Chinesische Staudämme halten einen Großteil des Mekong-Wassers zurück

Mehrere Wissenschaftler befürchten, dass in diesem Jahr chinesische Staudämme einen Großteil des Mekong-Wassers zurückhalten werden und das die Dürre im Nordosten Thailands, in Laos, Kambodscha und Vietnam verschlimmern werden könnte.

Die Forschergruppe in den Vereinigten Staaten erklärte zwar, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen der Dürre in den nördlichen Provinzen Thailands und Chinas Staudämmen gibt, aber die Zurückhaltung des Wassers in China massiv zur Dürre in den Provinzen beigetragen würde.

„Wir behaupten nicht, dass Staudämme in China die Dürre in der thailändischen Provinz Khon Kaen und in Vietnam erzeugen; aber Fakt ist, dass China die Dürre im unteren Mekong negativ beeinflußt”, erklärte Brian Eyler, Programmdirektor für Südostasien am Stimson Centre und Autor des Buches „Die letzten Tage des mächtigen Mekong”.

Er warnt alle thailändischen Investoren, die mit hohen Gewinnerwartungen in den Xayaburi-Staudamm am Mekong in Laos investieren, denn die Betriebskapazität des Staudamms sei dem Wohlwollen Chinas ausgeliefert, das Staudämme im oberen Mekong betreibt.

Auch Einkaufszentren in Thailand könnten sich nicht auf die Beständigkeit der Stromversorgung aus den Staudämmen in Laos verlassen. China hat elf Staudämme im oberen Mekong gebaut und plant den Bau von acht weiteren Talsperren.

China, Laos, Kambodscha und Vietnam haben ebenfalls zahlreiche Talsperren am Mekong errichtet, mehr als hundert weitere sind geplant. Umweltschützer warnen vor schlimmen Folgen für lokale Öko-Systeme. Fischer vor Ort spüren diese schon jetzt.

Rund 150 weitere Talsperren geplant

Seit der Jahrtausendwende versuchen die sechs Anrainer-Staaten des Mekong, ihren wachsenden Energiebedarf mit der Wasserkraft des Flusses zu decken, der über 4.300 Kilometer 5.000 Meter tief abfällt. China, Laos, Kambodscha und Vietnam haben drei Dutzend Talsperren am Mekong und seinen Zuflüssen errichtet; weitere 150 sind geplant, auch weil sie in den Augen der Regierungen als klimaschonende Energiequelle gelten. Problematische Auswirkungen wurden lange ignoriert. Aus dem Himalaya und den Bergen Chinas trage der Mekong gewaltige Mengen nährstoffreiches Sediment flussabwärts, erklärt der australische Umweltexperte Jeremy Carew-Reid am Beispiel Vietnams, wo der Mekong in das Südchinesische Meer mündet. Aber:

„Schon heute werden 58 Prozent des Sediments von Staudämmen in China blockiert. Und mit jedem neuen Damm im Mekong und seinen Nebenflüssen bleibt mehr Sediment hinter Staumauern stecken. Okay, neue Technologien könnten helfen, einen Teil des Sediments durchzulassen. Das Problem ist nur: Die Fließgeschwindigkeit von Flüssen sinkt am Anfang eine Stausees; dort setzt sich folglich das meiste Sediment ab. Es tendiert dazu, Inseln zu formen in den oberen 30 Prozent eines Stausees.“

Bis zu 17 Millionen Menschen könnten Heimat verlieren

Werden alle geplanten Wasserkraftwerke gebaut, dürften 2040 nur noch drei Prozent des Mekong-Sediments im Delta ankommen. Hinzu kommt der Klimawandel: Immer stärkere Taifune spülen Salzwasser ins Landesinnere Vietnams und fruchtbare Krume ins Meer. Und der Meeresspiegel steigt. Für das Jahr 2100 prophezeien Studien, dass das Mekong-Delta zu 40 Prozent geflutet sein wird. Bis zu 17 Millionen Menschen werden so ihre Heimat verlieren; Reis für 250 Millionen Menschen muss woanders angebaut werden. Ein weiteres Krisenzentrum am Mekong ist der nicht weit von den berühmten Tempeln Angkor Wats gelegene Tonle Sap. Der mit dem Mekong verbundene See schwillt zur Regenzeit auf das Siebenfache seiner normalen Größe von 3.000 Quadratkilometern. Er ist das Zentrum der Fischerei Kambodschas, in der fast die Hälfte der Bevölkerung arbeitet. Fisch deckt drei Viertel des Proteinbedarfs der Kambodschaner.

Fahrt hinaus auf dem See, der im Nachmittagsdunst endlos erscheint. Der Fischer Oeur Navy hat gerade sein Netz zusammengepackt. Jetzt genießt er, in seinem Boot sitzend, die Ruhe auf dem spiegelglatten See.

„Es war windstill heute; deshalb habe ich immerhin 20 Kilo gefangen. Dafür gibt mir der Händler zwölf US-Dollar. Alles recht kleine Fische; große gibt es während der Trockenzeit nicht mehr im Tonle Sap-See. Vor zehn Jahren war das noch ganz anders. Da hatte ich zur Trockenzeit 50 bis 60 Kilo im Netz; und während der Regenzeit oft hundert Kilo.“

Schon jetzt sinkende Fischbestände

Sicher bedrohe auch Überfischung die Bestände im Mekong-Flussgebiet, sagt Minh Bun Ly, ein lokaler Umweltaktivist. Aber die weit größere Bedrohung hänge mit dem Wandertrieb zusammen. Ähnlich wie der europäische Lachs muss fast die Hälfte der Fischarten wandern, um sich fortzupflanzen. Zu Beginn der Trockenzeit im Oktober schwimmen die Fische den Mekong und seine Zuflüsse hinauf, um in den Oberläufen zu laichen. In der Regenzeit ab Juni lassen sich die Fische und ihre Jungen wieder flussabwärts treiben.

„Die bisherigen Staudämme am Mekong und die Baustellen in Laos haben die Laichgründe vieler unserer Fischarten unzugänglich gemacht oder sogar zerstört. Die Riesenbarbe, zum Beispiel, und der Riesenwels sind inzwischen vom Aussterben bedroht. Und den Fischern bleibt nichts übrig, als jetzt kleinere Fische zu fangen – was die Bestände natürlich weiter unter Druck setzt.“

Und die armen Fischer Kambodschas werden also noch ärmer – so wie die Kleinbauern des untergehenden Mekong-Deltas. Warum bauen die Regierungen trotzdem weitere Staudämme? Weil davon vor allem einflussreiche Konzerne profitierten, sagt Minh Bun Ly achselzuckend. Energieriesen, Banken, Bau-, Industrie- und Agrarkonzerne.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
4 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
MBi
Gast
MBi
27. Mai 2020 1:03 pm

wenn wir mit Chinesen Handel treiben, dann wird alles nur noch schlimmer, also Hände weg von diesem Volk und zurück nach Europa mit Arbeitsplätzen und Waren von uns und nicht nur immer billig, billig und noch billiger!

berndgrimm
Gast
berndgrimm
27. Mai 2020 5:46 pm
Reply to  MBi

Too late , mate.Die Alternative waere Trumpel.

Wolf5
Gast
Wolf5
27. Mai 2020 9:38 am

Kleine Ergänzung zu den Ausführungen von HDS.

Statt dass sich die ASEAN-Staaten und China für eine umweltverträgliche Lösung einsetzen, sieht jedes Land nur den eigenen Vorteil.

Und ganz vorn dabei (wer hätte auch anderes gedacht) spielen auch die Thai bei diesem schmutzigen Spiel mit.

So fungiert als Bauträger und zukünftiger Betreiber der Anlage „Xayaburi-Talsperre“ die Xayaburi Power Company Limited, eine Tochter von Ch. Karnchang, Thailands zweitgrößtem Bauunternehmen.

Kreditgeber ist ein Konsortium aus vier thailändischen Banken.

Die veranschlagten Baukosten betragen 3,5 Milliarden Dollar bzw. 2,6 Milliarden Euro.

https://de.wikipedia.org/wiki/Xayaburi-Talsperre

Wem interessieren da noch die Umweltschäden und die nachteiligen Auswirkungen auf die Bevölkerung in mehreren Ländern –
Hauptsache es klingelt in der Kasse!

HDS
Gast
HDS
26. Mai 2020 10:01 pm

Ja die lieben Chinesen die so gerne in Thailand als Touristen Willkommen sind legen den Mekong trocken und die Thais jammern. Nebenbei finanziert man nun noch Staudämme in Laos wo das Rest-Wasser nur für das  kommunistische Laos gesammelt wird. Was kommt am Ende noch in Thailand, Vietnam, Kambodscha an? Genau: Nichts. Egal, der große Bruder aus China weiß wie man mit seinen südlichen Armleuchtern umgeht.Vielleicht gibt es dann als Trost wieder 20 China-Panzer zum Schnäppchen Preis. Mit U-Booten haben die es ja nicht so.