Mordfall Koh Tao: keine Kaution für die 2 Verdächtigen

KOH SAMUI: Die Mordverdächtigen Zaw Lin und Win Zaw Htun (21) des Koh Tao-Doppelmordes erhalten keine vorläufige Haftverschonung auf Kaution. Ein entsprechender Kautionsantrag der Verteidigung ist heute vom Provinzgericht Koh Samui abgelehnt worden.

Die jungen Männer aus Myanmar sitzen seit 48 Tagen in Untersuchungshaft und beteuern weiterhin ihre Unschuld. Noch in diesem Monat, so hatte der leitende Staatsanwalt Paibul Achawanantakul angekündigt, soll die offizielle Anklage wegen Doppelmordes und Vergewaltigung erhoben werden. Am 15. September waren – wie mehrfach berichtet – die Leichen der britischen Touristen Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) in den frühen Morgenstunden am Sairee Beach von Koh Tao gefunden worden.

Die bildhübsche junge Frau aus Nordengland ist nach Polizeiermittlungen mindestens von zwei unterschiedlichen Tätern vergewaltigt worden. In ihrem Körper fanden sich DNA-Spuren – laut Aussage der Polizeiermittler zweifelsfrei den beiden in U-Haft sitzenden Tatverdächtigen aus Myanmar zuzuordnen. Diese hatten ein anfängliches Geständnis widerrufen und erhalten seither weltweit Unterstützung. Die Anwaltsvereinigung ‚Lawyers Council von Thailand‘ vertritt Zaw Lin und Win Zaw Htun kostenlos. Ihre Anwälte und auch die Menschenrechtsorganisation NHCR Thailand prangern an, die Schuldeingeständnisse seien durch Folter und psychischen Terror zustande gekommen.

Die Beschuldigten haben jüngst weitere Schützenhilfe von burmesischen Diplomaten und Anwälten erhalten. Ein eigenes forensisches Team aus Myanmar soll die weltweit kritisierte Spurensicherung der Thai-Ermittler und die angezweifelte DNA-Übereinstimmung gegenprüfen. Auch aus Großbritannien – dem Heimatland der ermordeten Witheridge und Miller – war ein Team von Scotland Yard nach Thailand und an den Tatort gereist.

Insbesondere der Abschlussbericht der britischen Polizei wird mit großem Interesse erwartet. Scotland Yard hatte auf Koh Tao eigene Recherchen angestellt, vor allem aber sollen die Forensiker in London aus dem Leichnam der geschändeten Hannah Witeridge verwertbare DNA gesichert haben. Sollte diese nicht mit den Tatverdächtigen Zaw Lin und Win Zaw Htun übereinstimmen, gerieten die Ermittler von Koh Tao in schwere Erklärungsnot.

Zaw Lin und Win Zaw Htun haben mittlerweile sogar einen Brief an die Eltern der ermordeten britischen Touristen geschickt und emotionsreich ihre Unschuld beteuert. Sie baten die Angehörigen von Hannah Witheridge und David Miller um Hilfe, um die tatsächlichen Mörder ihrer Kinder überführen zu können. Der Brief gilt als weiteres immenses Druckmittel gegen die ermittelnde Polizei in Thailand.

Auf Koh Samui wurde heute das Abweisen einer Kautions-Freilassung der beiden burmesischen Tatverdächtigen ohne Überraschung zur Kenntnis genommen. Weshalb allerdings ein weiterer Mordfall an dem deutschen Volker Schwartges (46), mit geständigen Samui-Jugendlichen als Tätern, anders beschieden wurde – das sorgte für Diskussionen. Ein 17-Jähriger und zwei 16 Jahre alte Kumpane hatten am 20. August den Düsseldorfer Unternehmer in der Soi Green Mango in Chaweng mit Bierflaschen und einem Messer abgestochen und getötet (DER FARANG berichtete).  Sie kamen nur wenige Tage nach ihrer Tat problemlos gegen Kaution frei. Dieser Prozess und die Anklage stehen ebenfalls noch aus.

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Chiang Rai Fun
Gast
Chiang Rai Fun
26. November 2014 4:50 pm

Im Gefängnis von Koh Samui bzw., bei der zuständigen Staatsanwaltschaft scheinen offenbar die juristischen Uhren anders zu gehen:

Im Samui Gefängnis sind die burmesischen „Mörder“ inhaftiert, die die beiden Touristen auf Koh Tao ermordet haben sollen. Ein Kautionsantrag wurde abgelehnt.

Und im gleichen Gefängnis saßen zur gleichen Zeit nur wenige Tage die Mörder von Volker Schwartens ein, der auf Koh Samui von diesen drei Thailändern grundlos ermordet wurde, aber ihnen wurde sogleich Kaution gewährt und nie eine Anklage erhoben.

Wenn man nun von zweierlei Maß bei der Schuldfrage bzw. Urteilsfindung spricht, so wäre das noch bescheiden ausgedrückt.

Es war absolut klar, dass die Staatsanwaltschaft eine Kaution für die inhaftierten Burmesen ablehnt. Dabei gibt es weder Augenzeugen, noch Videos, Blutspuren usw. die beweisen könnten, dass diese beiden Burmesen wirklich die Mörder sind.

Anderseits hat genau die gleiche Staatsanwaltschaft sofort und ohne Zögern eine Kaution für die lands-männischen thailändischen Mörder von Volker Schwartens genehmigt, obwohl die Beweislast der Augenzeugen und Videokameras ohne Zweifel beweisen, dass sie die Mörder sind.

Wie die bestimmenden Personen der Staatsanwaltschaft in Suratthani auf eine derartige Entscheidung kommen, entbehrt jeder juristischen Grundlage.

Aber wir sollten als Ausländer in Thailand nicht so naiv sein und solche Verbrechen juristisch beurteilen. Die Thailänder denken bei der Schuldfrage und Urteilsfindung viel pragmatischer als wir:

Ein Ausländer, und ganz besonders ein Anrainer aus Burma, Laos und Kambodscha, ist immer Dreck und Abschaum. Der wird auch bloßgestellt, abgestochen oder verurteilt, wenn er einen Zahnstocher in einem Restaurant gestohlen hat.

Ein echter Thailänder hingegen kann gar nicht richtig schuldig sein, weil er nach ihrer Auslegung ein guter, ehrlicher und edler Mensch ist.

So schrecklich und willkürlich uns diese Zweierlei-Maß-Justiz auch erscheint, so ist es dennoch wertvoll, als Ausländer so etwas zu erleben, denn hier haben die Thailänder in absoluter Klarheit ihr wahres Gesicht gezeigt.

So sind sie und nicht anders. Das geschieht in diesem Land jeden Tag unzählige Male, aber man erfährt davon nichts in den Medien.

Ich persönlich bin über diese Entscheidung nicht überrascht, da ich die Mentalität, die Moral und die Rechtsauffassung der Thailänder kenne.

Aber keine Sorge, sobald die Forensiker von Scotland Yard ihre Untersuchungsergebnisse vorlegen und nachweisen können, dass die Burmesen nichts mit den Morden zu tun haben können, werden die Burmesen freikommen.

Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass die Staatsanwaltschaft ihre Schuld eingestehen wird. Sie werden weiterhin behaupten, dass sie davon ausgegangen sind, dass die Burmesen die Mörder waren.

Konsequenzen wird es für die Verantwortlichen keine geben, vielleicht eine Posten-Versetzung, wenn überhaupt.

Anderseits glaube ich nicht, dass die überführten Mörder von Volker Schwartens jemals für dieses Verbrechen inhaftiert werden.

Thailand wie es leibt und lebt.

So sind sie, so bleiben sie, es sei denn, man würde bereits in der Schule die gesamte zusammengelogene Kultur hinterfragen und aufarbeiten. Das wird aber sicher nicht geschehen, da auch die Lehrer glühende National-Rassisten sind.

Mit freundlichen Grüßen

Peter

  Chiang Rai Fun(Quote)  (Reply)