichkeiten geben
sollte auch etwas anderes als Reis anzubauen!
Aber was der Bauer nicht kennt……

Hanseat
Gast
Hanseat
25. Juni 2015 7:35 am

„Fehler in der Verwaltung der immensen Wasserreserven der drei Staudämme im Norden sind eingeräumt worden.“

Erstaunlich, in den nordischen Staudämmen? Dort herrscht doch die durch Rote eingeführte Demokratie? Überall sitzen vom Thaksin handverlesene Nichtskönner, um alles zu unternehmen, diesen Staat gegen die Wand zu fahren. Die dummen Hühner in den von den Roten befreiten Dörfern erwidern immer und immer wieder gegen diese negativen Errungenschaften der Thaksisten: „Er ist doch einer von uns!“
Ebenso wie die Verwaltung der Flugsicherung nicht in der Lage ist, etwas gegen das Ungemach eines Flugverbotes der Thai-Airlines zu unternehmen haben die handverlesenen Fachleute der Wasserwirtschaft außer auf ihren Sesseln zu pfurtsen, nicht definitives in die Suppe zu brocken.

„Dass Prayuth zur Vorbeugung von „Wasserkriegen‘ Armeeeinheiten in die Dürregebiete entsendet hat, die notfalls mit Gewalt gegen rebellierende Reisbauern vorgehen, kam nicht gut an im ehemaligen Hoheitsgebiet von Taksin und Yingluck Shinawatra. Die Stimmung der Reisbauern, die nach dem Militärcoup 2014 noch den neuen Machthabern zugejubelt hatten, kippt.“

Da kann man doch nicht verhehlen, dass diese Taktik unseres Bobbeles zumindest die Abwanderung seiner Stammwähler vermindern kann. Wie gesagt: „Er ist doch einer von uns!“

Fazit dieser ganzen Fehlentwicklung sollte sein, endlich die Fachleute, die an den thailändischen Universitäten ihren Abschluss gemacht haben auch dort einzusetzen, wofür sie teilweise auf Kosten der Staatskasse haben studieren dürfen. Endlich müsste Schluss sein mit der Vergabe von lukrativen Pöstchen an 60jährigen Generälen, die eben keine diesbezüglichen Fachleute sind, zumindest nicht von den Aufgaben, die sie sich unter den Nagen gerissen haben.
Da verhindert der momentane Polizeichef die Entbeamtung des Dubaier, weil er keinen Ärger vor seiner Pensionierung im September 15 haben will? Ich höre immer wieder, dass unter dem MP eine Diktatur besteht, was oder wie sollen wir solche Einstellungen, nichts zutun, benennen? Auch das sind diktatorische Züge! Nur, da will ich berndgrimm beipflichten, wenn er sagt: „Wie lange will er sich das noch gefallen lassen?“