Wem gehört Thailand?

(Mark Teufel, 21.03.2012) ………Wem gehört das kulturelle Erbe Thailands ?   Ist es das persönliche Eigentum der königlichen Familie ?   Oder das Eigentum des Volkes, das durch die Regierung verwaltet wird ?  Hier die Übersetzung von Auszügen einer WikiLeaks Depesche vom 16.03.2005:

… 1.     ( C )  Zusammenfassung :   Die thailändischen Medien und einige Politiker haben sich kürzlich für die Rückkehr einer 500 Jahre alten Krone nach Thailand ausgesprochen. Sie argumentieren, dass sie in den 1950er Jahren gestohlen worden wäre. Der Kopfschmuck wird derzeit im San Francisco Asian Art Museum ausgestellt, und stammt aus einer Leihgabe des Philadelphia Museum of Art. Auf Grund des Drängens des Premierministers hat der Minister für auswärtige Angelegenheiten und Kultur ein Komitee eingesetzt, das die Authentizität und die Möglichkeit einer Rückkehr des Relikts untersuchen soll. Einfache Menschen und ein die Öffentlichkeit suchender Parlamentarier haben vor der Botschaft mehrere Demonstrationen abgehalten, um die Herausgabe der Krone zu verlangen.

Kürzlich hatten auch einige prominente Persönlichkeiten die Botschaft kontaktiert, in der Hoffnung die diskrete Rückgabe der Krone an die königliche Familie verhandeln zu können. – Ende Zusammenfassung

2.      ( U )  Während einer Nachrichtenflaute in Thailand, nach der Wahl am 6. Februar bis zur offiziellen Amtseinführung von Premierminister Thaksins Kabinett am 14. März, hatten sich lokale Medien auf die Kontroverse über die goldene Krone fokussiert, die derzeit im Asian Art Museum in San Franzisco ausgestellt wird. Die Krone wird in der Ausstellung wie folgt beschrieben :   „Das Königreich Siam :  Die Kunst von Zentral-Thailand 1350-1800“.  Sie ist bis zum 8. Mai eine Leihgabe aus der ständigen Ausstellung von Philadelphias Museum of Art, welches es den Berichten zufolge 1982 in einer Auktion im Hause Sotheby’s ersteigert hatte. Wie und wann das Stück zu Sotheby’s kam ist unklar. Interessanterweise war die Kontroverse in Thailand durch Premierminister Thaksin selbst ausgelöst worden. Thaksin hatte offensichtlich einen thailändischen Artikel über die Beraubung eines thailändischen Buddhistischen Tempels in der Ayutthaya Provinz in den 1950er Jahren gelesen. Dieser Artikel spürte angeblich einige der damals verloren gegangenen Relikte auf, die derzeit in der laufenden Ausstellung in San Franzisko gezeigt werden. Auf der Grundlage dieses Berichts, bat Thaksin den ehemaligen Minister für Kultur, Anurak Chureemas die Angelegenheit zu untersuchen, und machte seine Entscheidung, der Sache nachzugehen, am 1. März publik.

3.      ( U )  Ayutthaya, ca. 80 Kilometer nördlich von Bangkok, war vom 14. bis 18. Jahrhundert die Hauptstadt des Königreichs Siam gewesen. Die Krone wurde angeblich im Jahr 1424 gefertigt und gehörte König Borom Rajathiraj II. Lokale Reporter interviewten einen älteren Mann, der behauptete, einer der letzten Überlebenden der Bande zu sein, die den Tempel vor über 50 Jahren überfallen hatte, wobei die Krone angeblich in Ihren Besitz gelangt wäre. Verschiedenen Aussagen zufolge wäre die Krone unter mehreren Palast-Artefakten gewesen, die innerhalb von Buddha Statuen versteckt waren, um sie vor den marodierenden birmanischen Soldaten zu schützen, die die ehemalige Hauptstadt plünderten, bevor das Königreich Siam im Jahr 1767 vernichtet wurde. Bis heute wurde kein weiteres wichtiges monarchistisches thailändisches Artefakt in der Ausstellung in San Francisco entdeckt und beansprucht.

ELEFANTEN BESUCHEN DEN BOTSCHAFTSZAUN

4.      ( U )  Ursprüngliche Medienberichte nutzten in die Irre führende Bezeichnungen, und nannten das Relikt die   „Ayutthaya Kron-Juwelen“,  oder „die Krone von Ayutthaya“.  Das Stück ist keine zeremonielle Krone, sondern ein königlicher Kopfschmuck, der im Tagesgeschäft getragen wurde. Vom 3. bis 8. März fand eine friedliche Demonstration vor der US-Botschaft statt, die eine Rückgabe des Objekts forderten. Die erste davon war durch die Teilnahme von 5 ausgewachsenen Elefanten und einem Baby-Elefanten gekennzeichnet, die aus dem Ayutthaya-Elefanten-Camp stammten. Viele der ca. 200 Demonstranten trugen die ehemalige Flagge Siams, die einen Elefanten auf rotem Hintergrund zeigt. Es ist nicht klar, wer die Demonstrationen organisiert hatte, jedoch stimmte der Zeitpunkt mit der Veröffentlichung des Menschenrechtsberichts von 2004 überein. Aufrufe zu der Demonstration durch lokale Fernsehsender sprachen sich äußerst kritisch über den Bericht aus, der Thailands jüngste Menschenrechtsbilanz anprangerte. Auf der Seite eines Elefanten konnte man die Nachricht lesen :   „Verräter halfen einmal dabei, dass Ayutthaya fiel, erlaubt das nicht noch einmal“.   Die zweite Demonstration, die durch das oppositionelle Parlamentsmitglied Chuwit Kamolwisit organisiert worden war, verschaffte dem ehemaligen Bordellbesitzer eine große Medienaufmerksamkeit. Chuwit übergab einen Brief an den zuständigen Botschaftsangestellten, in dem er zur Rückgabe der Krone aufforderte.

OFFIZIELLE ANTWORT

5.      ( U )  Am 4. März setzte das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Kultur drei Unterkommissionen ein, um die Angelegenheit der Krone zu untersuchen. Die Komitees werden zunächst die Authentizität der Krone prüfen, dann eine rechtliche Möglichkeit, das Eigentum daran zu beweisen, und schließlich die Rückgabe zu betreiben. Die Botschaft hatte bisher noch keinen Kontakt zum Außenminister in dieser Angelegenheit.

6.      ( SBU )  Unabhängig davon kontaktierte am 3. März die Behörde für Kunst im Ministerium für Kultur, das Büro der Botschaft für die Durchsetzung von Immigrations- und Zollangelegenheiten  ( ICE ),  um zu versuchen, deren Hilfe bei der Rückerlangung der Krone zu erhalten. Das ICE-Büro in Bangkok setzte sich mit dem zuständigen Büro in New York in Verbindung, um über das möglicherweise gestohlene Artefakt aus Thailand zu berichten. Das Büro benötigte jedoch Beweise für die Authentizität und die Herkunft des Gegenstandes, um eine Anordnung gegen das Philadelphia Art Museum zur Rückgabe zu erreichen. Die Untersuchungen des ICE in den USA und in Thailand werden derzeit fortgesetzt.

EINE NACHRICHT VON DER PRINZESSIN ?

7.      ( C )  Am 10. März kontaktierte der Vizegouverneur der Pathumthani-Provinz, Mom Luand  ( M.L. ) Panadda Diskul die Botschaft, um die Angelegenheit der Krone zu diskutieren. ML Panadda ist der Enkel des verstorbenen Prayaracha Damrong, der das Innenministerium gegründet hatte, und Sohn von König Rama IV war. Von ML Panadda weiß man, dass er gute Beziehungen zu König Bhumibols Tochter, ihrer königlichen Hoheit Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn hat. Er ist auch Vorsitzender des Vorstandes des respektablen Prinz Damrong Rajanupab Museums und Bücherei. Während des kurzen Treffens mit dem Kultur-Attaché, Poloff und den ICE-Mitarbeitern, drückte ML Panadda seinen Wunsch aus, diese Angelegenheit im Privaten zu lösen, und nicht auf der  „politischen Bühne“.  Er drückte die Sorge aus, dass die Geschichte der gestohlenen Krone durch die Medien verändert werden könnte, und zu einer nationalistischen Angelegenheit gemacht werden könnte.  „Einige Persönlichkeiten waren nicht wirklich daran interessiert, wichtige kulturelle Artefakte zu erhalten“, sagte er. Er bat die Botschaft darum, falls die Krone nach Thailand zurückgegeben werden würde, diese direkt der königlichen Familie auszuhändigen und nicht dem RTG  { Königlich thailändische Regierung }.  Er sagte insbesondere, dass sie Prinzessin Sirindhorn über private, nicht näher spezifizierte Kanäle übergeben werden sollte. ML Panadda ließ außerdem durchblicken, dass ein guter Moment zur Rückgabe der Krone im nächsten Jahr, anlässlich des 60. Jahrestagen der Thronbesteigung von König Bhumibol wäre. Er drückte seine Hoffnung aus, dass die Angelegenheit der Krone keinen  „diplomatischen Zwischenfall“   zwischen Thailand und den USA auslösen würde. ML Panadda stellte wiederholt fest, dass er die Botschaft als Privatperson besuchte, als enger Freund von Prinzessin Sirindhorn, und nicht in seiner offiziellen Eigenschaft als Beamter.

8.       ( C )  Kommentar :  Die Nachrichten in der Angelegenheit der Krone haben großes öffentliches Interesse an gestohlenen thailändischen Artefakten ausgelöst. Artikel und Nachrichtensendungen fokussierten sich auf die schnelle Rückführung der Krone aus San Franzisco nach Thailand. Jüngste Medienberichte bemerkten, dass sowohl Regierungen als auch private thailändische Gesellschaften, in vielen Fällen in der Vergangenheit die Plünderung thailändischer Antiquitäten nicht verhindert hätten. Museen in Ayutthaya, die Artefakte aus der gleichen historischen Ära zeigen, wie die angebliche königliche Krone, stellten auch einen stark erhöhten Zustrom an Besuchern fest. Thailänder sind mit Recht stolz auf ihr kulturelles Erbe und besonders empfindlich, wenn es um solche Antiquitäten geht, die in Verbindung mit der königlichen Familie stehen. Die Private Intervention von ML Panadda, die ursprünglich durchaus durch die Lieblingstochter des Königs, und die   „Volksprinzessin“  veranlasst worden sein könnte, zeigt den Grad des Interesses an dem goldenen Schatz. ENDE KOMMENTAR. BOYCE

http://wikileaks.org/cable/2005/03/05BANGKOK1921.html#

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berndgrimm
Gast
berndgrimm
22. März 2012 2:19 am

Es ist schon erstaunlich welche Geschichten sich der Dichterfürst des
ST.de einfallen lässt um von der dilletantischen Unfähigkeit/Unwilligkeit
des Thaksinschen Absurditätenkabinetts abzulenken.
Aber da man die Gegenwart nicht so gut umdichten kann wie die Vergangenheit
bleibt ihm wohl nichts anderes übrig.

Die Frage für die Zukunft Thailands ist nicht wem es gehört
(Takki tut zwar so als wär schon alles seins)
sondern wer bereit ist Verantwortung zu tragen.
Und da siehts bei Takkis Puppenstube schlecht aus.
Angefangen vom obersten Führer und Strippenzieher
selber. Der lehnt jegliche Verantwortung ab und sieht
sich am liebsten in der Rolle des Opfers.
Der Welt schönste PMiss nimmt man sofort ab dass
sie keine Verantwortung trägt.
Ihr Job ist überzeugend auszusehen und immer wieder
den gleichen Text vorzulesen.
Ich glaube in Thai kann sie ihn schon auswendig.
Vielleicht ja auch bald in Englisch!
Ausser ihr gibts da noch den Danebensteher Yongyuth.
Laut Job Description ist der Innenminister, aber das
überlässt er Chalerm, stattdessen agiert er wohl
als Bodyguard für die Vorleserin.
Na ja und Springinsfeld Chalerm beweist dass er
über jedes Thema etwas entscheidendes sagen kann ohne
die geringste Ahnung davon zu haben.
Nur, ausser ihm glaubt keiner mehr was er sagt.
Deshalb guckt er auch immer so böse.
Na und Takkis Oberbuchhalter Kittirat sieht man sofort
an, dass er mit der Hauptkasse getürmt ist.
Wer würde von diesen Herrschaften einen Gebrauchtwagen kaufen?
Aber die regieren ja nur Thailand!