Burma: Papst Franziskus besucht Burma

Mitten im Konflikt um die Rohingya besucht Papst Franziskus von heute an Myanmar. Er kommt mit einer Friedensbotschaft. Doch falls er das Wort “Rohingya” in den Mund nehmen sollte, könnte seine Mission schwierig werden.

Mit dieser Aussage hat er es sich nicht leichter gemacht: “Uns haben traurige Nachrichten erreicht über die Verfolgung der religiösen Minderheit, es sind unsere Brüder, die Rohingya”, sagte Papst Franziskus.

Wer das Problem der Rohingya anspricht und sie auch noch als Rohingya bezeichnet, dem wird in Myanmar nicht unbedingt der rote Teppich ausgerollt. Aber Franziskus ist kein x-beliebiger Mensch und er ist auch kein x-beliebiger Papst: Er ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt und sein Benehmen schwer einzuschätzen ist.

Darum wollten einige Menschen vorbeugen, internationale Persönlichkeiten wie Kofi Annan oder der burmesische Kardinal Charles Maung Bo. “Wir haben ihn natürlich gebeten, zumindest das Wort Rohingya nicht zu benutzen, denn es ist sehr umstritten und nicht akzeptabel – weder für das Militär noch für die Regierung oder die Bevölkerung Myanmars”, sagte er.

Treffen auch mit dem Armeechef

Muslime in Myanmar, oder Bengali, so bezeichnen die anderen Bewohner des Landes die Rohingya. Sie erkennen sie weder als Bürger Myanmars an noch als eigenständige ethnische Gruppe. Immerhin fügte Kardinal Bo hinzu: “Sie sind auch Menschen und haben ein menschliches Gesicht und Menschenwürde, es gibt also keinen Grund, sie zu töten oder auszulöschen. Also wünschen wir – und das wird der Heilige Vater auch sagen – dass diese Menschen Hilfe bekommen sollen.”

Das und mehr wird der Papst tun: Er will auch – was bisher nicht geplant war – den Armeechef treffen. Von ihm nehmen viele an, dass er verantwortlich ist für die Taten und Untaten des Militärs an den Rohingya.

Nur ein Prozent Katholiken

Franziskus kommt mit einer Friedensbotschaft. Das hoffen zumindest die Katholiken des Landes wie Saw Zaw Lin: “Viele Menschen sind wegen des Konflikts in Rakhine gestorben. Beide Seiten sind betroffen. Aber der Papst ist nicht hier, um eine Seite einzunehmen, sondern um Frieden zu bringen. Ich hoffe, dass durch seinen Besuch Myanmar wieder Frieden bekommt.”

Nur knapp ein Prozent der Bevölkerung, also 450.000 Menschen sind katholisch. Fünf Prozent der Einwohner insgesamt sind christlichen Glaubens im vornehmlich buddhistischen Myanmar. Auch den obersten Rat der Buddhisten, den Sangha, will Franziskus treffen. Das sei ebenfalls ein Zeichen, sagt Pater Cervellera vom katholischen Nachrichtenportal Asianews. Dieser Rat habe “die fundamentalistischen Positionen der buddhistischen Mönche kritisiert, die die muslimischen Rohingya angegriffen haben. Dieses Gremium, das der Papst besucht, will das Zusammenleben der Minderheiten.”

Demonstrationsverbot in ganz Rangun

Von Seiten der buddhistischen Hardliner hingegen befürchten die Sicherheitsbehörden Proteste – die Solidarität des Papstes mit den Rohingya ist bei ihnen nicht gut angekommen. Ein stadtweites Demonstrationsverbot soll für Ruhe und Sicherheit in Rangun sorgen, der größten Stadt des Landes. Auch Myanmars faktische Regierungschefin Suu Kyi wird der Papst in Myanmar treffen – mit völlig offenem Ausgang.

Was vom Treffen mit Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, der de-facto-Regierungschefin zu erwarten ist, kann keiner sagen. Durch das Abkommen über die Rückkehr der Rohingya, das vorigen Donnerstag unterzeichnet wurde, federte sie den Druck der internationalen Gemeinschaft ein wenig ab.

Unterdessen steht vor der St. Marien-Kathedrale in Rangun ein riesiges Schild: Das herzlichste Willkommen für den Heiligen Vater Papst Franziskus, Botschafter für Liebe und Frieden.

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