Bangkok: Regierung stellt 500 DJ´s ein, um Geburtenrate bei Teenagern zu senken

Thailands Regierung und das Ministerium für soziale Entwicklung unternehmen ungewöhnliche Schritte, um die Sexualerziehung unter den Jugendlichen zu verbessern. Das Ministerium für soziale Entwicklung will in Zusammenarbeit mit der Regierung und mit der Hilfe von Disc-Jockeys eine der höchsten Schwangerschaftsraten bei Teenagern in Südostasien senken.

Nur in verzweifelten Zeiten können Regierungen die Hilfe von Discjockeys in jungen Jahren zur Sexualerziehung der jugendlichen in Anspruch nehmen, berichtet „The Economist“ in einem Artikel.

Das thailändische Ministerium für soziale Entwicklung muss anscheinend in Panik geraten sein: Es hat bereits mehr als 500 Disc-Jockeys eingestellt. Die Verzweiflung rührt von der Schwangerschaftsrate bei Teenagern her, die gestiegen ist, obwohl die Geburtenrate insgesamt gesunken ist. Thailand hat eine der höchsten Schwangerschaftsraten bei Teenagern in Südostasien. Daher wurden die vielen D-Js angeheuert, damit sie für Safer Sex im Radio werben.

Dies ist nicht die einzige Initiative der Regierung, um zu verhindern, dass Teenager zu Müttern werden. Es schickt auch schon Beamte des Gesundheitsministeriums in die Schulen, um die Studenten über „junge Liebe“ zu unterrichten.

Standardisierten Prüfungen wurden mittlerweile auch schon Fragen zur Sexualerziehung hinzugefügt. Bereits 2016 wurde das Gesetz zur Verhütung und Lösung des Problems der Schwangerschaft bei Jugendlichen verabschiedet, das allen Jugendlichen das Recht auf eine kostenlose Empfängnisverhütung einräumt. Das Ziel der Regierung ist es dabei, die Zahl der Kinder, die als Teenager geboren werden, bis 2026 um ein Drittel zu senken.

Frau Supichaya Singhakasem, die mit 18 Jahren bereits ihr erstes Baby hatte sagte, sie habe zwar eine Sexualerziehung in der Schule in Bangkok erhalten, aber es war nicht besonders aufschlussreich. (Sie zog eine große Online Fangemeinde von Fans und Kritikern an, nachdem sie Fotos von sich in Schuluniform mit ihrem Baby in den sozialen Netzwerken gepostet hatte.)

Ihre Erfahrung ist typisch für Jugendliche: Die Lehrer konzentrieren sich im Unterricht zur Sexualerziehung eher auf Anatomie und halten klinische Vorträge als praktische Ratschläge, sagt Beena Kuttiparambil , die für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) in Thailand arbeitet.

„Eine auffällig große Anzahl junger Mädchen in Thailand wird schwanger, ohne dass sie dies geplant haben, oder ohne eine Kontrolle über ihre Schwangerschaft zu haben“, sagte die stellvertretende regionale Direktorin der UNICEF für Ostasien und Pazifik, Frau Wivina Belmonte

„Wenn ein junges Mädchen, egal ob gewollt oder nicht schwanger wird, verändert sich ihr Leben für immer“, betonte sie.

„Nicht nur, dass ihre Schulausbildung durch die Schwangerschaft gestört oder gleich ganz endet, sondern auch ihre Aussichten auf einen Job verschlechtern sich mit der Schwangerschaft. Dabei sind die Gesundheitsrisiken aufgrund von Komplikationen bei der Schwangerschaft und Geburt enorm und oft tödlich“, fügte Frau Belmonte weiter hinzu.

Maki Hayashikawa, die Direktorin der UNESCO in Bangkok sagte, es sei sehr wichtig, dass eine umfassende Sexualerziehung, die weit über die grundlegenden Fakten der biologischen Reproduktion hinausgeht, schon früh für die Mädchen und Jungen beginnt.

Die Jugendlichen müssen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schule etwas über ihre Sexualität und über eine entsprechende Verhütung lernen, um sicherzustellen, dass junge Menschen mit einer soliden Grundlage für das Leben und für die Liebe ausgestattet sind.

Laut ihr haben globale Beweise klar gezeigt, dass die Bereitstellung umfassender Sexualerziehung (CSE) die sexuelle Aktivität nicht erhöht, sondern jungen Menschen die Möglichkeit gibt, ihr Leben mit gesünderen und glücklicheren Ergebnissen zu führen. Umfassende Sexualerziehung „ist der Schlüssel gegen frühe Beziehungen und Teenagerschwangerschaften“, betonte sie.

Laut den Angaben von Minister Chuti Krairiksh sind in Thailand ungeplante Schwangerschaften von Teenagern im Alter zwischen 13 und 19 Jahren weiter auf dem Vormarsch. Damit liege Thailand über dem weltweiten Durchschnitt. Diese Mädchen hätten während ihrer Schwangerschaft möglicherweise Probleme mit der körperlichen und geistigen Gesundheit, mit der Gesellschaft sowie mit einer Scheidung und schlechter Familienplanung.

Minister Chuti ist daher der Meinung, dass nicht die Online Plattformen oder die sozialen Medien mit falschen Informationen die schwangeren Frauen beraten sollten. Stattdessen sollten die Familien, die Schulen und die Ärzte die Hauptquelle der Beratung für die jugendlichen sein. Insbesondere sollten alle Eltern mit ihren Kindern offen über Sex, die Folgen und eine mögliche Schwangerschaft reden.

Während die Geburtenraten bei Jugendlichen weltweit zurückgegangen sind, sind sie in Südostasien im Allgemeinen sogar noch angestiegen. Dabei gibt es allerdings große Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern.

Die durchschnittliche Geburtenrate von Jugendlichen in der Region liegt bei 47 Geburten pro 1.000 Frauen zwischen 15 und 19 Jahren. Das ist höher als der Durchschnitt von den 35 anderen Ländern in Südasien und liegt damit nahe dem globalen Durchschnitt von 50 Geburten.

Die höchsten Geburtenraten in der Region werden in Laos (94), Kambodscha (57), Thailand (50), Indonesien (48) und den Philippinen (47) beobachtet.

Das Ministerium für soziale Entwicklung hat daher das Projekt namens „DJ Teen“ ins Leben gerufen. Die jugendlichen DJs sollen ihre meist gleichaltrigen Zuhörer über Safer Sex aufklären. Im Rahmen des Projekts wurden bereits insgesamt 510 Jugendliche aus dem ganzen Land ausgewählt, um die entsprechenden Radioprogramme in ihren Provinzen zu moderieren. Die Programme sollen den jungen Menschen nicht nur eine freie Sexualerziehung ermöglichen, sondern ihnen auch eine Plattform in den sozialen Medien bieten, um über alle sexuellen Themen sprechen und diskutieren zu können. / TP-ECO

 

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berndgrimm
Gast
berndgrimm
11. Oktober 2019 5:43 pm

Also zu meiner Zeit haben DJs die Geburtenrate von Teenagern noch hochgetrieben.

Na ja, die waren damals ja auch noch männlich ….