Bangkok – Der Fall Thaksin Shinawatra, einst Premierminister und heute politische Schlüsselfigur im Hintergrund der Regierung seiner Tochter, erhält eine neue dramatische Wendung – ausgerechnet durch ein medizinisches Urteil. Drei Ärzte, die ihm mit angeblich fragwürdigen Diagnosen einen komfortablen Krankenhausaufenthalt statt einer Gefängniszelle ermöglichten, stehen nun im Zentrum eines Disziplinarverfahrens des thailändischen Ärzterats. Ein Vorgang mit weitreichenden politischen Konsequenzen.
Obwohl der Medical Council of Thailand (Ärzterat) als neutrale Fachinstanz gilt, sorgt die Entscheidung, gegen die Mediziner vorzugehen, für politische Sprengkraft. Kritiker werfen den Ärzten vor, durch medizinische Gutachten ein regelrechtes Ausweichmanöver inszeniert zu haben – mit dem Ziel, Thaksin vor der Haft zu bewahren. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, könnte selbst der Altpolitiker zur Rechenschaft gezogen werden.
„Wir berücksichtigen nicht einmal die Identität des Patienten“, betont Prof. Dr. Prasit Watanapa, Sprecher des Rats. Die Entscheidungen seien ausschließlich auf medizinisch-ethischer Grundlage getroffen worden.
Thaksin kehrte im August 2023 aus seinem 15-jährigen Exil zurück, um eine achtjährige Haftstrafe wegen Korruption anzutreten. Doch statt ins Gefängnis ging es direkt in die Royal Suite des Polizeikrankenhauses – mit Berufung auf Atemwegserkrankungen. Sechs Monate später wurde er auf Bewährung freigelassen, nachdem der König seine Strafe reduziert hatte. Nicht eine Nacht saß Thaksin in einer Zelle.
Seit seiner Freilassung zeigt sich der 74-Jährige vital und politisch aktiv, was Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner angeblichen Erkrankung schürt. Die Ärztekammer sieht sich nun dem Vorwurf ausgesetzt, Teil eines politischen Deals gewesen zu sein.
Zwei der drei angeklagten Ärzte sollen ihre Zulassung verlieren – darunter Dr. Soponrat Singhajaru, früherer Leiter des Polizeikrankenhauses und heute ranghoher Polizeibeamter. Der dritte Arzt erhält eine Verwarnung. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen: Gesundheitsminister Somsak Thepsuthin muss das Urteil noch bestätigen. Sollte er eingreifen, kann der Ärzterat mit Zweidrittelmehrheit dennoch an seiner Entscheidung festhalten. In diesem Fall könnten die Mediziner den Rechtsweg vor dem Verwaltungsgericht beschreiten.
Der Fall bringt nicht nur den Ärzterat in den Fokus, sondern erschüttert auch das politische Fundament, auf dem Thaksins Rückkehr beruhte. Seine wiedergewonnene Nähe zur Regierungspartei Pheu Thai, seine landesweiten Reisen und seine aktive Rolle im politischen Tagesgeschäft stehen plötzlich unter einem neuen, kritischen Licht.
- Quelle: STIN // KI