Brasília – Die brasilianische Zentralbank sieht in absehbarer Zeit keine realistische Möglichkeit, dass die Schwellenländer der BRICS-Gruppe wirtschaftlich in der Lage sein werden, eine ernsthafte Alternative zur globalen Dominanz des US-Dollars zu etablieren. Dies erklärte Nilton David, Direktor für Geldpolitik der Zentralbank Brasiliens, am Montag in einem öffentlich übertragenen Webcast.
Laut David gebe es aktuell keinen signifikanten Bestand an Vermögenswerten innerhalb der BRICS-Staaten, der mit der Markttiefe und Stabilität des US-Dollars vergleichbar sei. Auch in den kommenden zehn Jahren sei nicht mit grundlegenden Veränderungen zu rechnen. Zwar würden alternative Zahlungsinstrumente an Bedeutung gewinnen und könnten bilaterale Handelsabkommen unterstützen, doch diese Entwicklungen reichten seiner Einschätzung nach nicht aus, um die Rolle des Dollars entscheidend zu schwächen.
Das Kürzel BRICS steht für die fünf Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, die seit 2009 enger zusammenarbeiten, um globalen Herausforderungen gemeinschaftlich zu begegnen. In jüngerer Zeit wurde die Gruppe um sechs weitere Länder erweitert, darunter Ägypten, Äthiopien, Indonesien, der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate, womit BRICS zunehmend als diplomatisches Gegengewicht zu westlich geprägten Wirtschaftsblöcken wahrgenommen wird.
Berichten zufolge hat Brasilien als derzeitiger BRICS-Vorsitz entschieden, Gespräche über die Einführung einer gemeinsamen Währung vorerst nicht weiterzuverfolgen. Stattdessen liegt der Fokus auf der Reduzierung der Abhängigkeit vom US-Dollar – etwa durch die Integration nationaler Zahlungssysteme oder die Entwicklung gemeinsamer Standards im Bereich Blockchain-Technologie, in Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.
In Bezug auf digitale Währungen äußerte sich David zurückhaltend. Bitcoin sei seiner Ansicht nach eine „von Natur aus spekulative Währung“ und für den Einsatz im regulären Zahlungsverkehr derzeit ungeeignet. Brasiliens Währungsreserven in Höhe von rund 340 Milliarden US-Dollar würden nach wie vor überwiegend in Dollar gehalten, da der Großteil des internationalen Handels des Landes in der US-Währung abgewickelt werde.
David betonte, dass die brasilianische Zentralbank an der Aufrechterhaltung von Liquidität und Markttiefe im Devisenhandel festhalte, auch wenn dies zu erhöhten Schwankungen führen könne. Der brasilianische Real sei eng mit globalen Risikoanlagen korreliert, was seine Volatilität verstärke. Dieses Merkmal ziehe Anleger an, die kurzfristige Engagements bevorzugten, was wiederum zu häufigen Veränderungen in der Währungsnachfrage führe.
STIN // AI