Die Demagogie der Bangkok Post

(Mark Teufel, 09.09.2011) Obwohl kein Wahlkampf ist, scheint die Glossar Bangkok Post bereits wieder im Kampfmodus gegen die „populistische Politik“ der Regierung sein. Eine Politik, die alleine, so der Tenor des Artikels, vom Mittelstand bezahlt werden soll. Ein Leitartikel trägt den Titel: „Wird die thailändische Mittelklasse gegen die populistische Politik rebellieren?“. Die Behauptung, dass der Mittstand mit seiner Einkommenssteuer die Politik der Regierung finanzieren würde ist schlichtweg falsch.

http://www.nationmultimedia.com/2011/09/07/opinion/Middle-class-may-rebel-against-populist-policies-30164639.html

Der Artikel behauptet: „Die Steuereinnahmen des Landes werden nur durch eine kleine Gruppe von Menschen geleistet. Der Statistik vom letzten Jahr zufolge, haben nur 2,3 Millionen Menschen im ganzen Land Einkommenssteuer gezahlt, um damit die Ausgaben für die Gesamtbevölkerung in Höhe von 64 Millionen zu finanzieren.“
Tatsächlich aber haben die unteren Einkommensschichten, auch wenn sie keine Einkommenssteuer zahlen, einen höheren Beitrag für die Finanzierung des Staates geleistet, indem sie nämlich Mehrwertsteuer, Benzinsteuer und viele andere Steuern aufbrachten. Rechnet man die Steuerlast bezogen auf das Einkommen, kann man beruhigt davon ausgehen, dass untere Einkommensklassen nicht nur nominell mehr bezahlt hatten, sondern insbesondere bezogen auf das Realeinkommen eine höhere Steuerbelastung tragen mussten, als diejenigen, die in den oberen Regionen der Einkommenssteuer liegen.

Tatsächlich entfallen nur 217 Milliarden Baht von 1.650 Milliarden Baht auf die Einkommensteuer. Darüber hinaus gibt es dutzende von anderen Steuern und Einnahmen, die den Gesamthaushalt des Landes füllen.

Zuerst dachte ich, wie es passieren kann, dass eine Zeitung, die solche Falschmeldungen produziert, überhaupt noch international ernst genommen werden kann. Dann fiel mir auf, dass die Sprache so gewählt wurde, dass sie Schlupflöcher ermöglicht. Die Redewendungen wollten einen Eindruck erwecken, jedoch ohne sich selbst festzulegen.

So hatte ich oben übersetzt „haben nur 2,3 Millionen Menschen im ganzen Land Einkommenssteuer gezahlt, um damit die Ausgaben für die Gesamtbevölkerung in Höhe von 64 Millionen zu finanzieren“… man könnte das aber auch übersetzen mit „haben nur 2,3 Millionen Menschen im ganzen Land Einkommenssteuer gezahlt, um damit die Ausgaben für die Gesamtbevölkerung in Höhe von 64 Millionen mit zu finanzieren …“

Genau betrachtet ist der Artikel nichts anderes, als der Versuch, die Leser der Bangkok Post, die in der Mehrzahl Einkommenssteuern zahlen dürften, gegen die Regierung aufzuhetzen. „Diese kleine Gruppe von Steuerzahlern wird nicht hoffen, von den populistischen Projekten zu profitieren, aber sie erwartet, eine angemessene Entlohnung für harte Arbeit und eine produktive, faire und unterstützende Umgebung, um ihre Geschäfte weiter führen zu können. Unglücklicherweise werden ihre Stimmen durch die Regierung ignoriert.“

Zusätzlich wird noch eine offensichtlich falsche Behauptung aufgestellt. „Die Yingluck Regierung wird wohl kaum das Ungleichgewicht in den Einkommen mit ihren populistischen Projekten verringern. Sondern, noch schlimmer, wird sich der Unterschied noch vergrößern.“

Kann man so was verstehen? Wohl nur wenn man der seltsamen Logik der Bangkok Post folgt, die diese jedoch leider nicht erklärt. Denn in anderen Fällen der Geschichte, haben eben solche Maßnahmen die Einkommensunterschiede verringert, wenn auch zunächst nur gering. Bangkok Pundit hat zum Beweis einen Bericht der Asian Development Bank über Indonesien zitiert. In Deutschland hatten wir, während einer Wachstumsphase nach dem Krieg, ein ähnliches Phänomen durch Sozialleistungen und Steuerpolitik. Und ähnlich wie seinerzeit in Deutschland, ist die Zahl der Arbeitslosen in Thailand relativ gering, wodurch solche Maßnahmen besonders wirksam greifen. Wobei man nicht übersehen darf, dass in den letzten Jahren die Bestrebungen, die sozialen Errungenschaften der Nachkriegsjahre, kontinuierlich, entgegen dem ausdrücklichen Wunsch der Mehrheit der Menschen, abzubauen. Offensichtlich steuern wir in Deutschland auf eine Situation zu, in der die Einkommensunterschiede wieder wachsen, je stärker die Einflüsse der Globalisierung und Privatisierung greifen.

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emi_rambus
Gast
emi_rambus
12. September 2011 1:47 am

Mark Teufel, 09.09.2011: Obwohl kein Wahlkampf ist, scheint die Glossar Bangkok Post bereits wieder im Kampfmodus gegen die „populistische Politik“ der Regierung sein

In seinem neusten Artikel “Thailand: Die dunkle Seite der Macht?” weisst er auf seinen Irrtum hin:

Nein, es ist The Nation, nicht die Bangkok Post

Seine Fehler zugeben kann er aber nicht.
Ist ja auch irgendwie verstaendlich, auch seine Tage haben nur 24 Stunden.(8)

emi_rambus
Gast
emi_rambus
9. September 2011 5:22 pm

Anders als in einem Gebuehren-Haushalt, wo nur der tatsaechliche Nutzen berechnet werden darf, ist beim Steuerhaushalt eine soziale “Umverteilung moeglich (z.B. Kindergeld, Steuerverguenstigung, …)
Nur haette ich als Hauptlasttraeger (EKS) zwar ein gewisses Verstaendnis, was aber spaetestens dann die Bach runter ginge, wenn ich diese Katastrophe sehen wuerde. (N)

emi_rambus
Gast
emi_rambus
9. September 2011 5:12 pm

haben nur 2,3 Millionen Menschen im ganzen Land Einkommenssteuer gezahlt, um damit die Ausgaben für die Gesamtbevölkerung in Höhe von 64 Millionen mit zu finanzieren

Bei dem Satz hat er beim dritten mal das Wort “mit” eingefuegt, aber kapiert hat er es wahrscheinlich trotzdem nicht.
So ein Etat ist natuerlich ein “Geben und Nehmen”.
Natuerlich zahlen die 64 Mio Einwohner indirekt sehr viele “Verbrauchssteuern” und die 2,3 Mio Einkommenssteuerzahler pro Kopf nur gleich viel.
Aber umgekehrt holen die Mio Einwohner auch wieder anteilmaessig viel raus:
Bildung fuer die Kinder, Soziale Sicherheit, Innere und aeussere Sicherheit (Armee, Polizei, .. [Personalk.]) . Die wenigen EKS-Zahler holen nur relativ wenig raus.
Jetzt zahlen die aber 217 Milliarden EKS (von Gesamt:1650 also 13%).
So und da sind wir wieder “genau” bei den 10-15% “Spielgeld” des Gesamthaushaltes.
Also stimmt doch die Aussage mit der Einschraenkung, man sollte “Spielgeld” durch Verspielgeld ersetzen.

emi_rambus
Gast
emi_rambus
9. September 2011 4:14 pm

Dieser Teufel ist doch nur noch fertig, insbesondere mit sich selbst, aber auch mit dem Rest der Welt. (F)

Mark Teufel, 09.09.2011: Obwohl kein Wahlkampf ist, scheint die Glossar Bangkok Post bereits wieder im Kampfmodus gegen die „populistische Politik“ der Regierung sein

Wieso setzt er dann aber einen Link zur Nation??? (8)
Irgendwo habe ich es schon mal geschrieben, Teufel bleibe bei deinen “Lettern”.
Jeder der kurze Zeit in einem Parlament aktiv war, weiss ein Haushalt(-Plan) ist keine “Lustspiel-wiese”.
Etwa 30% sind Personalkosten, weitere 30 % sind Soziales, dann 20 % Bildung, dann noch etwas Militaer, … dann bleiben hinten 10-15 %, wo man mit agieren kann.
Vorausgesetzt die Einahmen kommen in entsprechender Hoehe rein.
10-15% da will jetzt jeder was von haben, … hat man bei den Wahlversprechungen die Klappe schon zu weit aufgerissen, ….. Scheibenhonig
Hat man die Klappe viel zu weit aufgerissen, ….. =Thailand September 2011 (8)

berndgrimm
Gast
berndgrimm
9. September 2011 4:01 pm

Zunächst mal kann der Dichterfürst der Verdreher
die Medien die er erst beklaut und dann beschimpft noch nicht mal auseinanderhalten.

Nun ja mit der Realität hat der Chef Belletristiker der Takki Sprechblasen
eh so seine Probleme.

Dann zeigt er dass er von Wirtschaft überhaupt keine Ahnung hat.
Ist vielleicht auch zuviel verlangt von einem DDR Journalisten
der noch im Geist der 60er Jahre gefangen ist obwohl er wahrscheinlich
erst später geboren wurde.
Tatsache ist dass in Thailand vo zuwenig und den falschen Leuten
Steuern bezahlt werden.
Jeder Arbeiter/Angestellte der mehr als 120000THB IM JAHR
verdient zahlt Einkommenssteuer.
Viele Selbständige/Freiberufler die ein Vielfaches von dem verdienen
zahlen keine.
Und natürlich die vielen Mitkassierer die das Gros der Reichen in Thailand
ausmachen.
Das wäre z.B. ein Ansatzpunkt für die selbsternannten Roten Volksbefreier.
Aber die sind ganz still, weil die meisten der Pheua Thai dazu gehören.
Und die grössten “Steuersparer” sind die Familien Shinawatra/Pombeja.
Tja, so ein Pech aber auch.
Wenn man das Wahlrecht in Thailand nur für Einkommenssteuerzahler
gelten lassen würde, wäre in der Tat die DP bei der nächsten Wahl vorn.

Bin mal gespannt welche Sau der Dichterfürst als nächstes durchs
Dorf hetzt um von der Nichtregierung Yinglucks abzulenken.

bukeo
Gast
bukeo
9. September 2011 3:44 pm

Die Leser der Bkk. Post…
geschrieben von antonius , September 09, 2011
…haben hoffentlich so viel Gripps im Kopf, den Sachverhalt so zu sehen, wie ST ihn darstellt. Bin auf die Leserzuschriften gespannt. Theoretisch müsste die Bkk. Post mit diesem Artikel das Gegenteil von dem erreichen, als das, was sie beabsichtigt hat. smilies/wink.gif

naja, ich hoffe, die BP Leser sind nicht so doof, wie die St.de Hardcores. Dann wäre das Blatt vermutlich schon pleite. Von dem gesamten Bericht, stimmen nicht mal 20%.
Da kann man Thaksins populistische Projekte von seinerzeit, hochjubeln – wie man will. Es waren alle mehr oder weniger Flops, hat auch gerade ein renommierter und anerkannter Wirtschaftsexperte vor 2 Tagen erklärt.
Elite-Karte, OTOP, 30-Baht, Staudamm, Microkredite – alles Flops, die eher Schaden verursachten als Nutzen (Überschuldung usw)

Magerquark

geschrieben von Magerquark , September 09, 2011
Die Ermordung von 90 Menschen im April/Mai 2010 in Bangkok, wurden wohl von Privat finanziert! Oder hat man dies mit Steuergelder bezahlt?

eigentlich beides.
Wie man wissen sollte, hat ja Thaksin sich vor dem Verkauf der Shin Corp ein Gesetz passend gemacht, das ihm den steuerfreien Verkauf der Firma nach Singapur ermöglicht. Also Steuern, die eigentlich dem thail. Staat gehören, hat er sich eingesteckt.
Damit hat er dann u.a. auch die Rothemden und den Söldnerführer Saeh Daeng, inkl. dessen Einheit – finanziert. Seh Daeng hat das seinerzeit öffentlich bestätigt, das er nur Thaksin als Chef anerkennt und Seh Daeng bezahlte seine Schulungen, Kontrollen usw. sicher nicht aus eigener Tasche.

emi_rambus
Gast
emi_rambus
9. September 2011 3:39 pm

Arbeitslosigkeit in Thailand 2004 noch bei 2,1% – 2006 bei 1,8%

Sorry, da kann ich wirklich nicht lachen!
Von 10 jungen Leuten, die vom Studium zurueck kamen, hatten 8-9 keine Arbeit.
Was sie und ihre Eltern hatten waren Schulden.
Natuerlich war die Scham bei den Kindern riesen gross und sie haben mit anderen Arbeiten zum Lebensunterhalt beigetragen:
-mit dem zusammengebastelten Moped Baumaterial zur Baustelle transportiert
-Bootstouren mit Vaters Longtail organisiert
– Haare im heimischen “Betrieb” geschnitten
-Gummi geschnitten
-…..
Arbeitslos war natuerlich keiner, nach 1-2 Jahren hat auch keiner mehr Arbeit gesucht.
Solche Leute hatten auch gelbe Hemden an, ohne Bezahlung!

bukeo
Gast
bukeo
9. September 2011 2:41 pm

Tatsächlich aber haben die unteren Einkommensschichten, auch wenn sie keine Einkommenssteuer zahlen, einen höheren Beitrag für die Finanzierung des Staates geleistet, indem sie nämlich Mehrwertsteuer, Benzinsteuer und viele andere Steuern aufbrachten.

diese Rechnung geht nicht ganz auf. Wenn man so das Leben der einfachen Leute hier betrachtet, fällt dies sofort auf.
Die kaufen ihre Waren,Lebensmittel – beim kleinen Händler. Dieser zahlt keine Steuern, aber auch sehr wenig Mwst – weil er natürlich auch wieder am Gross-Markt einkauft, also bei Händlern, die auch keinerlei Steuern zahlen – weder Einkommenssteuer, noch Mwst, weil sie die Waren tw. selbst erzeugen. Der Hauptanteil läuft also steuerfrei bis zur Mittelklasse – also Grosshändler usw.
In der Stadt – wo die Leute nicht von eigenen Agrar-Produkten leben – sieht es natürlich etwas anders aus – ist aber sicher nicht die Mehrheit.

Genau betrachtet ist der Artikel nichts anderes, als der Versuch, die Leser der Bangkok Post, die in der Mehrzahl Einkommenssteuern zahlen dürften, gegen die Regierung aufzuhetzen.

was macht den dann Schoenes-Thailand.de – zwar lesen diesen Blog sicher nicht allzuviele – aber im Prinzip nichts anderes. Die Leser gegen die Monarchie aufzuhetzen,
fast jeder 5. Bericht steht gegen die Monarchie – obwohl die Mehrheit der Thais hinter der Monarchie steht, davon ist sogar der Autor dieses Berichtes überzeugt.

Und ähnlich wie seinerzeit in Deutschland, ist die Zahl der Arbeitslosen in Thailand relativ gering, wodurch solche Maßnahmen besonders wirksam greifen.

ja, sie ist in der Tat während der Abhisit-Regierung stark gesunken. So lag die Arbeitslosigkeit in Thailand 2004 noch bei 2,1% – 2006 bei 1,8% und bei Abhisit 2010 nur mehr bei 1,2 %.

Die populistischen Projekte Yinglucks sind wie schon seinerzeit bei Thaksin mit der Elite-Card, 30-Baht, OTOP, Haus-Projekt und Staudamm-Projekt vom Untergang bedroht.
So wird der Reis nächste Woche um mind. 30% teurer, da ja die Farmer um die 15 Baht pro Kilo bekommen – nun büsst die Mehrheit, also die Endverbraucher, warum?

Nicht ein Projekt ist lt. Wirtschaftsexperten ok – mussten also aufgeschoben, modifiziert und gecancelt werden. Mal sehen, wieviel letztendlich noch übrigbleibt – vermutlich nur mehr heisse Luft.