Südostasien bekommt junge Generation in der Politik

Eine junge Generation in Südostasien wehrt sich gegen autoritäre Regierungen und Korruption. In Ländern wie Indonesien oder Thailand formieren sich politische Jugendbewegungen.

«Vertraue keinem über 45» könnte der Slogan der indonesischen Partai Solidaritas Indonesia (PSI) lauten. Denn wer diese Altersschwelle überschritten hat, ist in der Partei nicht willkommen – sie setzt eher auf jüngere Menschen. Viele ältere Politiker würden sich in der PSI aber wohl auch nicht wirklich wohl fühlen. Im Hauptquartier der Partei, das die Mitglieder «Basecamp» nennen, sitzen 20-Jährige und beraten ihre Social-Media-Strategien. Die Mitarbeiter tragen Jeans – auch das ist in Indonesiens politischer Kultur eher ungewöhnlich.

Das Land benötigt junge Politiker

Erst letzte Woche hat der Wahlkampf für die im April 2019 stattfindenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Indonesien begonnen. Doch die PSI macht schon jetzt von sich reden. Vor allem junge Menschen des südostasiatischen Landes hoffen, dass die 2014 gegründete Partei die verkrusteten und intransparenten politischen Strukturen des Landes zumindest ein wenig öffnen wird.

Innerhalb weniger Jahre ist die Zahl der Mitglieder der Partei von 24 000 auf mehr als 600 000 angewachsen. Vor allem im Online-Wahlkampf dürfte die junge Organisation dominieren, alleine ihrer Facebook-Seite folgen bereits mehr als 2,5 Millionen Menschen. Auch die demografische Struktur des Landes wirkt sich zugunsten der Jugendpartei aus: Die Hälfte aller Indonesier ist jünger als 30 Jahre.

Chancen, in absehbarer Zeit, den Präsidenten zu stellen, hat die PSI nicht. Doch das will sie gar nicht. Viele ihrer Mitglieder sympathisieren mit dem amtierenden und als progressiv geltenden Präsidenten Joko Widodo. Die Partei des 57-jährigen Staatsoberhauptes, die PDI-P, ist den jungen PSI-Anhängern allerdings suspekt. Geführt von der Tochter des Staatsgründers Sukarno, steht sie für die alten, verkrusteten Strukturen. Selbst Präsident Widodo, ein politischer Quereinsteiger, fremdelt oft mit ihr.

Jungpartei nimmt das Parlament ins Visier

Das Ziel der Jungpartei PSI ist erst einmal der Einzug ins Parlament: «Wenn wir den Sprung über die Vier-Prozent-Hürde schaffen, werden wir das System verändern», sagte Grace Natalie, die Chefin der PSI, im September am Weltwirtschaftsforum in Hanoi. Die 35-Jährige ist das prominenteste Gesicht der Partei und gehörte schon zu den Gründungsmitgliedern. Wie der amtierende Präsident Widodo – aber im Gegensatz zu vielen anderen Politikern – kommt sie aus keiner der mächtigen Dynastien des Landes, sondern stammt aus einer Mittelschichtfamilie. Bevor sie in die Politik ging, studierte sie unter anderem in den Niederlanden und arbeitete als Fernsehmoderatorin.

Ideologisch hat sich die Partei noch nicht klar positioniert. Nur die Grundausrichtung ist bekannt: Sie steht für religiöse und sexuelle Toleranz, Marktwirtschaft und Demokratie. Vor allem aber will sie die Korruption bekämpfen und verspricht mehr Transparenz: Die lokalen Spitzenkandidaten der Partei werden in Sitzungen ausgewählt, die live im Internet übertragen werden. Die Partei hat ausserdem eine App entwickelt, mit der sich der Terminkalender und die Aktivitäten ihrer Abgeordneten genau nachvollziehen lassen. Mithilfe der App können die Politiker auch benotet werden.

Antidemokratische Tendenzen wecken den Zorn der Jugend

Nicht nur in Indonesien fordert die Jugend mehr Mitspracherecht. In Südostasien, wo die politische Elite jüngst immer antidemokratischer wurde, entstehen auch anderswo jugendliche Gegenbewegungen. Die Gründe für den Zorn variieren: In Indonesien war es neben der Korruption vor allem der von Islamisten forcierte Blasphemie-Prozess gegen den christlichen Gouverneur von Jakarta, bekannt als Ahok. In Thailand festigt die Militärjunta unter der Führung des Machthabers Prayuth Chan-ocha ihre Macht und stösst langsam auf Gegenwehr.

Beim Weltwirtschaftsforum in Hanoi stand neben der Indonesierin Grace daher auch der Thailänder Thanathorn Juangroongruangkit auf der Bühne. Auch der 39-jährige Milliardär hat für seine neue Future Forward Party vor allem junge Quereinsteiger in sein Team geholt. Sein Versprechen: Es sei eine demokratische und moderne Partei, die sich aus den Grabenkämpfen, welche die thailändische Politik über Jahrzehnte geprägt hätten, heraushalte. Vor allem unter der jungen urbanen Elite findet er damit Zuspruch. Umfragen sehen ihn derzeit auf dem zweiten oder dem dritten Platz. Doch das politische Leben, das die Junta bisher unterdrückt hat, kommt erst langsam in Schwung.Noch steht nicht einmal ein Wahldatum fest – die Militärs haben die Wahl vage für 2019 angedeutet.

Ein Greis inspiriert die Jungen

Kurioserweise schöpfen die jungen Wilden der Region ausgerechnet Mut aus dem Erfolg eines Greises: Mahathir Mohamad gewann in Malaysia im Mai als 92-Jähriger die Parlamentswahlen und ist jetzt der älteste Regierungschef der Welt. Doch für seinen Triumph musste er auch viele junge Menschen überzeugen; die Hälfte der Malaysier ist unter 28. Das gelang ihm ganz offensichtlich.

Trotz seinem Alter und seiner autoritären Vergangenheit präsentierte er sich als Modernisierer, der mit dem korrupten System seines Vorgängers Najib Razak abrechnet. Auch nach der Wahl geht er auf die Jugend zu: Er will das Mindestwahlalter herabsetzen und ernannte mit Syed Saddiq Syed Abdul Rahman einen 25-Jährigen zum Minister für Sport und Jugend. So erstaunt es nicht, dass sich Parteichefin Grace über den Triumph des alten Malaysiers Mahathir freut, der die Altersgrenze der indonesischen PSI um das Doppelte überschreitet. In einem Interview sagte sie zum überraschenden Wahlsieg Mahathirs: «Ich habe immer noch total Gänsehaut, das war richtig cool.»

 

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berndgrimm
Gast
berndgrimm
2. Oktober 2018 9:29 am

Future Forward Party officially launched, eyes PM's job To run candidates in all 350 electorates 1 Oct 2018

 

Thanatorn Juangroongruangkit officially introduced Future Forward to the political arena on Monday, and declared his readiness to be prime minister if the party wins an election. "The Future Forward… Party is ready to make changes and Thanatorn is ready to be prime minister," he announced during the launch. The party was formed in March this year and held its first meeting in May for members to…
The flamboyant leader stressed as key policies the party's opposition to an outsider prime minister after the polls, the constitution drafted by writers handpicked by the National Council for Peace and… and Order, and efforts to prolong the NCPO's authority after the election. "The next election will determine the future of Thailand — whether people want to remain under a dictatorship or opt for…democracy….

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Ich habe in Thailand schon viele Windbeutel kommen und gehen sehen

und hoffe sehr dass es Thanatorn und seiner Future Forward Party

wirklich ernst ist mit einem wirklichen Wechsel.

Positiv stimmt mich dass er erkannt hat dass Thailand eben nicht

der Nabel der Welt ist  sondern in Vielem keineswegs internationalen

Standards entspricht und bereit sein muss sich zu ändern.

Natürlich geht es Unterbelichteten eher ein wenn alle Welt sich ändern muss

nur sie sich nicht!

Auf den PM Sessel muss er noch warten aber ein Wahlergebnis von 10%

wäre schon ein Riesenerfolg!

 

berndgrimm
Gast
berndgrimm
1. Oktober 2018 10:36 am

Es wäre gerade den über alle Massen korrupten ASEAN Ländern

Thailand, Indonesien und Philippinen zu wünschen wenn sie

"neue unverdorbene " junge Politiker bekommen würden

welche selber auch in ihrem jungen Leben etwas Anderes geleistet

haben als nur das Geld ihrer Vorfahren zu vergeuden.

Aber die Erfahrung in anderen viel weniger korrupten und weit

besser entwickelten Ländern hat gezeigt dass sich zuviele

junge Leute vom System korrumpieren lassen!

Politik ist Easy Money! Besonders in Thailand!

Ich bin wirklich gespannt was eine junge Partei wie Future Forward

hier erreichen kann!