Burma-Serie: Vertreibung der Rohingyas – Teil 2

Sein Name sei Muhammed Taher, sagt der Mann, dem das Sprechen Schmerzen bereitet. Das burmesische Militär habe sein Dorf angegriffen. Er sei angeschossen worden und dann zu Fuß über die Grenze geflohen. Der Rohingya trägt einen schmalen Kinnbart, sein weißes Hemd hängt zerfetzt über seinen Schultern. Eilig wird der Angeschossene in den Rettungswagen von Ärzten ohne Grenzen gebracht, der ihn ins nächste Krankenhaus bringen soll.
TEIL 1 hier.

Massenproteste in Jakarta

In diesen Momenten ist das ganze Ausmaß der humanitären Krise zu spüren, die mit dem Beginn der Kämpfe in Westburma vor rund zwei Wochen begonnen hat. Rund 146.000 Rohingya sollen laut einem Repräsentanten der Internationalen Organisation für Migration (IOM) schon nach Bangladesch geflohen sein. Am Dienstag allein waren es demnach 23.000 Rohingya.

Doch die burmesische Regierung unter der Staatsrätin Aung San Suu Kyi leugnet, dass es zu Greueln gekommen ist. Sie macht allein eine Gruppe aufständischer Rohingya, die am 25. August diverse Polizeiposten im Westen Burmas angegriffen hatte, für die Gewalt verantwortlich.

Die meisten Rohingya im Grenzgebiet sehen bei den militanten Aufständischen auch tatsächlich eine Mitschuld an dem, was ihnen seither widerfahren ist. Der Angriff der „Arakan Rohingya Salvation Army“ (Arsa) sei schließlich der Auslöser für die jüngsten Gewalttaten gewesen, sagt ein Rohingya-Flüchtling.

Die Regierung gehe aber nicht gegen die Aufständischen vor, sondern gegen die normalen Menschen, gegen Kinder, Frauen und Alte. „Jedes Haus, jedes Dorf wurde niedergebrannt“, sagt der Rohingya. Die von der Regierung als „Terroristen“ deklarierten Aufständischen würden sich derweil in den Bergen verstecken.

Die internationale Gemeinschaft hatte die Angriffe der Rebellen dabei ebenso kritisiert wie nun die Taten des Militärs gegen der Zivilbevölkerung. Doch die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi behauptete am Mittwoch in einer Mitteilung, das Ausland sei einem „riesigen Eisberg an Fehlinformationen“ aufgesessen.

Sie äußerte sich damit zum ersten Mal persönlich zu der Krise, direkt nachdem sie mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert hatte. Vor allem in der muslimischen Welt ist die Empörung über das Schicksal der Glaubensbrüder in Burma groß. In der indonesischen Hauptstadt Jakarta versammelten sich am Mittwoch Tausende Muslime zu einem Massenprotest vor der burmesischen Botschaft.

„Mit Gewalt haben sie uns aus unserem Dorf gejagt“

Tatsächlich ist das, was nahe der Grenze in Bangladesch zu hören und zu sehen ist, kaum „falsch zu verstehen“, wie Aung Sang Suu Kyi behauptet. Am Straßenrand haben die Flüchtlinge zwischen den Bäumen einfache Lager aufgeschlagen. In kleinen und größeren Gruppen sind sie auf den Straßen unterwegs, bepackt mit Koffern und Säcken, die sie an Bambusstangen über der Schulter tragen oder auf ihren Köpfen balancieren. Einige von ihnen zeigen Wunden, die Streifschüsse des Militärs an ihren Körpern hinterlassen haben.

Teil 3:  09.September 2017

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berndgrimm
Gast
berndgrimm
8. September 2017 11:38 am

Es ist bezeichnend dass wir jetzt, wo in Thailand die Kacke am Dampfen ist
und sich die „gute“ Militärjunta selber ad absurdum führt mit unsinnigen
Räuberpistolen aus Burma abgelenkt werden sollen.
Burma ist ein Vielvölkerstaat wo die ethnischen Burmesen viele
Minderheiten unterdrücken.
Es herrscht immer noch eine Militärdiktatur (trotz „Wahlen“)
un niemand weiss für wen Aung San Suu Kyi arbeitet
und was sie wirklich vorhat.
Nicht zuletzt sind in Burma auch viele reiche Thai am Werke.
Schliesslich haben sowohl Thaksin als auch die Thai Junta
sehr gute Beziehungen zu den Militärdiktatoren.
Ich habe mich zuletzt vor 2 Jahren noch einmal in Burma
umgesehen weil wir damals schon weg wollten aus Thailand.
War aber überhaupt nicht positiv.
Alles was irgendeinen Wert hat ist drüben schon in Thai Besitz.
Viel zu teuer, keine Infrastruktur und kein Rechtsstaat in Sicht.
Da wären wir vom Regen in die Traufe gekommen.
Wenn man also in diesem Thailand Blog über Burma
schreiben wll, so sollte man über die Komplizenschaft
der letzten Thai Regierungen mit den Generälen der Militärdktatur
in Burma schreiben und über die Ausbeutung der burmesischen Minderheiten
die als (nicht anerkannte) Flüchtlinge nach Thailand kamen
und hier vermarktet werden.