2000 Flüchtlinge werden noch in Burma festgehalten

Gefeiert wurde mit Kokosnusswasser und mit Chili-Pulver bestreuten Mangos: Unter dem Schattendach am Pier des Fischer- und Touristenörtchens Pak Bara an der Südküste Thailands herrschte am Mittwoch große Erleichterung.

Denn zum ersten Mal seit Tagen konnten sich die dort versammelten Mitarbeiter verschiedener internationaler Hilfsorganisationen und Medien über gute Nachrichten freuen: Die etwa 350 Menschen an Bord des so genannte Grünen Boots, von denen seit Samstag jede Spur fehlte, sind in Sicherheit. Indonesische Fischer hatten ihren auf dem Meer treibenden Kutter am Morgen entdeckt und die Flüchtlingemit kleinen Kähnen an Land gebracht. 

“Ich bin so froh, dass die Leute wohlauf sind”, sagte Christophe Archambault, Fotograf mit der Agentur AFP, während des improvisierten Festschmaus’ zu Ehren der Geretteten. Er hatte das Leid der Flüchtlinge auf dem grün angestrichenen Kahn weltweit bekannt gemacht: Archambault hielt fest, wie Dutzende hungernde, ausgemergelte Männer vom Deck in die Andamanen-See sprangen, um von der thailändischen Armee abgeworfenen Lebensmittel zu bergen. Ein Foto zeigt einen Mann, der noch im Meer schwimmend eine Tüte Instant-Nudeln aufreißt und sich die Nudeln ungekocht in den Mund stopft. Sowohl Thailand und Malaysia hatten sich am Wochenende geweigert, die zumeist aus Burma stammenden Flüchtlinge an Bord aufzunehmen und schleppten das Schiff immer wieder auf die offenen See.Schiffbrüchige von Fischern gerettet

Organisationen, die sich wegen der Ankunft von Tausenden Flüchtlingen im Süden Thailands einfanden, wurde von der Regierung untersagt, den Hungernden zu helfen. “Die Marine hat den Vermietern von Speedbooten für Touristen verboten, an uns zu vermieten”, sagte ein Repräsentant eines Flüchtlingshilfswerks im Hafen von Pak Bara, der anonym bleiben wollte.

Der Kontakt zum Grünen Boot, auf dem sich Mitglieder der Minderheit der Rohingya aus Burma befanden, war am Wochenende abgebrochen. Dass Männer, Frauen und Kinder nun in Sicherheit sind, haben sie der privaten Initiative einiger unerschrockener indonesischer Fischer zu verdanken. Sie retteten die Schiffbrüchigen – obwohl ihre Regierung das verboten hatte und Kriegsschiffe in die Provinz Aceh sandte, um weitere Flüchtlingsboote zu vertreiben. Die asiatischen Nationen könnten von der Zivilcourage der indonesischen Fischer lernen, sagte Matthew Smith von der Menschenrechtsorganisation Fortify Rights.

Nachdem schon in der vergangenen Woche Einheimische die Boat People gerettet hatten und die Überlebenden von den grauenhaften Zuständen an Bord der Schiffe berichteten, mussten die Staaten der Region aktiv werden. Sie konnten dem wachsenden internationalen Druck, die Flüchtlingskrise auf See zu lösen, nicht mehr standhalten.

Indonesien und Malaysia kündigten deshalb am Mittwoch an, die noch auf See treibenden Flüchtlinge aufzunehmen – wenn sie dabei von der Weltgemeinschaft unterstützt würden. Die muslimischen Länder sind für die Rohingya vermutlich sicherere Zufluchtsorte als das überwiegend buddhistische Thailand. Denn dort sind Militär, Polizei und Politiker in den Menschenhandel mit den Angehörigen der Minderheit verwickelt.

Doch manche Aktivisten warnten, die Rechte der Flüchtlinge müssten auch in Indonesien und Malaysia gewahrt werden. Ihre Odyssee dürfe nicht in Internierungslagern enden.2000 Migranten werden vor der Küste Burmas gefangen gehalten

Während sich die Lage für die Flüchtlinge vor den Küsten Südostasiens also etwas entspannt, wächst die Sorge um bis zu 2000 Migranten, die anscheinend auf Booten vor der Küste Burmas gefangen gehalten werden. Die Menschen sind in der Hand von Schleppern, die sie ursprünglich wohl nach Malaysia bringen wollten. Doch angesichts der härteren Gangart dort gegenüber Illegalen hätten sie offenbar ihre Pläne geändert, teilte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR mit. Die Schleuser verlangten jetzt Geld dafür, die Rohingya wieder in ihrer Heimat an Land zu lassen.

“Wir haben gerade mit einem Mann gesprochen, der mehrere Familienangehörige von einem der Schiffe freikaufen musste”, sagte Steve Gumaer von der für die Rechte der Rohingya eintretenden Organisation Partners Relief & Development. Die Lage auf den Flüchtlingsschiffen sei katastrophal. Doch es sei zurzeit nicht möglich zu helfen. “Die Schiffe liegen etwa fünf Stunden von der Küste entfernt auf See. Weder die burmesischen Behörden noch die Schlepper haben irgendein Interesse daran, Hilfsorganisationen zu ihnen zu lassen.”

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