Bangkok – Während Thailand weiterhin aktiv nach neuen Freihandelsabkommen (FTAs) sucht, bleibt das Land nach Einschätzung der Ökonomin Trinh Nguyen von Natixis wirtschaftlich verwundbar. Bei einem Seminar in Singapur erklärte Nguyen, dass regionale Handelsinitiativen zwar einige Vorteile bieten, jedoch keine langfristige Lösung für Thailands strukturelle Herausforderungen seien.
Besonders das angestrebte Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union könnte Thailand neue Chancen eröffnen. Nguyen betonte jedoch, dass Handelsabkommen allein nicht ausreichten, um das Land vor zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit zu schützen. „Thailand wird sich stärker auf den Export von Endprodukten konzentrieren, was zwar effizienter ist, aber die grundlegenden Grenzen regionaler Kooperation bleiben bestehen“, so Nguyen.
Trotz der politischen Unsicherheiten der vergangenen Jahre habe Thailand von kompetenten Technokraten profitiert, die wichtige Institutionen stabil gehalten hätten. „Manche sehen Thailand als verlorenen Fall, aber tatsächlich steht das Land besser da als viele andere Schwellenländer. Das Finanzministerium, die Zentralbank – sie funktionieren. Der Flughafen funktioniert“, sagte Nguyen.
Eine der größten Schwächen Thailands sieht sie jedoch in der starken Abhängigkeit vom Tourismus. Nguyen warnte, dass sich das Land breiter aufstellen müsse, um seine wirtschaftliche Basis zu stärken. „Tourismus ist keine tragfähige Wachstumsstrategie. Ein funktionierender Flughafen und schöne Strände reichen nicht, wenn die Besucher wenig zur lokalen Wertschöpfung beitragen“, erklärte sie.
Auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit innerhalb der ASEAN-Region bewertet Nguyen kritisch. Zwar bemühe sich Thailand, den Handel innerhalb des zehn Staaten umfassenden Verbunds zu fördern, doch eine echte regionale Integration sei nicht in Sicht. „Es gibt keinen ASEAN-Traum. ASEAN ist ein politisches Konstrukt ohne tiefere wirtschaftliche oder ideologische Verbindung, anders als etwa die Europäische Union. Hier steht die nationale Souveränität im Vordergrund – und das hat sich nicht geändert“, so Nguyen.
Ihr Fazit: Thailand müsse seine wirtschaftliche Strategie realistisch und pragmatisch ausrichten – Ideallösungen seien derzeit nicht in Reichweite.
STIN // KI