Regierung legt täglich Nachtleben auf Koh Samui lahm -schon seit 11 Tagen.

Elf Tage Chaos für Nachtschwärmer, elf Tage lang empfindliche Umsatzeinbussen für die Bar-Betreiber in den Partymeilen von Koh Samui. Seit 16. Juni rücken unerbittlich die Polizeitruppen in den Vergnügungszentren ein und drehen fast eigenhändig die Lichter aus. So lange hat es selten gedauert: Viele Unternehmer fürchten bereits um ihre Existenz.

Der drastische Vollzug der polizeilichen Sperrstunde ist nicht rechtswidrig, die Ordnungskräfte vollziehen, was im thailändischen Gesetzbuch festgeschrieben ist und bisher stets zum gegenseitigen Wohle ignoriert oder umgangen worden war. Eigene Regelungen galten im Sinne der Nachtlokal-Besitzer – noch mehr allerdings wegen der vielen Touristen aus aller Welt, von denen eine Mehrheit gerne noch nach 1 Uhr den Urlaubsabend feiert und geniesst.

Die Soi Green Mango in Chaweng ist ein Paradebeispiel dafür, was früher ging, was gerade nicht mehr geht und was mit mehr Wohlwollen der thailändischen Militärregierung gehen könnte. Henry’s African Bar, die von einem Deutschen geführte Happy Bar, im hinteren Bereich die berühmte Diskothek Green Mango: Nach Mitternacht tanzen die Menschen und stimmungsmässig tanzt auch der ‚Bär‘. Bis die Polizeieinheiten einrücken. Dann ist schlagartig Schluss mit lustig.

Zeigten viele Partygänger anfangs noch Verständnis, so ist das mittlerweile in erkennbare Verärgerung umgeschlagen. In Chaweng sind es nicht die berüchtigten Ballermann-Urlauber oder Sextouristen, denen ihr Vergnügen abgedreht wird, es sind in der Mehrheit junge Paare aus aller Welt, deutlich sichtbar auch viele gemeinsam reisende Frauen. Weshalb sie ohne Angabe von Gründen um 1 Uhr zur besten Ausgehzeit einer Ferieninsel von Uniformierten ins Bett geschickt werden, wollen sie nicht verstehen.

Der Vorwurf von den ‚Totengräbern des Tourismus‘ hat in Thailand einen langen Bart, zu oft hat sich nach einer Phase magerer Tage wieder die Realität durchgesetzt. Die hieß: Zugedrückte Augen, geduldete Sperrzeiten bis nach 3 Uhr morgens, Polizeiwarnungen wurden einvernehmlich geregelt, die Schau lief weiter und alle schienen zufrieden. Dieses Mal dauert es lange. Länger als es sich viele der altgedienten Barbetreiber vorgestellt hatten. Sie bereiten nun sogar einen Protestmarsch vor und wollen auf ihre Notlage aufmerksam machen. Die Wut wächst auf Koh Samui.

Mitleid gibt es in dieser Branche allerdings nicht, dafür extrem hohe Mieten und Nebenkosten in den Toplagen Chawengs. Wenn zur Hauptumsatzzeit die Polizei und das Militär anrücken und alle Betriebe trocken legen, dann werden viele wirtschaftlich nicht überleben können. Ertragseinbußen von 50 Prozent werden derzeit als finanzielle Hausnummer genannt.

In etwas abgelegeneren Barvierteln haben pfiffige Eigentümer mit ihrem Personal schon einen Spähdienst eingerichtet. Dort tauchen die Polizeieinheiten nicht so verlässlich auf wie in Chawengs Zentrum. Die Musik läuft zum Beispiel in Bang Rak in manchen Lokalen weiter, der volle Betrieb läuft – bis der Telefonanruf eingeht: Vorsicht, Polizei!

Thailand: Wo ein Wille ist, ist zumeist auch ein Weg. Dieses Mal scheint er steinig und lang. Zumal es keine verlässlichen Informationen gibt und die patrouillierenden Polizisten und Militäreinheiten mit fremden Gesichtern besetzt sind. Da geht dann sprichwörtlich gar nichts.

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berndgrimm
Gast
berndgrimm
27. Juni 2017 12:59 pm

In den 80ern und 90ern war in Thailand die Sperrstunde um Mitternacht.
Dann wurde aussen dichtgemacht und drinnen ging es weiter.
Nicht nur in BKK und in den Touristenorten sondern auch auf dem Lande.
Selbst in einer abgelegenen Bauernprovinz wie Phayao war dies der Fall.
Nicht während der Woche aber am WE und vor/an Feiertagen.

Wenn jetzt diese “gute” Militärdiktatur so einen Schwachsinn macht
so zeigt dies nur dass dies ein Ersatz für wirkliche Leistungen ist.
Sie kriegen ums Verrecken überhaupt nix auf die Reihe
und deshalb machen sie sowas.
Das trifft nur Ausländer und keine Thai.
Es trifft auch nur die wenigen anständigen Ausländer die noch
nach Thailand kommen.
Die Kernzielgruppe von ausländischen Kriminellen,Betrügern und Perversen
lässt sich durch sowas nicht abschrecken und an denen kann man viel mehr verdienen
als an den Anderen die für ihr Geld noch eine reale Gegenleistung verlangen!