The Ocean Cleanup: Projekt soll die Weltmeere vom Müll befreien

Seit Sonntag ist das 2013 gegründete Projekt «The Ocean Cleanup» im Meer. Das Ziel ist der berüchtigte Müllteppich im Pazifischen Ozean. Sein Erfolg ist jedoch ungewiss.

Ein 16-jähriger Junge aus den Niederlanden schnorchelt an der griechischen Küste im Mittelmeer und macht eine Entdeckung, die ihn nicht mehr loslassen wird: Durch seine Taucherbrille sieht Boyan Slat mehr Plastiktüten im Wasser herumschwimmen als Fische.

Zurück aus den Ferien, widmet er ein Schulprojekt der Problematik. Der Junge will nicht einsehen, weshalb die Reinigung der Weltmeere vom Plastikmüll von vielen Forschern als unmöglich betrachtet wird. Acht Jahre später geht mit «The Ocean Cleanup» nun das Projekt, mit dem er sie vom Gegenteil überzeugen will, in die entscheidende Phase. Der 600 Meter lange Schwimmkörper verliess am Sonntag die Bucht von San Francisco.


Boyan Slat, Gründer und CEO von Ocean Cleanup.

600-Meter-Schlauch

«Unser wichtigstes Ziel ist, zu zeigen, dass es funktioniert. In ein paar Monaten wird hoffentlich das Plastik zurück in den Hafen transportiert. Dann hätten wir eine erprobte Technologie und könnten das Projekt auf vielleicht 60 dieser Systeme aufstocken. Mit dieser Zahl hoffen wir, alle fünf Jahre den pazifischen Müllwirbel halbieren zu können», sagte der heute 24-Jährige an der Pressekonferenz zum Auftakt des Projektes am Sonntag. Was 2012 als Idee eines Gymnasiasten begann, ist zu einem internationalen und respektierten Unternehmen herangewachsen.

Die Monsteraufgabe der Müllbereinigung erledigen soll ein 600 Meter langer Schlauch mit dem Namen «System 001», welcher seit März 2018 in der Bucht von San Francisco zusammengebaut wurde. Die Idee der Konstruktion, die aus einzelnen Röhren einen Schlauch bildet, ist es, dass dieser autonom funktioniert. Der Schlauch treibt passiv im Meer und soll sich durch die Strömung wie zwei Fangarme langsam um den Plastikmüll herum zu einer grossen U-Form zusammenziehen.

Weil der Schlauch über der Wasseroberfläche schwimmt und sich daher dank Wind und Strömung schneller fortbewegt als der Müll, kann er diesen zu einem dichten Haufen zusammentragen. Unter der Wasseroberfläche hängt ein drei Meter langes Tuch, das dank seiner Dichte auch kleinste Teile mitziehen soll.

Von alleine kommt der Schlauch nicht zurück an die Küste. Kameras und Sensoren, die an den Röhren befestigt sind, ermöglichen den Ingenieuren, den Fortschritt zu überwachen. Alle sechs Wochen soll ein Schiff hinausfahren, um den eingesammelten Plastik herauszuheben. Zurück an Land, soll dieser dann verkauft und rezykliert werden. Damit kann die Stiftung viel Geld verdienen.

300 Euro Startkapital

Das Ziel der Stiftung ist ambitioniert: Bis 2040 sollen mit der Technologie 90 Prozent des Plastikmülls, der an fünf verschiedenen Stellen der Weltmeere treibt, entfernt werden. Als Auftakt konzentriert sich das Team auf den «Grossen Müllfleck» im Pazifischen Ozean. Zwischen der Küste Kaliforniens und den Stränden Hawaiis schwimmen schätzungsweise 45 000 bis 129 000 Tonnen Plastik an der Wasseroberfläche.

Wie viel Müll der Fleck exakt beinhaltet, konnte bisher nicht gemessen werden. Flächenmässig ist er jedoch etwa so gross wie Frankreich und Grossbritannien zusammen. Ob das Projekt diese enorme Menge wird bereinigen können, ist unklar. Der Erfolg hängt auch davon ab, wie viel Plastik in den kommenden Jahren weiter in den Pazifik gelangt. Zusätzlich können die Experten von «The Ocean Cleanup» nicht garantieren, dass die bisher noch unerprobte Technologie wirklich funktioniert.

Die Idee von Slat begann als ein reines Schulprojekt. Von ihrem Potenzial war der Niederländer jedoch stets überzeugt, und er entwickelte sie kontinuierlich weiter. Nach seinem Schulabschluss 2012 durfte er seine Idee zur Befreiung der Weltmeere vom Plastikmüll bei einer «TEDx»-Innovationskonferenz im holländischen Delft präsentieren. Es blieb jedoch trotzdem vorerst ruhig um den ambitionierten Jungen. Sein Studium in Luft- und Raumfahrt brach er nach nur einem Semester wieder ab und gründete «The Ocean Cleanup» – mit 300 Euro Startkapital. Damit wäre er wohl nicht besondern weit gekommen.

Im März 2013 änderte sich dies über Nacht. Nachrichtenportale wurden auf das Video seiner Rede an der Konferenz aufmerksam, worauf es sich wie ein Lauffeuer im Internet verbreitete. Seine Idee gewann von Investoren und Umweltorganisationen immer mehr Aufmerksamkeit. Auf Youtube hat das Video mittlerweile 2,8 Millionen Aufrufe. Innerhalb weniger Tage konnte Slat ein Team rekrutieren und dank Crowdfunding über 90 000 Dollar an Spenden sammeln. Heute hat das Projekt dank der Beteiligung der Niederlande und privaten Investoren ein Budget von 20 Millionen Euro. Ab 2020 soll die Technologie auf die weiteren vier auf den Weltmeeren treibenden Müllflächen angewendet werden.

Das Plastikzeitalter

In den nächsten zwei Wochen soll die Technologie etwa 500 Kilometer ausserhalb der Bucht von San Francisco einer Generalprobe unterzogen werden, bevor es dann definitiv in Richtung Pazifik geht. Funktioniert das System so, wie es sich die Ingenieure erhoffen, könnte es zwar einen Grossteil der Plastikstücke im Meer einsammeln. Diese sind jedoch nicht das einzige Problem. Der Grossteil des Plastiks im Meer befindet sich tiefer unten in winziger Form.

An der Wasseroberfläche findet sich nur ein Bruchteil des Plastiks im Meer

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4 Comments
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sf
Gast
sf
11. September 2018 8:31 pm

Ein süßer Vorschlag! 

berndgrimm
Gast
berndgrimm
11. September 2018 9:48 am

Es ist sehr schön dass es auch heute noch viele Jugendliche gibt die sich wirklich

um ihre Umwelt Gedanken machen.

Auch in Thailand übrigens! 

Aber am Ende liegt es an den Regierenden und an den Machthabern!

Und da sieht es in Thailand genauso finster aus wie in den USA.

Ich hoffe (bin eigentlich überzeugt) dass dieses System funktioniert.

Ähnliches verwendet man ja auch um Ölteppiche zu beseitigen.

Aber es hilft eben nur gegen Oberflächen Kontamination.

Gegen die Plastik und vor allem Styropor welches im Wasser

schwebt und die Fische krepieren lässt hilft es nicht.

Da hilft am Ende leider nur Einsicht und Vernunft 

die es heutzutage leider weder bei der Mehrheit der Bevölkerung

noch bei den Herrschenden gibt!

Nicht nur in Thailand!

Aber Thailand ist nicht nur bei den Verkehrstoten

sondern besonders auch in der Umweltzerstörung weltweit

ganz vorn!

 

berndgrimm
Gast
berndgrimm
11. September 2018 8:12 am

Also heute 11.9. 8Uhr8 kann ich diesen Beitrag als letzten über Google Chrome sehen!

Bei FF ist weltweite Demos ….. der neueste Beitrag und bei Opera immer noch

Koh Phangan  vom 9.9.

Mein neuester Beitrag den ich um 5 Uhr heute Morgen über FF schrieb ist nicht

in der Kommentarspalte  zu sehen. Nirgendwo.

Ich muss ihn erst suchen , er war wegen Koh Tao….

Als ich diesen Kommentar abschickte, erschien
plötzlich mein Kommentar von 5 Uhr in der Kommentarspalte
aber dieser hier nicht!