Moskau und Peking demonstrieren Einigkeit zum 80. Jahrestag des Kriegsendes
Mit militärischen Ehren ist Chinas Präsident Xi Jinping in Moskau empfangen worden – zu einem Besuch, der weit mehr als nur Symbolpolitik bedeutet. Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs demonstrieren China und Russland Einigkeit – gegen die Dominanz des Westens und für eine neue multipolare Weltordnung.
Im weitläufigen Empfangssaal des Kremls inszenierte sich die Begegnung zwischen Xi und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin als großes geopolitisches Schauspiel: ein langsamer Gang aufeinander zu, festgehalten von Dutzenden Kameras. Ein Handschlag, Lächeln, diplomatisches Ritual – doch die Botschaft dahinter war unmissverständlich: In Zeiten internationaler Isolation sucht Russland Schulterschluss mit China. Und China ist bereit, ihm diesen zu gewähren.
Symbolträchtiger Schulterschluss
Putin, der wegen des Ukraine-Krieges und eines internationalen Haftbefehls weitgehend diplomatisch geächtet ist, empfängt zur Feier des Kriegsendes nur wenige internationale Gäste. Westliche Regierungschefs blieben der Veranstaltung fern. Anwesend sind unter anderem die Staatschefs aus Kuba, Venezuela, der Mongolei – und aus Europa nur Serbiens Präsident Vucic und der slowakische Ministerpräsident Fico. Dass ausgerechnet Xi Jinping kommt, unterstreicht die strategische Bedeutung dieser Partnerschaft.
Gleich mit zwei Boeing 747-800 reiste Xi samt Delegation an – ein Zeichen von Macht, Organisation und politischem Willen. In seiner schriftlichen Stellungnahme nach der Ankunft forderte er eine internationale Ordnung, „mit den Vereinten Nationen im Zentrum und dem Völkerrecht als Grundlage“. Es sei Zeit, sich gegen Hegemonismus zu stellen und „echten Multilateralismus“ zu fördern.
Ein gemeinsames Ziel: Weltordnung neu denken
Beide Länder eint ein geopolitisches Ziel: Die Vorherrschaft der USA soll beendet, eine multipolare Ordnung etabliert werden. Analyst Claus Soong vom Berliner Think Tank MERICS sieht in Russland für China einen „strategischen Partner, um den globalen Süden zu bündeln“. Die Vision: eine Weltordnung, in der China und Russland gemeinsam mit aufstrebenden Staaten des Südens den Takt angeben – statt sich dem Kurs Washingtons zu unterwerfen.
Auch wirtschaftlich könnten die Unterschiede zwischen den beiden Staaten kaum größer sein: Während China in Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz investiert, bleibt Russland abhängig von Waffenexporten und Rohstoffen – Branchen, die durch Sanktionen unter Druck geraten. Dennoch – oder gerade deswegen – sucht Moskau den Schulterschluss mit der Supermacht China.
Signal an den Westen
Beim Treffen am Donnerstag wurde Xi noch deutlicher: Man wolle die „internationale Gerechtigkeit entschlossen verteidigen“ und für eine „faire und gerechte globale Governance“ eintreten. Die Botschaft richtet sich nicht nur an Washington, sondern auch an Europa, mit dem Peking diese Woche 50 Jahre diplomatische Beziehungen feierte.
Der Besuch Xis in Moskau ist mehr als ein symbolischer Akt. Er ist ein klares geopolitisches Statement: China und Russland sehen sich als Pfeiler einer neuen Weltordnung – mit Ambitionen, die weit über den Anlass der Feierlichkeiten hinausreichen.
- Quelle: STIN // KI