Bangkok: Droht für 2020 eine Verdoppelung der Arbeitslosenquote?

Experten prognostizieren für das kommende Jahr eine Verdoppelung der Arbeitslosenquote, da die Auftragseingänge noch weiter sinken und das Wohl des Staates unter Druck setzen werden.

Die Löhne der Arbeiter werden in diesem Jahr angesichts einer langwierigen wirtschaftlichen Abkühlung, die auch die privaten Taschen der Menschen schwer treffen wird, nicht sehr hoch sein, sagen Experten und Arbeiterführer.

„Sparen Sie ihre Löhne, um ihre Schulden zu begleichen, und machen Sie Überstunden, um über die Runden zu kommen“, fasst der Rat die Aussichten für die Arbeitnehmer in diesem Jahr zusammen.

Die Realität könnte jedoch noch trüber sein als prognostiziert, warnen zahlreiche Finanzexperten.

Obwohl die Abschwächung allmählich und relativ langsam vor sich geht und die Wirtschaft dabei voraussichtlich nicht in eine Krise abrutschen wird, werden die Arbeitnehmer laut den Ökonomen die schwerste Hauptlast des Einkommensrückgangs im ganzen Land tragen.

Die Arbeitnehmer sind im Allgemeinen auf den täglichen Mindestlohn und die Überstunden angewiesen. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage reduzieren viele Arbeitgeber aber bereits ihre Überstunden und lassen den Mitarbeitern dadurch nur noch ihren Grundlohn, warnen sie.

Die Angst vor der Arbeitslosigkeit hat bereits im letzten Jahr begonnen und wird in diesem Jahr noch weiter zunehmen, sagen sie.

Die meisten werden zu den Mindesttagespreisen oder nur geringfügig darüber bezahlt. Ohne die Aussicht auf einen weiteren Lohn für zusätzliche Überstunden in diesem Jahr machen sich die meisten Arbeitnehmer für 2020 auf ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten gefasst.

Unternehmen und Fabriken weisen ihre Mitarbeiter an, nicht lange, oder an Feiertagen zu arbeiten. Einige Unternehmen haben sie bereits gebeten, nur noch jeden zweiten Tag zu arbeiten oder sogar den Betrieb ganz einzustellen, da die Bestellungen der Kunden merkbar zurückgegangen sind.

Obwohl der Mindestlohn heute angehoben werden soll, ist der Anstieg gering und wird den Arbeitnehmern das Leben unbedingt nicht leichter machen, da sie damit rechnen, so viele Überstunden wie möglich zu machen, um ihre laufenden Kosten für sie selber und ihre Familien zu tragen.

Der neue Mindesttageslohn liegt zwischen 313 und 336 Baht. Der vom Nationalen Lohnausschuss angekündigte Höchstsatz beträgt 336 Baht und deckt dabei aber nur Chon Buri und Phuket ab. In Rayong sind es 335 Baht und in Bangkok und den umliegenden Provinzen gar nur 331 Baht.

Der niedrigste Lohn von 313 Baht erstreckt sich dabei über die südlichsten Provinzen Narathiwat, Pattani und Yala.

Im weiteren Sinne leidet die Wirtschaft unter dem anhaltenden Handelskrieg zwischen den USA und China sowie dem starken Baht, der die Schwelle von 30 Baht pro US-Dollar durchbrochen hat.

Tanit Sorat, der stellvertretende Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes für thailändischen Handel und Industrie (EconThai), warnt davor, dass sich die Weltwirtschaft nicht so bald erholen wird.

Die Erholung könnte sogar noch drei bis fünf Jahre dauern, was bedeutet, dass die thailändischen Behörden auf die Auswirkungen in dieser Zeit vollständig vorbereitet sein müssen.

Unternehmen und ihre Mitarbeiter müssen gemeinsame interne Teams aufstellen, um die Arbeitssituation genau zu überwachen und zusammenzuarbeiten, um die Auswirkungen des wirtschaftlichen Niedergangs abzufedern, fügte Herr Tanit hinzu.

Er sagte, dass im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Unternehmen geschlossen wurden und die Schließungen diese Zahl voraussichtlich in diesem Jahr überschreiten werden, wobei sich die Arbeitslosenquote in diesem Jahr sogar noch verdoppeln dürfte.

Herr Tanit fügte hinzu, dass im letzten Jahr mehr Geschäfte geschlossen wurden, als tatsächlich von den Behörden aufgezeichnet wurden. Einige Unternehmen stellten ihre Geschäftstätigkeit ein, meldeten ihre Schließung jedoch nicht den Behörden, sagte er weiter.

„Kein Eigentümer möchte sein Geschäft schließen oder einstellen, es sei denn, er befindet sich am Ende seines Budgets und sieht keine weiteren Einnahmen mehr.

„Sie werden natürlich nach Möglichkeiten suchen, um zu überleben. Dazu gehört, dass sie als erstes Ihre Überstunden oder die Arbeitszeiten reduzieren“, fügte er weiter hinzu.

In Not geratene Unternehmen senden jedoch in der Regel ein Notsignal aus, indem sie sich auf Abschnitt 75 des Arbeitsschutzgesetzes berufen, der es ihnen gestattet, Arbeitnehmern bei Liquiditätsproblemen einen Lohn in Höhe von nur noch 75 % zu zahlen, vorausgesetzt, die Unternehmen funktionieren weiterhin.

Währenddessen werden Unternehmen, die weniger Aufträge erhalten, gezwungen, die Produktion zurückzufahren, was bedeutet, dass die Mitarbeiter häufig unbezahlte Urlaubstage einlegen müssen.

Herr Tanit sagte, Schlüsselindikatoren für ein rezessives Land seien eine geringe Beschäftigung, geringere Exporte und ein Rückgang der Importe von Rohstoffen und Maschinen, die für die Ausweitung der Produktion benötigt würden.

Er sagte, dass im Moment die Importzahlen für Rohstoffe und Maschinen nicht gut aussehen, was zeigt, dass das Vertrauen der Unternehmen nachlässt.

Larey Youpensuk, der Präsident der Gewerkschaft der Automobilarbeiter in Thailand (TAW), sagte ebenfalls, dass die Senkung der Importe die Arbeitslosigkeit noch weiter erhöhen wird.

„Die moderne Technologie und die weiter voranschreitende künstliche Intelligenz haben die Arbeiter ersetzt. Die Unqualifizierten Mitarbeiter werden als erstes entlassen, weil die neue und moderne Technologie die Produktionslinienaufgaben besser ausführen kann als die Menschen“.

„Gleichzeitig werden weniger Autoteile für Benzin- und Dieselmotoren hergestellt, weil mehr Autos mit Strom fahren, und sie bauen dafür zehnmal weniger Teile als für die Verbrennungsmotoren. Das sind schlechte Nachrichten für die Automobilindustrie, in der Hunderte von Tausenden von Arbeitnehmern in diesem und in den folgenden Jahren arbeitslos werden könnten“, sagte er weiter.

Herr Larey sagte, dass viele Arbeiter, die in den Automobilfabriken arbeiten, ihre Kreditkartenschulden und ihre Eigenheimhypotheken zurückzahlen müssen. Sie brauchen daher ein ausreichendes und stabiles Einkommen aus Überstunden, um ihren Lebensstandard zu erhalten.

Ein 45-jähriger Mitarbeiter einer Autoteilefirma in Chon Buri sagte, seine Firma sei im September 2019 bereits in den Betrieb von Section 75 eingetreten und habe schon die Überstunden gekürzt.

„Vor September habe ich ungefähr 18.000 Baht pro Monat mit nach Hause genommen, einschließlich der Überstunden. Jetzt habe ich das „Glück“, nur noch 8.500 Baht pro Monat und keine Überstunden mehr zu verdienen“, sagte er.

„Mehr als 40 Arbeitnehmer wurden bereits entlassen und einige von ihnen waren 40 Jahre oder älter. Sie sind einfach zu alt, um nach neuen Jobs zu suchen“, fügte er hinzu.

Apinya Sujarittanan, der Generaldirektor des Ministeriums für Arbeitsschutz und Wohlfahrt (DLPW), sagte, die Produktion in mehreren Branchen sei bereits gesunken, als die Bestellungen versiegten.

Im Jahr 2019 erreichte die Arbeitslosigkeit ihren Höhepunkt im Juli, als mehr als 190.000 Menschen arbeitslos waren. Darunter waren Personen, die entlassen wurden, ausgetreten sind oder deren Arbeitsvertrag einfach abgelaufen ist.

Die Zahl sei im Oktober 2019 auf 174.000 gesunken, berief er sich auf die Informationen des Sozialversicherungsamtes (SSO).

Von der Zahl der Arbeitslosen machten die wegen fehlender Arbeit „stillgelegten“ Arbeitnehmer mit 77 % den größten durchschnittlichen monatlichen Anteil aus, während auf die entlassenen Arbeitnehmer etwa 16 % entfielen.

Herr Apinya sagte, die Arbeitslosenzahlen der SSO seien zutreffend, da die Menschen sofort Arbeitslosengeld und eine Entschädigung vom Büro beantragten, sobald sie arbeitslos waren.

Auf der anderen Seite konzentrierten sich die DLPW-Zahlen hauptsächlich auf entlassene Arbeitnehmer. Die Abteilung ist die Agentur an vorderster Front, die sich mit den Beschwerden von entlassenen Arbeitnehmern befasst, die in Rechtsstreitigkeiten mit ihren ehemaligen Arbeitgebern über Bezahlung und Entschädigung verwickelt sind, fügte er hinzu.

Er räumte ein, dass die Anzahl der Unternehmen, die sich jetzt auf die Section 75 berufen, immer weiter wächst und Anlass zur Sorge gab. Die Einstellung oder Schließung von Unternehmen hat weitreichende Auswirkungen nicht nur auf mehr als 87.000 Arbeitnehmer, sondern auch auf deren Familien, sagte er.

Herr Apinya sagte, dass die Industriezweige, die am stärksten vom Einbruch der Bestellungen betroffen sind, die Hersteller von Autoteilen und von elektronischen Bauteilen sind.

„Andere Unternehmen, bei denen die Gefahr besteht, dass die Arbeiter entlassen und / oder in Kurzarbeit eintreten werden, sind Bauunternehmen, Hotels und Automobile“, sagte er.

Manas Kosol, der Präsident der Confederation of Thai Labour (CTL) sagte, viele Unternehmen hätten es versäumt, ihren Mitarbeitern eine Abfindung anzubieten, nachdem sie sie entlassen hatten.

Die entlassenen Arbeitnehmer wandten sich zur Unterstützung an die Sozialversicherungskasse der DLPW. Der Fonds hat jetzt 221 Millionen Baht in seinen Kassen, die von den vielen Antragstellern schnell aufgebraucht werden. Herr Manas sagte, der Fonds benötige eine Spritze von rund 1 Milliarde Baht, um den Arbeitslosen angemessene Leistungen zukommen zu lassen.

Der ständige Arbeitssekretär Suthi Sukosol sagte, dass verschiedene Parteien Maßnahmen zur Bekämpfung der steigenden Arbeitslosigkeit planen, während das Ministerium Arbeitsgruppen einsetzen wird, um die Arbeitssituation regelmäßig zu bewerten.

Die Zahl der Arbeitslosen im ersten Quartal dieses Jahres wird auf 50.000 geschätzt, doppelt so hoch wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Herr Suthi versprach, die SSO aufzufordern, das Arbeitslosengeld und die Entschädigung zu erhöhen, wie bereits schon von den Gewerkschaftsführern gefordert wurde. / TP-BP

 

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berndgrimm
Gast
berndgrimm
3. Januar 2020 12:08 pm

Arbeitslosigkeit mit Thai Management? Pech gehabt.

In Thailand werden leider nur produktive Leute arbeitslos.

Die überbezahlten Herumsitzer dürfen bleiben!

Wenn in Thailand Effizienz eingeführt würde müssten über 50%

rausgeschmissen werden.

Aber da sei diese soziale Militärdiktatur davor!

Es würden eh die falschen rausgeschmissen!