Burma: AP-Reporter gehen von 5 Massengräber in Rakhine aus

Die Nachrichtenagentur AP veröffentlichte Bilder und Videos, die mindestens fünf Massengräber in Burma aufzeigen sollen. Zurzeit sind die Flüchtlinge in Bangladesh eine der wenigen verbleibenden Informationsquellen.

«Es war ein grosses Durcheinander von übereinandergestapelten Körpern», erzählt der 24-jährige Kadir gegenüber der Nachrichtenagentur AP. «Ich empfand grossen Kummer für sie.» Kadir ist einer von über einem Dutzend Zeugen, welche AP-Reporter im Balukhali-Flüchtlingslager in Bangladesh interviewten.

Dank Videos und Bildern auf ihren Mobiltelefonen konnten die Flüchtlinge den Journalisten zeigen, was in reinen Worten nur schwer zu erzählen ist. Sie zeigen leblose Körper, die zur Hälfte aus dem Boden ragen. Manchen von ihnen wurde der Kopf abgetrennt. Um sie herum Pfützen von blaugrüner Säure. Laut AP beweisen diese Aufnahmen die Existenz von mindestens fünf weiteren Massengräbern, die bis anhin noch unbekannt gewesen waren.

Die von AP interviewten Flüchtlinge stammen aus dem Dorf Gu Dar Pyin in Burma,wo sie am 27. August von über 200 bewaffneten Soldaten überfallen wurden. Zeugen berichten, die Soldaten hätten Säure über die Gesichter der Toten gekippt, um sie unkenntlich zu machen. Das Dorf wurde danach niedergebrannt, die Bewohner flüchteten in die angrenzenden Wälder. Wenige Tage nach dem Massaker kehrten Kadir und weitere Bewohner zurück ins Dorf, um nach Verwandten zu suchen. Dabei stiessen sie auf die Gräber. Durch den Monsunregen kamen immer mehr Körper unter der Erde hervor. Heute leben die wenigen Überlebenden in den riesigen Flüchtlingslagern in Bangladesh.

Da es für Journalisten immer schwieriger wird, Zugang zu den Dörfern der Flüchtlinge zu erhalten, sind sie die wichtigste Quelle, um über die verheerenden Zustände in Burma zu berichten. Nach den Aussagen ihrer Zeugen schätzt AP die Anzahl der sich in den Gräbern befindenden Toten auf 400. Die Vereinten Nationen sprechen im Zusammenhang mit den Vorkommnissen im Westen von Burma von ethnischer Säuberung.

Deutliche Worte der Uno

Die Sonderberichterstatterin der Uno, Yanghee Lee, beendete am Donnerstag ihre Erkundungsmission zur Situation der Menschenrechte in Burma. In ihrer Abschlussrede verdeutlichte sie, dass es bei den Vereinten Nationen keine grosse Hoffnung auf eine baldige Rückkehr der rund 700 000 Flüchtlinge gebe. Vor über einer Woche hätte die Rückführung der muslimischen Minderheit beginnen sollen. Lee findet gegenüber der burmesischen Regierung klare Worte und kritisiert auch deren Umgang mit Journalisten aufs Schärfste.

Im Dezember vergangenen Jahres wurden zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters verhaftet, als sie ein Massaker in Rakhine untersuchen wollten. Die beiden befinden sich bis heute in einem burmesischen Gefängnis und warten auf einen Prozess. Jedoch werden nicht nur Journalisten von Untersuchungen der Massaker abgehalten. Auch das UNHCR wird in seiner Arbeit behindert. Auch Lee hielt sich für ihre Untersuchungen hauptsächlich in den Flüchtlingslagern in Bangladesh auf, um dort von den Flüchtlingen mehr über ihre Situation zu erfahren.

Auch Kuwait blitzte ab

Die burmesische Regierung hat diese Woche dem Uno-Sicherheitsrat mitgeteilt, dessen Vertreter sollten eine geplante Reise nach Burma im Februar nicht antreten. Dies sagte der kuwaitische Uno-Botschafter Mansour al-Qtaibi, dessen Land derzeit die Präsidentschaft im Sicherheitsrat innehat, am Donnerstag. Es sei nicht der richtige Zeitpunkt, habe es aus Burma geheissen. Die Regierung habe den Besuch jedoch nicht definitiv abgelehnt, äusserte sich al-Qtaibi optimistisch. Al-Qtaibi zeigte sich überzeugt, dass ein solcher zu einem späteren Zeitpunkt durch ein anderes Ratsmitglied durchgeführt werden könnte. Die Aufforderungen der Uno an die burmesische Regierung, Journalisten vollständigen Zugang ins Land zu gewähren und die exzessive Militärgewalt in Rakhine zu stoppen, hatten bisher keinen Erfolg.

 

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