(STIN) Die Überreste des berüchtigten Serienmörders und Kannibalen Si Quey, die seit mehr als 60 Jahren im Museum des Hospitals Siriraj ausgestellt sind, sollen nun endgültig eingeäschert werden.
Eine Online-Petition, im Mai von mehr als 10.000 Personen unterzeichnet, hatte das Museum aufgefordert, Si Quey die Würde des Menschen zurückzugeben und für ihn eine ordnungsgemäße Beerdigung zu arrangieren.
Auch Verbrecher haben Respekt verdient
In Gang gesetzt wurde die Bewegung von Pharaoh Chakpatranon, der Mitte Mai ein Foto des Toten auf Twitter veröffentlichte und „Gerechtigkeit“ verlangte. Auch Verbrecher hätten nach dem Tod Respekt verdient. „Wir müssen uns die Menschenwürde bewahren.“
Zudem zweifelt Pharaoh, dass der Chinese alle Morde begangen hat, die ihm zur Last gelegt werden, und wirklich Kannibale war. Si Quey sei „Opfer einer Gesellschaft, aufgrund von unbestätigten Gerüchten, aufgebauscht von den Medien“.
Tatsächlich ist der Fall nicht so klar, wie die meisten vermuten. Der Chinese, Jahrgang 1927, war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Einwanderer nach Thailand gekommen. In der Stadt Noen Phra, 200 Kilometer südlich von Bangkok, fand er schließlich eine Arbeit als Gärtner. Dort wurde er 1958 ertappt, wie er die Leiche eines Achtjährigen verbrennen wollte. Der 31-Jährige gab zu, den Jungen getötet zu haben. Und auch, Herz, Leber und Nieren herausgenommen zu haben, um sie später zu essen.
Berufungsverfahren endete in Todesstrafe
Der Fall machte Schlagzeilen im ganzen Land. Im Lauf der Verhöre gestand der Chinese fünf weitere Kindermorde in verschiedenen thailändischen Städten. Der Prozess dauerte nur neun Tage. Das Gericht verurteilte ihn zu lebenslang – auch, weil er sich schuldig bekannt hatte. Das Berufungsverfahren endete dann aber mit der Todesstrafe. Si Quey fiel bei der Verkündung des Urteils in Ohnmacht. Ein paar Monate später wurde es vollstreckt. Über den Fall gibt es verschiedene Bücher, Filme und sogar Theaterstücke.
Erst später kamen Zweifel auf, ob der chinesische Gärtner wirklich in allen Fällen der Täter gewesen sein konnte. Wie zum Beispiel konnte ein so armer Mann, der kaum Thai sprach, zu jener Zeit durchs Land reisen und so viele Morde begehen, ohne dass dies auffiel? Wurde in den Verhören und im Prozess alles richtig übersetzt? Welchen Einfluss spielte möglicherweise die damalige anti-chinesische Stimmung? Über all dies hatte man sich seinerzeit kaum Gedanken gemacht.
Beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen
Nach der Exekution wurde der Leichnam der Wissenschaft zur Verfügung gestellt – wie in anderen Ländern auch. Mit einer Autopsie wollten die Thai-Ärzte klären, ob sich das Gehirn eines Serienmörders von normalen Gehirnen unterscheidet. Anschließend wurde der Tote einbalsamiert und ins Museum gebracht. Seither führten unzählige Eltern ihre Kinder zur Abschreckung ins Siriraj. Bis heute spazieren Schulklassen an der wächsernen Figur vorbei, die recht schief in ihrer Vitrine steht. Die Schusswunden der Hinrichtung sieht man noch genauso wie die Autopsienarbe auf der Stirn.
Zum Museum gehören auch die Mumien von zwei weiteren, allerdings namenlosen Mördern. Dort gibt es auch Fotos von Mordopfern, von Unfallopfern und auch von Menschen, die sich das Leben nahmen. Für westliche Besucher ist nur schwer zu fassen, dass es solch ein Gruselkabinett gibt. In Thailand allerdings sind solche Brachialmethoden gar nicht so ungewöhnlich. Hier müssen Autofahrer, die betrunken am Steuer saßen, auch Leichenhäuser schrubben.
Klinik kündigt Prüfung an
Im Fall von Si Quey scheint sich die Stimmung nun zu wandeln. Es ist nicht nur die Petition. Die Präsidentin der Kulturstiftung CCF, Surapong Kongchantuk, sagte der Zeitung „The Nation“: „Das Krankenhaus muss den Leichnam der Familie zurückgeben, damit Si Quey ein ordentliches Begräbnis bekommt. Es hat kein Recht, den Leichnam zu behalten – und schon gar nicht, ihn öffentlich als Kannibalen zu geißeln.“
Die Klinik hat nun angekündigt, die Angelegenheit zu prüfen. Wie lange das dauern soll, verrät sie nicht. Zumindest hat man auf dem Glaskasten hinter Si Queys Namen schon einmal den Zusatz „Ein Kannibale“ entfernt.
Es gibt viele "Museeen" und "Ausstellungen" im Königreich, die ähnlich "angreifbar" wären. Man denke nur an die im "Wat Prabat Namphu" bei Lopburi gezeigten "Mumien" von an HIV erkrankten und verstorbenen Menschen, die einst wohl als "Abschreckung" dienen sollten.
Grundsätzlich ist das dortige Hospiz des buddhistischen Tempels – der hier nur als Beispiel genannt sei – aber ein sehr lobenswertes Werk, das zu unterstützen sich lohnt. Für einen Bruchteil eines Monatseinkommens in Europa kann man für die Errichtung oder Erhaltung eines der kleinen Häuschen oder für Medikamente sinnvoll spenden.