Experten kritisieren staatlichen Reisankauf zu garantierten Preisen

(FA18/2012) Eines der bedeutendsten wirtschaftlichen Projekte der Regierung von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra ist bei Ökonomen und Landwirtschaftsexperten gleichermaßen in die Kritik geraten. Das umstrittene Regierungsprogramm beinhaltet eine staatliche Garantie für den Ankauf unbeschränkter Reismengen von heimischen Reisbauern, zu Preisen, die bis zu 50 Prozent über dem tatsächlichen Marktwert liegen.

Kritiker der Maßnahme behaupten, sie sei ineffizient, kontraproduktiv, fördere die Korruption und bedrohe den nationalen Reishandel. Das Programm sei zudem konzeptlos, der Staat habe innerhalb des ersten Amtsjahres der Regierung Shinawatra bereits 200 Milliarden Baht für die Ankäufe ausgegeben. „Diese Strategie unterstützt nur die Reichen und hat negative Auswirkungen auf die armen Bevölkerungsschichten, da die hohen garantierten Abnahmepreise in der Folge zu allgemein höheren Lebenshaltungskosten führen“, so ein Mitarbeiter des Thailändischen Instituts für Entwicklungsforschung (TDRI). „Wohlhabende Landwirte, die große Mengen Reis produzieren können, werden eindeutig bevorteilt gegenüber den vielen Kleinbauern, die nur geringe Ernteerträge haben“, so das Institut.

Das Geld fließt in die Taschen der Reichen

Gemäß dem TDRI gingen mehr als 60 Prozent der Gelder, die bislang in das Projekt geflossen sind, an Reishändler und Reismühlenbetreiber. Der restliche Anteil des Geldes wanderte zwar in die Taschen von Landwirten, doch lediglich fünf Prozent der Gesamtsumme erreichten arme Reisbauern. Abnahmepreise von bis zu 15.000 Baht für eine Tonne gewöhnlichen weißen Rohreis und 20.000 Baht pro Tonne Jasmin-Duftreis (Hom-Mali-Reis) haben zu geschätzten 100 Milliarden Baht Verlust allein im ersten Jahr der Maßnahme geführt. Die Schätzung des TDRI basiert auf dem gegenwärtigen Weltmarktpreis für Reis und berücksichtigt die Kosten für Verwaltung, Lagerung, Transport sowie Instandhaltungsmaßnahmen. Des Weiteren stellte das Institut fest, dass auch die Reisqualität durch das Projekt leidet. Die garantierte Abnahme zu überhöhten Preisen verleitet die Bauern zur Steigerung der Ernteerträge, ohne Rücksicht auf die Qualität des produzierten Nahrungsmittels.

Thai-Reis ist preislich nicht konkurrenzfähig

Die Regierung zeigt sich bislang noch unbeeindruckt von der Kritik und will nach Auskunft von Kittirat Na-Ranong, amtierender Finanzminister und stellvertretender Ministerpräsident, an ihrem Garantiepreis-Versprechen festhalten. Thailand ist einer der bedeutendsten Reisexporteure der Welt, das Königreich rangiert jedoch bei der Gesamtproduktion weit hinter Ländern wie Indien, China, Vietnam und Indonesien. In diesem Jahr fielen die Exporte um 45 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf nur noch 3,45 Millionen Tonnen, was einem Exporterlös von 71,4 Milliarden Baht entspricht. Andere reisexportierende Nationen profitieren derzeit von den hohen Preisen für Thai-Reis. „Der thailändische Steuerzahler hilft somit den Reisexporteuren anderer Länder“, gab das Institut zu bedenken. Damit sich das Programm rechnet, müsste die Regierung eine Tonne Reis für mindestens 800 US-Dollar am Weltmarkt verkaufen. Derzeit liegt der übliche Marktpreis jedoch bei deutlich unter 600 US-Dollar, wobei Vietnam seinen Reis gar für 450 US-Dollar pro Tonne anbietet. pk

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Reisbauern befürchten zukünftig sinkende Einkünfte

Zahlreiche Landwirte beklagen sich ebenfalls über das Projekt zum Reisankauf durch den Staat. Der Vorsitzende der Vereinigung Thailändischer Landwirte, Prasit Boonchoei, sagte, die mittlerweile großen staatlichen Reisvorräte setzen die Reisfarmer immer stärker unter Druck. Die Bauern befürchten, sie könnten bei zukünftigen Verhandlungen gezwungen sein, einen deutlich niedrigeren Preis für ihren Reis zu akzeptieren. Zudem wird kritisiert, dass der provinzübergreifende Handel mit Rohreis stark reglementiert ist, was den Landwirten schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge ist. Des Weiteren sei mit der immensen Summe von 200 Milliarden Baht an Projektgeldern von nur knapp zwei Millionen Farmhaushalten Reis angekauft worden, obwohl landesweit über fünfeinhalb Millionen solcher Haushalte existieren, so der Vorsitzende. Darüber hinaus wird inzwischen untersucht, ob circa zwei bis drei Millionen Tonnen Importreis im Rahmen des Programms an die Regierung zu Garantiepreisen verkauft wurden.

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berndgrimm
Gast
berndgrimm
29. November 2012 3:16 am

Kritiker der Maßnahme behaupten, sie sei ineffizient, kontraproduktiv, fördere die Korruption und bedrohe den nationalen Reishandel. Das Programm sei zudem konzeptlos, der Staat habe innerhalb des ersten Amtsjahres der Regierung Shinawatra bereits 200 Milliarden Baht für die Ankäufe ausgegeben. „Diese Strategie unterstützt nur die Reichen und hat negative Auswirkungen auf die armen Bevölkerungsschichten, da die hohen garantierten Abnahmepreise in der Folge zu allgemein höheren Lebenshaltungskosten führen“, so ein Mitarbeiter des Thailändischen Instituts für Entwicklungsforschung (TDRI). „Wohlhabende Landwirte, die große Mengen Reis produzieren können, werden eindeutig bevorteilt gegenüber den vielen Kleinbauern, die nur geringe Ernteerträge haben“, so das Institut.

Das Geld fließt in die Taschen der Reichen

Gemäß dem TDRI gingen mehr als 60 Prozent der Gelder, die bislang in das Projekt geflossen sind, an Reishändler und Reismühlenbetreiber. Der restliche Anteil des Geldes wanderte zwar in die Taschen von Landwirten, doch lediglich fünf Prozent der Gesamtsumme erreichten arme Reisbauern.

Natürlich stimmt das Alles.Aber es wird sich nichts ändern.
Thaksin hat einen eleganten Weg gefunden unter dem Vorwand etwas
für die “armen Reisbauern” zu tun , die Staatskassen zu plündern.
Dabei wird es bleiben denn er will sicherstellen dass an dem Tag
an dem er endlich von der Macht verjagt wird ein bankrotter Staat
in die Hände seiner Nachfolger fällt.
Alte chinesische Weisheit:
May you live in interesting times….