Bangkok: Der General dürfte die Wahl überraschend gewonnen haben

Thailand hat am Sonntag gewählt, und ein Ergebnis zeichnet sich bereits klar ab: Die sogenannte «Demokratische Front», die auf einen Denkzettel für die alte Regierung von Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha und auf einen fundamentalen Machtwechsel in Bangkok setzte, hat im Volk zu wenig Rückhalt gefunden.

Rasch zeichnete sich zwar ab, dass die Oppositionspartei Pheu Thai, die dem früheren Regierungschef Thaksin Shinawatra nahesteht, vermutlich am meisten Stimmen und Parlamentssitze gewinnen würde. Der Vorsprung ist indessen viel zu gering, um eine Regierung bilden zu können. Jetzt richten sich alle Augen auf die praktisch gleich starke Partei, Phalang Pracharat. Mit einem solchen Kopf-an-Kopf-Rennen hatten die wenigsten Beobachter gerechnet.

Abgeschlossene Übergangsphase

Nun wird immer wahrscheinlicher, dass Phalang Pracharat, die den früheren Militärmachthaber und Putschgeneral Prayuth Chan-ocha als Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten nominiert hat, in Allianz mit anderen Parteien die neue Regierung bilden wird. Somit bliebe insofern vieles beim Alten, als Prayuth, der seit dem Militärputsch von 2014 als Regierungschef waltet, im Amt bestätigt werden dürfte.

Er positionierte sich seinerzeit als Garant von Ruhe und Ordnung und versprach damals, innerhalb von zwölf Monaten Neuwahlen auszurufen. Daraus sind zwar fünf Jahre geworden. Doch heute dürfte er sich in erster Linie auch als Politiker sehen, der eine von viel Unsicherheit begleitete heikle Übergangsphase gemeistert hat: nämlich den Generationenwechsel im Königspalast.

Die Wahlergebnisse deuten darauf hin, dass Phalang Pracharat vor allem im Norden des Königreichs den Thaksisten stark das Wasser abgraben konnte. Der Norden und der Nordosten galten bisher als Hochburgen von Pheu Thai. Auch im Grossraum Bangkok kann das alte Regime überraschend grossen Rückhalt verbuchen. Die Strategie von Prayuth, sich seinen Landsleuten als «guten Onkel» zu verkaufen, der für Ruhe und Ordnung sorgt, scheint aufgegangen zu sein.

Fiasko für die Demokraten

Enttäuschend schlecht schneidet dagegen die älteste Partei des Landes ab. Die Democratic Party, die unter der Leitung des früheren Ministerpräsidenten Abhisit Vejjajiva steht, wird mit einem Stimmenanteil von unter 10 Prozent geradezu marginalisiert; damit ergattern die Demokraten bestenfalls 43 Sitze in der 500 Abgeordnete zählenden Nationalversammlung. Die Democratic Party hat nicht nur im Süden des Landes massiv an Rückhalt verloren, sondern auch in der Hauptstadt Bangkok. Als Folge des Fiaskos trat Abhisit am Abend vom Vorsitz der Partei zurück.

Die Democratic Party verlangte zwar stets die Rückkehr zu echt demokratischen Verhältnissen im Land, lavierte aber zwischen offener Opposition gegenüber Prayuth und der Bereitschaft zu einer Koalitionsregierung an dessen Seite. Damit fehlte ihr ein klares Profil. Sie konnte damit weder dem verbreiteten Wunsch nach Erneuerung, der vor allem bei jüngeren Wählern auszumachen war, noch dem in traditionellen Schichten verbreiteten Bedürfnis nach Stabilität entsprechen. Nun sieht es so aus, dass Prayuth die Stimmen der Demokraten zur Regierungsbildung nicht einmal benötigt.

Achtungserfolg für den Neuling

Wer sich nach der politischen Lähmung der vergangenen fünf Jahre wirklich frischen Wind erhoffte, wählte die Future Forward Party. Es handelt sich um die vom erst 40-jährigen Thanathorn Juangroongruangkit ins Leben gerufene Partei, die im Wahlkampf am aggressivsten gegen die alten Garde der Militärs wetterte. Mit Erfolg: Sie liegt in den Auszählungen bei einem Stimmenanteil von 16 bis 18 Prozent an dritter Stelle. Thanathorn, dem eine grosse politische Zukunft vorausgesagt wird, dürfte damit zwar nicht Teil der nächsten Regierung werden. Er kann als Neuling aber einen Achtungserfolg verbuchen und fortan zu einer der meistbeachteten Oppositionsstimmen zählen.

Das Wahlergebnis muss als weitere Schlappe für den im Exil lebenden Thaksin Shinawatra gewertet werden. Anfang März war die ihm nahestehende Partei Thai Raksa Chart vom Urnengang verbannt worden, weil sie die Schwester des Königs, Prinzessin Ubolratana, als politisches Zugpferd engagiert hatte. Jetzt schwingen die Thaksisten im Volk erstmals nicht mehr klar obenaus: Seit 2000 hatten sie jede Wahl gewonnen, meistens gar mit grossem Abstand; nur dank Militärputschen konnten sie zweimal in die Schranken gewiesen werden, nämlich 2006 und 2014.

Nun hat auch Pheu Thai ein Führungsproblem: Erstens scheint der Stern von Thaksin zu verblassen. Zweitens ist es der Parteivorsitzenden Khunying Sudarat Keyuraphan nicht gelungen, aus der in ärmeren Schichten verbreiteten Frustration über die Einkommensentwicklung genügend Kapital zu schlagen.

 

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8 Comments
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berndgrimm
Gast
berndgrimm
26. März 2019 12:25 pm

Stephffs Karikaturen sagen mehr als viele Worte!

berndgrimm
Gast
berndgrimm
26. März 2019 11:44 am

 

Petition to impeach EC hits 660,000 names

  • 26 Mar 2019

Hundreds of thousands of netizens have signed a petition on the change.org web2site calling for the nation's election commissioners to be purged in the aftermath of the March 24 election, which the petition…
organiser claims was marred by blunders and malpractice. As of Monday evening, almost 660,000 people had signed the online appeal calling to impeach the Election Commission (EC) members. The laws…

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Ja natürlich hätte diese "Wahlkommission" schon lange wegen Parteilichkeit

und Unfähigkeit gefeuert werden müssen , aber genau wegen dieser "Qualitäten"

waren sie ja von ihrem Chef dem uhrlosen Paten dieses Regimes eingesetzt worden!

Übrigens stimmt diese  Thread Überschrift auch Heute 2 Tage nach der Wahl

immer noch nicht.

Laut BP liegt die Pheua Thai immer noch mit

As of late Monday afternoon, the Election Commission (EC) announced that the unofficial tally of seats bagged by Pheu Thai stood at 137, compared to the PPRP's 97.

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vorn!

Aber die Wahlkommission hat ja noch bis Freitag um das gewünschte Resultat

zu liefern!

berndgrimm
Gast
berndgrimm
25. März 2019 8:27 pm

Ich konnte hier seit dem Wahlabend nicht mehr schreiben weil hier wie auch

bei nittaya.at ein xmr.omine.org bitcoin virus gesetzt war.

Naja, verpasst hab ich nix weil ja immer noch nicht ausgefuchst ist wie

die  von den Militärs eingesetzte Wahlkommission EC den Wahlbetrug

verkaufen soll.Ich halte mich immer noch an die Ergebnisse der BP

die richtigerweise nur die Direktmandate zeigt:

Pheua Thai 137 zu Pracharath 97 . Die Listenmandatsergebnisse

sollen jetzt erst am Freitag bekannt gegeben werden!

Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Es war von vornherein klar

wie sehr diese "Wahlen" manipuliert waren.Mehr noch als

bei jeder Thaksin Wahl.

Abhisits Restdemokraten standen vorher schon als grosse Verlierer

fest und Abhisit hat sofort nach den ersten Hochrechnungen

seinen Rücktritt bekanntgegeben.War sehr richtig.

Er hat erkannt dass der einzige international vorzeigbare Politiker

Thailands in Thailand eben deshalb unerwünscht ist.

Erfreulich war das gute Ergebnis von Thanathorn und seiner Future Forward.

Der einzige Lichtblick bei dieser Wahl.

Ansonsten bin ich mal gespannt wie Prayuth nun seine "Koalition"

mit den ganzen Mitkassiererparteien (Bhumjaithai,Chart Thai Pattana etc.)

zusammenschustert.

Eigentlich wäre ja Khunying Sudarat als Wahlgewinnerin zunächst daran

eine Regierungskoalition zu basteln.

Peua Thai,Future Forward und Demokraten hätten immer noch die Mehrheit

im "gewählten" Parlament  aber Prayuth hat nunmal seine 250 Militärsenatoren.

Er darf nun seine absolut erfolglose Arbeit der letzten 5 Jahre fortsetzen.

Wie lange wohl bevor der Zwergpinscher der auch mal gerne Militärdiktator

wäre ihn wegputscht?

ben
Gast
ben
25. März 2019 3:52 pm

@ 'braun Wolfi' alias 'Rotkäppchen Troll' alias 'Thaksin Jodler' : .. Wer keinen Standpunkt hat, sondern wie Abhisit ständig hin und her laviert…

Das muss man Dir lassen: Du verbreitest Deinen ewig gleichen Blödsinn über 10 Jahre – ohne die geringste Anpassung an die Gegebenheiten in Thailand… ob das eine Leistung ist??? Abhisit ist gebildet und hat was drauf – aber der Wahlkampf war echt langweilig für die Sanuk Thais… Im Gegensatz zu Deinem geliebten Führer, der zwar mit Politik nichts mehr am Hut hat – und vor allem jegliche Bezihungen zu Pheu Thai abgebrochen hat – und sich nur noch privat mit seinem Clan und Freunden trifft…

Wolf5
Gast
Wolf5
25. März 2019 1:58 pm

Nun hat Thailand gewählt und alle warten auf weitere Ergebnisse, welche jedoch an der Gesamteinschätzung kaum etwas ändern werden.
Klar ist, die PPRP hat die meisten Stimmen auf sich vereinen können und damit kann der Generalissimo weiter machen wie zuvor.
Neben den 250 Senatoren hat er lt. Einschätzung des Senders MCOT insgesamt noch 141 Abgeordnetensitze, obwohl die anderen Parteien im Abgeordnetenhaus über eine klare Mehrheit verfügen.
Das reicht in Thailand.
Die neuen Wahlgesetze wurden vom Militär ja nicht ohne Grund erlassen.
Erstaunlich hoch war die Zahl der ungültigen Stimmen: etwa zwei Millionen- viele der ungültigen Stimmen wahrscheinlich auch dem neuen Wahlgesetz geschuldet, da die Ausgabe unterschiedlicher Nummern auf den Wahlzetteln für die gleiche Partei wahrscheinlich mehr verwirrte, als half.

Eins bleibt aber festzuhalten.

Viele Thais der armen Bevölkerung sind zwar relativ ungebildet, aber nicht blöd.

So so erhielt die Democratic Party, das was zu erwarten war.

Wer keinen Standpunkt hat, sondern wie Abhisit ständig hin und her laviert, braucht sich nicht zu wundern, dass ihn keiner mehr wählen will, sondern lieber gleich den Generalissimo oder einer anderen Partei seine Stimme gibt.

อาร์เมอ
Gast
อาร์เมอ
25. März 2019 3:32 am

Das Ergebnis wundert mich nicht, weiß ich doch aus verlässlicher Quelle, dass in der Provinz jedem 500 THB in die Hand gedrückt wurden, damit er die richtige Partei wählt.