CHACHOENGSAO, Thailand – Während ein 69-jähriger blinder Deutscher stundenlang vor seinem Haus auf seine Frau wartete, spielte sich hinter der Tür eine Tragödie ab: Seine 53-jährige Ehefrau Nisara hatte sich das Leben genommen – offenbar aus Verzweiflung über finanzielle Sorgen.
Die Polizei der Station Mueang Chachoengsao wurde am Dienstagabend gegen 18:30 Uhr zu einem gemieteten Haus im Dorf Pruksa 36 gerufen. Dort fanden Nachbarn die thailändische Frau erhängt am Treppengeländer – nur wenige Meter entfernt von dem Platz, an dem ihr Ehemann, Herr Dick, ahnungslos auf sie wartete.
Ein stiller Abend, ein lauter Schock Herr Dick, der nach einem Unfall erblindet ist, hatte seine Frau mehrfach gerufen. Als sie nicht antwortete, bat er Nachbarn um Hilfe. Beim Betreten des Hauses entdeckten sie die leblose Nisara – ein Bild, das sie nicht vergessen werden.
Ein Leben zwischen Fürsorge und Überforderung Das Paar lebte seit über einem Jahr in dem Haus. Nisara arbeitete als Taxifahrerin in Bangkok und pendelte regelmäßig. Trotz der Belastung kümmerte sie sich liebevoll um ihren Mann, bereitete Mahlzeiten vor und versorgte ihn.
Laut einer deutschsprachigen Nachbarin war Herr Dick aus Deutschland nach Thailand ausgewandert, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Doch nach seinem Unfall lastete die finanzielle Verantwortung allein auf Nisara.
Der letzte Tag Am Dienstag kehrte Nisara nach einem Arbeitstag nach Hause zurück – sichtlich aufgewühlt. Sie berichtete Nachbarn von einem Verkehrsunfall, bei dem die Gegenseite 40.000 Baht (rund 1.000 Euro) Entschädigung forderte – Geld, das sie nicht hatte. Offenbar sah sie keinen Ausweg mehr.
Ermittlungen laufen Die Polizei hat die Leiche zur Obduktion freigegeben. Hinweise auf Fremdverschulden gibt es bislang nicht. Die Ermittlungen dauern an.
Ein Dorf trauert – und fragt sich, ob man hätte helfen können.
STIN // AI