Schuldenberg in Südostasien wächst deutlich

Bei der Jahres-Konferenz der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) riet Indonesiens anerkannte Finanzministerin Mulyani Indrawati zu äusserster Wachsamkeit. Sie wies darauf hin, das die  Warnungen vor dem wachsenden Schuldenberg in Asien immer lauter werden. 20 Jahre nach der Asienkrise mehren sich die Stimmen, die sagen, dass Asiens Dollar-Schulden erneut zu hoch lägen, erklärte sie vor den Medien.

Die Globalisierung der Finanzmärkte habe „Positives gebracht, kann aber auch im Chaos enden“. Finanzministerin Mulyani Indrawati  sprach von der „Gefahr eines Schocks innerhalb SEA´s, oder von außerhalb“. Ähnliches erklärte auch ihr Kollege von den Philippinen, Finanzminister Carlos Dominguez.

Zwar erklärte der philippinische Finanzminister, das die zehn südostasiatischen Länder im Staatenbund Asean 20 Jahre nach der SEA-Krise „ausreichende Rücklagen besässen, um jeden Schock abzuwehren“. Gleichwohl riet er den Regierungen dazu, „die Wachsamkeit und die Überwachung der Systeme zu verdoppeln“.

Das regionale Sicherheitsnetz, dem die Asean-Länder, aber auch China, Japan und Südkorea angehören, hatte vor Jahren den eigenen Währungsfonds CMIM (Chiang Mai Initiative Multilateralization) ins Leben gerufen, der heute ein Volumen von 240 Milliarden Dollar hat.

Dessen in Singapur ansässige Aufsichts- und Forschungsbehörde Amro hatte vergangene Woche in einem ausführlichen Bericht über die Lage in Asien erklärt: „Das Ausbalancieren zwischen Wirtschaftswachstum und Finanzstabilität ist schwieriger geworden. Es wäre vernünftig von den Politikern, die Finanzstabilität in den Vordergrund zu rücken.“

Immens hohe Schulden bei Unternehmen

Die Sorgen kreisen besonders um die Unternehmensschulden. „Sie liegen außerhalb der Einflussmöglichkeiten der Notenbanken“ und stellten somit ein potenzielles Risiko da, sagte Dominguez. Die weltweite Verschuldung hat dank der Niedrigzinsen nach der Bankenkrise 2008 den Rekordstand von 217 Billionen Dollar erreicht, ermittelte der Bankenverband Institute of International Finance (IIF).

Die Schätzungen von Wirtschaftsexperten laufen auf rund 4,5 Billionen Firmenschulden in Dollar in Asien hinaus. Deren Rückzahlung wird dann kostspieliger, wenn die Amerikaner die Zinsen weiter anheben sollten, Geld aus Asien abwandert und in der Folge der Außenwert der asiatischen Währungen schmilzt. Weitere Risiken für Asien liegen in der Abkühlung Chinas, den volatilen Preisen für Rohstoffe und schwankenden Devisenkursen.

Die Asienkrise hatte 1997 ihren Lauf genommen. Bis heute bestimmt sie die Arbeit von Regierungen und Notenbanken in der Region. Damals pumpten der Internationale Währungsfonds (IWF) und andere multilaterale Organisationen mehr als 100 Milliarden Dollar nach Asien, um insbesondere die Länder Indonesien, Thailand und Südkorea zu stabilisieren.

Die Chiang Mai Initiative wurde später von den asiatischen Ländern gegründet, um den Einfluss des aufgrund seiner harten Auflagen oft verhassten IWF zu mindern. Bislang wurde ihre Hilfe nicht gebraucht. „Die Puffer sollten erhalten bleiben, da steigender Druck hin zu Kapitalabflüssen droht“, warnt Amro. „Die Asienkrise hat die Geschwindigkeit und die Kraft von einer Ansteckung zwischen Volkswirtschaften demonstriert.“ Am morgigen Dienstag veröffentlicht der IWF seinen Lagebericht zu Asien.

 

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