Go-Jek Motorrad-Taxi mischt Südostasien auf – Google als Investor

In Indonesiens Hauptstadt Jakarta sieht man sie schon überall: Die grün gekleideten Motorradfahrer der Taxi-App Go-Jek, die sich flink durch die Staus der Megacity schlängeln.

Nun dürften sie bald auch in anderen Metropolen Südostasiens auftauchen, zum Beispiel in Bangkok, Singapur und Manila. Go-Jek sieht nach dem Rückzug von Uber aus der Region eine Lücke im Markt – und will hineinstoßen. Rund 500 Millionen US-Dollar will Go-Jek in den kommenden Monaten bei seiner Expansion nach Vietnam, Thailand, Singapur und den Philippinen zu investieren.

Geld ist genug da; das Start-up wird von mächtige Investoren unterstützt.Unter anderem investierten bereits die Google-Mutter Alphabet und der chinesische Internetkonzern Tencent in das junge Unternehmen. Insgesamt wird das Start-up mit rund fünf Milliarden US-Dollar bewertet und gilt damit als Indonesiens Vorzeige-Start-up.

Auch die deutsche Versicherung Allianz dürfte die Pläne mit Spannung verfolgen. Die Münchner steckten erst im April über ihre digitale Investmenteinheit Allianz X 35 Millionen US-Dollar in das Start-up – als erstes Investment der Start-up Abteilung in Südostasien überhaupt.

Auf den neuen Märkten wird es Go-Jek dann vor allem mit einem Konkurrenten zu tun bekommen: Grab. Das singapurische Start-up schluckte Anfang des Jahres nach hartem Wettkampf den amerikanischen Konkurrenten Uber in der Region. In einigen Staaten befürchteten Kunden bereits ein Monopol, auch Wettbewerbsbehörden prüfen den Deal.

Go-Jeks Expansionsankündigung am Donnerstag klang wie eine kaum versteckte Kampfansage an den Konkurrenten. „Die Menschen in Vietnam, Thailand, Singapur und den Philippinen haben nicht das Gefühl, dass sie genügend Auswahlmöglichkeiten haben”, sagt Go-Jek-Chef Nadiem Makarim. „In einer Welt ohne Wettbewerb werden Unternehmen manchmal zu Monolithen, die nicht mehr hören, was Kunden wollen.”

Der Markt für Taxi-Apps in Südostasien boomt. Wegen laxer Regulierung und dramatischer Verkehrsproblemen konnten die Start-ups schnell expandieren. Das dürfte so weitergehen: In einem gemeinsamen Bericht gehen Google und der singapurische Staatsfonds Temasek davon aus, dass sich der Markt bis 2025 vervierfachen dürfte. Er wäre dann mehr als 20 Milliarden US-Dollar groß.

Dabei sind die Start-ups längst keine reinen Mobilitätsdienstleister mehr. Go-Jek ist zu einer Plattform geworden, über die Kunden auch Putzfrauen und Automechaniker buchen lassen. Auch Grab bietet verschiedene Dienstleistungen an. Vor allem haben sich beide Unternehmen in den vergangenen Monaten zusehends in Fintechs verwandelt und mehrere junge Unternehmen aus der Finanzbranche aufgekauft.

Über ihre Apps verkaufen sie auch Mikro-Kredite und Versicherungen oder bieten digitale Zahlungsdienstleistungen an. Sie treten damit immer stärker mit Alibaba in Konkurrenz, das mit seinem Finanzunternehmen Ant Financial aggressiv in den südostasiatischen Markt drängt.

Alle Marktteilnehmer hoffen auf Kunden, die noch nie ein Bankkonto besaßen. Die Taxi-Apps haben dabei einen Vorteil: Die Millionen Fahrer dienen als Schnittstelle zwischen der Offline- und Onlinewelt – als eine Art fahrende Geldautomaten.

Auch deswegen war Go-Jek für die Allianz-Versicherung interessant. Die Münchner beschreiben die Beteiligung als eine „strategische Investition”. Im Bereich Versicherungen kooperierte man schon vor der Beteiligung, so versicherte die Allianz rund eine Million Fahrer der App.  Nun will das Unternehmen die App noch stärker als Vertriebskanal nutzen.

„Gemeinsam können wir der breiten Go-Jek Community einzigartige Finanzprodukte und Dienstleistungen anbieten”, sagte der Geschäftsführer der Allianz Life Indonesia, Joos Louwerier, bei der Bekanntgabe der Investition.

In den nun anvisierten Märkten will Go-Jek zunächst nur Mobilitätsdienstleistungen anbieten. Das Unternehmen kündigte aber bereits an, langfristig die gleichen Angebote wie in Indonesien zu machen – auch die Allianz könnte dann mitwachsen.

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