Sakdina – welche Ausländer verstehen die Kultur Thailands wirklich?

Für viele Thailandbesucher aus demokratischen Landen ist die Unterwürfigkeit, die viele Thailänder gegenüber dem Beamtentum, der Lehrerschaft, der Elite und anderen Gesellschaftsgruppen entgegenbringen, oftmals unverständlich. Sie entspringt jedoch einem uralten Gesellschaftssystem namens „Sakdina“, das sich aus der Feudalzeit herübergerettet hat und bis heute wirksam ist, wenn auch nur unterschwellig.

Eines der großen Erlebnisse eines Thailandbesuchs ist es, in eine Aura des Althergebrachten einzutauchen und die aus uralter Zeit stammenden, unterschiedlichen Protokolle und Traditionen zu observieren, an denen Thailand bis in die Gegenwart beharrlich festhält.

Für Touristen sind die Mädchen, die den Gast am Eingang von Restaurants und Läden mit einem tiefen „Wai“ begrüßen, irgendwie etwas aus einer anderen Welt. Für den Einheimischen ist es jedoch etwas ganz Normales und nicht mehr und nicht weniger als ein Ausdruck grundlegender Höflichkeit. Viele Besucher wundern sich darüber, wie es den Thailändern gelingt, den ihnen zustehenden Platz in einem nahezu viktorianischen Klassensystem der Unter­würfigkeit und Unnahbarkeit problemlos festzustellen.

Sobald ein Tourist seine ersten zögerlichen Schritte in diesem für ihn fremden Land tut, wird er unweigerlich der fast ätherischen Mystik von Sakdina ausgesetzt, ohne sich wohl jemals darüber bewusst zu sein. Sakdina stammt aus der Anfangsgeschichte Thailands und hat sich mit all seiner Anpassungsfähigkeit ins 21. Jahrhundert eingefügt.

Die heutige Form von Sakdina umfasst dabei viele Dinge: Das Ausmaß der Privilegien, die dem Einzelnen zustehen; der Anblick eines Luxusautos, das mit Polizeieskorte durch die Straßen rast, wobei die Beamten mit Lautsprechern Normalbürger in ihren Vehikeln rüde zur Seite scheuchen; die Unterwürfigkeit, die ein Hausangestellter seinem Dienstherrn zollt; oder die Art wie ein Schüler seinen Kopf senkt, wenn er im Schulkorridor an einem Lehrer vorbeigeht.

Sakdina ist die Trennung der Gesellschaft in gemeine Bürger und höhere Kasten, sowie die Akzeptanz, dass ein Tuk-Tuk-Fahrer noch so viel Geld ansparen und ein Abschlussdiplom von der Ramkhamhaeng-Universität erhalten kann, aber aufgrund seiner niedrigen Geburt dennoch niemals auf eine Stelle als Regierungsbeamter hoffen könnte.

Die Ursprünge von „Sakdina“

Das mittelalterliche Thailand war dünn besiedelt. Die Regionen waren durch undurchdringliche Wälder von­ein­ander abgetrennt und viele abgelegene Dörfer konnten nur mit Flussbooten erreicht werden. Für das sich damals im Aufschwung befindliche und zunehmend ausbreitende Königreich Ayutthaya war es eine kontinuierliche Herausforderung, die Kontrolle über diese abgelegenen Landstriche sicherzustellen. In den Augen einer nach Rohstoffen und Reichtümern begehrenden Hauptstadt genossen die regionalen Fürsten einfach viel zu viel Autonomie.

In der Regierungszeit von König Borommatrailokanat (1448–1488) wurde deshalb ein System eingeführt, mit der auch die entferntesten Regionen in Linie gebracht werden sollten. Der Monarch gab eine Serie von Gesetzen heraus, die sich bis in die Gegenwart her­übergerettet haben und welche wahrscheinlich die einflussreichsten königlichen Edikte darstellen, die es jemals in Thailands Geschichte gegeben hat.

Der König stellte ein Regierungssystem vor, das wir heute als das Sakdina-System kennen und einen Gesetzesrahmen für die Hierarchien der Zivilgesellschaft, des Beamtentums und des Militärs darstellte. Das System selber basierte auf einer kulturellen und sozialen Ordnung, die auf lokaler Ebene in vielen Landesteilen bereits seit Jahrhunderten praktiziert worden war. Der König führte aber drei entscheidende Veränderungen an diesem System durch: Er erweiterte es, standardisierte es und zentralisierte es.

Thailands Gesellschaft war bereits damals schon seit langer Zeit in zwei Klassen gespalten; den Adel und die Masse der Bevölkerung. Das Sakdina-System definierte die gesellschaftlichen Rollen dieser beiden Gruppen exakt, wie sie miteinander und untereinander zu agieren hatten.

Dies schuf eine strikte Sozialordnung, innerhalb derer der gesellschaftliche Wert jeder Einzelperson festgelegt war. Ein starres Kastensystem wurde innerhalb des Adels und der gemeinen Bürgerschaft formalisiert, wovon lediglich Chinesen und Frauen nichtadliger Geburt ausgeschlossen wurden, da sie keinen gesellschaftlichen Wert hatten.

Als das Sakdina-System zum ersten Mal eingeführt wurde, war es zunächst hauptsächlich ein System für gesellschaftliche Interaktion. Der gesellschaftliche Wert des Einzelnen legte fest, wie er sich zu verhalten hatte und wie viel Respekt ihm von anderen entgegen gebracht werden musste. In der thailändischen Sprache ist die korrekte Anrede des Gegenübers ungeheuer wichtig und auch die korrekte Respektbezeugung durch die Tiefe der Verbeugung, bzw. wie hoch der „Wai“ angesetzt wird, nimmt einen sehr hohen Stellenwert ein.

Ein Rangsystem machte es den Leuten, die sich begegneten, einfacher, sich gegenseitig hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Hierarchie einschätzen zu können und wie sie sich zu begrüßen hatten. Das System legte aber nicht nur fest, wie viel Respekt der Einzelne verdiente, sondern auch, welche soziale Stellung er innehatte. Es wurde von Menschen höherer Geburt erwartet, dass sie auch einen höheren Lebensstandard verfolgten.

Darüber hinaus etablierte das System das Verhältnis zwischen Adel und Bürgertum, zwischen freien Bürgern und Leibeigenen, zwischen Herren und Sklaven. Von allen freien Bürgern zwischen 18 und 80 war es beispielsweise verlangt, dass sie jedes Jahr ihrem Landherrn sechs bis acht Monate lang unentgeltlich zur Verfügung standen. Dieser Frondienst konnte ziviler oder militärischer Art sein.

Obwohl es ursprünglich ausschließlich dazu diente, Höflichkeit und Herzlichkeit zu fördern, zeigte sich bald das Problem, dass ein solches Privilegien vergebendes System auch missbraucht werden konnte. Status konnte zur Erlangung persönlicher Vorteile und zur Korruption benutzt werden – und das geschah auch sehr schnell im Sakdina-System.

Wenn eine Person niedrigeren Ranges ein Verbrechen gegen eine Person höheren Sakdina-Ranges beging, so erhielt diese niedrigere Person eine weitaus strengere Bestrafung als wenn das gleiche Verbrechen von einer höheren Person an einer niedrigeren begangen worden wäre. Mitglieder des Hochadels benutzten ihren Sakdina-Rang außer­dem zur Erlangung von Audienzen beim König, um ihm so einzuschmeicheln und Pfründe abzuschwatzen.

Jeder Einwohner dieses auf gesellschaftlichen Kasten aufgebauten Landes erhielt im Einklang mit seinem jeweiligen gesellschaftlichen Wert einen numerischen Rang zugeteilt. Die niedrigeren Bürgerränge tendierten dazu, nach ihren Berufen rangdefiniert zu werden. Jedoch war es in den meisten Fällen der Rang an sich, der festlegte, welcher Beruf einem überhaupt erlaubt war. Zu König Borommatrailokkanats Zeit wurden umfangreiche Listen aufgestellt, in denen die jedem Beruf zugeteilte Rangnummer penibel verzeichnet war.

Der hauptsächliche Vorteil dieses Systems war für die Könige Ayutthayas, dass der Monarch die Rangnummer jeder Person nach Gutdünken ändern konnte. Das befähigte die Könige, Loyalität zu belohnen und Untreue zu bestrafen, indem der Rang angehoben bzw. gesenkt wurde. Auf diese Weise hatte der Monarch mehr Macht über seine Untertanen.

Das Wort „Sakdina“ setzt sich aus „Sakdi“ (Macht) und „Na“ (Ackerfeld) zusammen, bedeutet demnach also buchstäblich „Acker der Macht“, wird im westlichen Sprachgebrauch jedoch meist dem besseren Verständnis wegen als „thailändischer Feudalismus“ übersetzt.

Ein oft viel zu sehr betonter Aspekt von Sakdina waren die mit dem System in Zusammenhang gebrachten Landrechte. Die Rangnummer, die jeder Einwohner erhielt, wurde oft „Rai“ genannt, also wie das gleichnamige einheimische Flächenmaß (1 Rai = 1600 Quadratmeter). Kulturhistoriker nahmen deshalb an, dass eine Person genauso viele „Rai“ Land erhielt wie es ihrem „Rai“-Rang entsprach. Ein Regierungsbeamter mit einem Sakdina „Rai“-Rang von 225 hatte demnach nicht nur einen „gesellschaftlichen Wert“ von 225, sondern er erhielt vom König auch 225 „Rai“ Land zuerkannt (360.000 qm bzw. 36 Hektar).

Der numerische Sakdina-Rang des Kronprinzen war 100.000 Rai, jener von Mitgliedern der königlichen Familie bis zu 50.000 Rai und Adlige rangierten je nach deren Position im Regierungsapparat zwischen 400 und 10.000 Rai. Handwerker hatten einen Rang von 50 Rai, gemeine Bürger von 25 Rai und Sklaven/Leibeigene von 5 Rai.

Während die Landverteilung nach diesen Regeln der bei weitem bekannteste Aspekt von Sakdina ist, kann es aber genauso gut sein, dass der Begriff „Rai“ zur Beschreibung eines Sakdina-Werts rein symbolisch war. Dies wird von der Tatsache gestützt, dass Land­stücken zwar Sakdina-Werte zugeschrieben wurden, diese Werte jedoch nicht mit der tatsächlichen Fläche des Landes zu korrespondieren scheinen.

Ein Bezirk hatte vielleicht nur eine tatsächliche Landfläche von 10.000 Rai (1600 Hektar), doch trotzdem wurde an ihn ein Sakdina-Wert von 30.000 Rai zur Aufteilung unter der Bevölkerung vergeben. Das lässt vermuten, dass die Rai-Bewertungen von Sakdina rein symbolisch anzusehen waren. Es gilt aber als sicher, dass ab dem 16. Jahrhundert keine Landverteilung mehr stattfand, als damit begonnen wurde, Sakdina-Ränge auch an chinesische Händler, Mönche und verheiratete Frauen nicht-adliger Geburt zu vergeben. Das beließ nur noch unverheiratete Bauerntöchter und chinesische Tagelöhner ohne ­Sakdina-Rang.

Ein Großteil der Bevölkerung hatte dereinst den Status, keinen Status zu haben. Zuerst waren es Frauen nicht-adliger Geburt zusammen mit der umfangreichen Gemeinde chinesischer Immigranten, denen ein Sakdina-Rang versagt wurde, weil sie in gesellschaftlicher Hinsicht als wertlos angesehen wurden. Als sich das Gesetz änderte und verheirateten bürgerlichen Frauen Sakdina zuerkannt werden durfte, geschah das auf der Basis von zwei Faktoren:

Erstens, wieviel „Rai“ ihr Ehemann innehatte, und zweitens, wie ihr eigener Status als Ehefrau aussah. Als erste Ehefrau standen ihr mehr „Rai“ zu als wenn sie nur die zweite oder dritte Ehefrau gewesen wäre. Die Frau konnte sich auch mehr „Rai“ dazuverdienen (oder sie verlor „Rai“), je nachdem, welchen gesellschaftlichen Status ihr Gatte innehatte. Eine adlige Frau, die bereits eigene „Rai“-Punkte besaß, erhielt durch ihre Heirat mit einem noch höherstehenden Mann einige weitere „Rai“ dazu – oder verlor sie, wenn der Gatte gesellschaftlich niedriger gestellt war und deshalb eine geringere „Rai“-Punktezahl aufwies als sie selber.

Für die Männer galt das gleiche. Heiratete ein Mann aus einer niedrigeren Kaste eine Adlige, so konnte auch er sich zusätzliche „Rai“ dazuverdienen. War ein Vater mit einer besonders hübschen Tochter gesegnet, konnte er versuchen, sie an jemanden mit einem hohen „Rai“-Wert zu verheiraten, um so im Gegenzug seinen eigenen Sakdina-Rang anzuheben.

Anders als im Westen wurde Thailands Feudalismus jedoch nicht stärker je mehr er alterte. Während der Regent­schaft von König Chulalok (1782–1809) wurde das Sakdina-System als ein Rechtssystem kodifiziert, welches „Gesetz der drei Siegel“ genannt wurde. Es wurde bei Gerichtsstreiten benutzt, um festzulegen, wie viel Gewicht die Zeugenaussage eines Individuums hatte. Je höher dessen „Rai“, desto „glaub­hafter“ wurde seine Aussage vor Gericht ­gewichtet. Dementsprechend hatten gewöhnliche Bürger bei einer Anklage gegen einen Adligen kaum eine Chance, den Rechtsstreit zu gewinnen.

Als Thailand dann schließlich unter westlichen Einfluss kam und den Kapitalismus annahm, verursachte dieses neue System viele Änderungen in der etablierten Sakdina-Harmonie. Die traditionell niedrige Kaste der Geschäftsleute kam zu größerer Wichtigkeit. Eine gebildete Mittelschicht erschien. ­Sakdina war ein starres System, der Kapitalismus jedoch ein System, das ständigen Veränderungen unterlag.

Allerdings war der Kapitalismus mit Sakdina nicht gänzlich inkompatibel. Sakdina war in der Lage, Zugeständnisse zu machen und neue Kasten in seine Hierarchie einzugliedern. Außerdem war Sakdina in der Lage, auch den Kapitalismus seinerseits abzuändern. Traditionell gesehen bestimmte ­Sakdina durch das Kastensystem die Rolle, die eine Person in der Gesellschaft einnahm, indem ­Sakdina die Mitglieder niedriger Kasten davon abhielt, höhere Ämter oder Rollen zu bekleiden. Dadurch stellte ­Sakdina sicher, dass der größte wirtschaftliche und geschäftliche Erfolg stets jenen hohen Kasten zufiel, die sich sowieso bereits an der Spitze der Gesellschaft befanden.

Sakdina wurde zwar nach dem Staatstreich von 1932 offiziell abgeschafft, doch weigerte sich, sang- und klanglos abzutreten. Selbst der faschistische Diktator Plaek Phibulsongkhram versuchte, Sakdina den Garaus zu machen, doch versagte. Er musste entdecken, dass sich eine nahezu 800 Jahre alte Geschichte der Unterwürfigkeit nicht einfach ausradieren lässt, besonders nicht in Thailand. Es gibt ein Sprichwort: „Verstehe Sakdina und du verstehst Thailand.“

In der Politik legt Sakdina das Verhältnis zwischen der thailändischen Regierung und den Staatsbürgern fest. Beamte sind nicht wie im westlichen Sinn Diener der Gesellschaft, sondern gehören einer höheren Kaste an und sehen die Öffentlichkeit quasi als Untertanen an, über die sie zu regieren bestimmt sind. Sakdina lebt also weiter in den Köpfen und den Auffassungen der Elite und darf von jenen, die eines niedrigeren Standes sind, nicht kritisiert werden. Das schafft eine Kultur, in der passive Akzeptanz von Autorität akzeptiert wird, egal wie ungerecht oder korrupt es auch sein mag.

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"Forentroll"
Gast
"Forentroll"
24. Juli 2020 2:10 pm

DAS haben Sie auch geloescht:

Der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. formalisierte die Ausbildung und gilt als „Vater des Berufsbeamtentums“. Sein aufgeklärt-absolutistischer Sohn Friedrich II. (der Große) war es dann, der das Gemeinwohl zum Primärziel erhob und sich selbst als ersten Diener des Staates sah. Er führte den Ausbau des Berufsbeamtentums fort. Die Beamten waren zunächst eine kleine Revolutionstruppe des Monarchen. Sie lösten einen vielfach korrupten und inkompetenten Landadel ab. Zu diesem Zwecke kämpften sie gegen die geburtsständischen Vorrechte des Dienstadels, bei dem zum Beispiel der Titel "von" die Qualifikation ersetzen sollte. An die Stelle des aristokratischen Dünkels setzten die Beamten das bürgerliche Leistungsprinzip.

Sie haben auch mehrmals geloescht, dass vor dem Koenig alle auf den Boden muessen, wodurch ausgedrueckte wird , ALLE sind gleich!

DAS wird aber durch den Wai schon wieder durchbrochen und SakdiNa noch mehr!

"Forentroll"
Gast
"Forentroll"
25. Juli 2020 3:31 am
Reply to  STIN

xxxxxxxxx – zensiert – Wiederholungen, wirres Zeug.

Es geht ja noch weiter, fuer eine Beamtenstelle  gibt es wohl kein ordentliches Stellenbesetzungsverfahren, in dem Diplome , Vorstellungsgespraeche, Qualifikationen, … zaehlen nichts.

Wolf5
Gast
Wolf5
24. Juli 2020 10:01 am

Stin verwechselt mal wieder Sakdina in TH mit Untertanengeist in D und A, welcher glücklicherweise bereits seit den sechzigern Jahren, insbesondere durch die studentische Jugend, weitgehend beseitigt wurde.

Deshalb verwundert es mich auch nicht im geringsten, dass unser stin in einem derartigen Haushalt mit Untertanengeist aufgewachsen bist.
Kann man in fast all seinen Beiträgen ablesen.

Ich dagegen mußte mich bereits seit meiner frühesten Kindheit mit Zivilcourage = Aufrechter Gang im Alltag, auseinandersetzen, wofür ich meinen Eltern bis heute dankbar bin.

Wolf5
Gast
Wolf5
23. Juli 2020 8:18 am

Wie ich bereits schrieb, hat dieses uralte Gesellschaftssystem namens „Sakdina“ einzig und allein die Aufgabe, die Macht der Herrschenden möglichst auf ewig zu erhalten und hat nicht das Geringste mit Tradition zu tun.

Und in TH ist es insbesondere das Militär, welches sich dieses System vollumfänglich zu nutze macht.
Und so wird auf allen Gebieten diese Macht genutzt, den Thais einzureden, dies sei alte Tradition und deshalb gut für Land und König – und die ungebildeten Thais glauben diesen Mist.

Es ist nun einmal eine Tatsache, das den Unterwürfigen das Selbstbewusstsein des aufrechten Gangs unbekannt ist.
Dem direkten Blick weichen sie aus, einige ziehen sich in sich selbst zurück, als wollten sie sich verkleinern.
Unterwürfigkeit ist keineswegs ein Relikt vormoderner Gesellschaften.
Auch in Zeiten der Gleichheit ist der Ungeist des Domestiken anzutreffen.
Überall findet man Kriecher, Duckmäuser und Speichellecker. Untergebene kuschen vor ihren Vorgesetzten.
Denn Gehorsam zeigt der Unterwürfige nicht gegenüber dem Gesetz, sondern gegenüber einer Person.
Der Unterwürfige verschleudert seine Freiheit und missachtet sich selbst.
Er pflegt seine hündische Existenz.
Unterwürfigkeit ist die Fortsetzung des Kampfs um Anerkennung mit den Mitteln der Selbstabwertung.
Der Wurm krümmt sich, um sich klein zu machen.
Aber wer sich freiwillig zum Wurm macht, kann nicht darüber klagen, wenn er mit Füßen getreten wird.

Glücklicherweise sehen es mittlerweile viele junge Leute anders, und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie handeln werden.

Und das die sogenannte Tradition zumeist nur eine Marketingstrategie ist , um Kohle zu machen, kann man sehr deutlich in Bayern erleben.

https://www.mucbook.de/tracht-traditiogeschichte-herkunft-bayern-dirdnl-lederhose/
und
https://www.br.de/service/programm/br-magazin/tracht-erfindung-macht-2015-01-100.html

HDS
Gast
HDS
22. Juli 2020 9:08 pm

Die Geschichte da oben klingt ja ganz nett. Im modrigen Mittelalter Europas lief es eigentlich kaum anders. Nun befinden wir uns im Jahr 2020.

Ich bin in der Regel ein freundlicher, höflicher Mensch zu jedem der es auch zu mir ist. Das ich aber einem Möchtegern GröFaz, wegen seiner Abstammung, die Füße küsse, oder Respekt zeige, kommt für mich nicht in die Tüte. Jemand der von mir Respekt haben will, muss ihn sich verdienen. Davor kann ich lediglich Freundlichkeit anbieten oder mich wie hier in Thailand etwas aus Höflichkeit anpassen (obwohl es mir manchmal widerstrebt) Mit fällt aktuell niemand ein vor dem ich in irgend einer Weise Respekt hätte. Also in dem Sinne wie oben beschrieben.

Damit klappt es in Thailand ja derzeit meistens auch (aber ohne Respekt). Und wenn jemand glaubt er müsse noch im Stile des Mittelalters verfahren, der hat bei mir sowieso 0-Respekt, 0-Anerkennung, 0-Verständnis.

HDS
Gast
HDS
22. Juli 2020 9:57 pm
Reply to  STIN

Klar, Thais unter sich eben. Die müssen halt so, weil es alle so machen. Vielleicht schaffen die ja diesen Wirbel in den nächsten 100 Jahren nach dem 90 Putsch mal ab? 😉

Ich kommentierte das ja aus unserem westlichen Verständnis heraus.

Wolf5
Gast
Wolf5
22. Juli 2020 5:11 pm

Was dieser Artikel nicht zum Ausdruck bringt, ist die Tatsache, dass sich die meisten Staaten der Welt von derartigen Regelungen verabschiedet haben, aber in Th durch das Militär dieses System so lange wie möglich erhalten bleiben soll.

Obwohl zwar erst seit etwas mehr 100 Jahren die Sklaverei in TH abgeschafft wurde, hat das Militär in fast 90 Jahren seit dem 1.Putsch von 1932 alles daran setzte, dieses Unterwürfigkeits- System möglichst aufrecht zu erhalten bzw. wieder in die alte Form zu bringen.

So unternahmen z.B. im Dezember 1951, nur 3 Tage vor Rückkehr Bhumibol nach Thailand, wo er die Regierungsgeschäfte übernehmen sollte, die führenden Militärs des Landes einen „stillen Putsch“, indem sie die Verfassung von 1949, die dem Parlament und dem König weitgehende Rechte einräumte, außer Kraft setzten.

Die Militärs befürchteten, dass Bhumibol ihnen kritisch gegenüberstehen und eine von Royalisten geführte Regierung einsetzen könnte.

Außerdem wird seit den 1960er-Jahren es wieder verlangt, sich vor dem König niederzuwerfen, was Bhumibols Großvater Chulalongkorn 1873 abgeschafft hatte.

Diese Regelung wurde nicht vom Bhumibol, sondern auf Forderung der Militärs wieder belebt, um den direkten Kontakt des Königs mit dem Volk unter allen Umständen zu verhindern.

Welche Auswirkungen derartige Regelungen haben konnten, soll diese Beispiel verdeutlichen:

„Sunandha Kumariratana ( war die älteste Tochter des Königs Mongkut (Rama IV.) und seiner Frau Piam. Sie war eine Halbschwester und zugleich die erste der vier Königinnen (Hauptfrauen) des Königs Chulalongkorn)
ertrank im Alter von 19 Jahren zusammen mit ihrer einjährigen Tochter Kannaphon Phetcharat im Bang Pa-in Fluss, als das königliche Boot auf dem Weg zum Sommerpalast in Bang Pa-In kenterte.
Trotz der Anwesenheit vieler Höflinge wagte es niemand, sie zu retten, obwohl König Chulalongkorn das Gesetz, wonach es bei Todesstrafe verboten sei, Mitglieder der königlichen Familie zu berühren, offiziell bereits 1873 abgeschafft hatte.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Sunandha_Kumariratana

Fazit: das Militär nutzt seit nunmehr fast 90 Jahren ein antiquiertes System, um die Unterwürfigkeit des eigenen Volkes in allen Bereichen des Lebens zu konservieren und damit mögliche Widerstände von vornherein auszuschließen.

Deshalb hat TH auch eins der schlimmsten Majestätsbeleidigungsgesetze der Welt, welches von den Militärs bis zum Erbrechen eingesetzt wird.

berndgrimm
Gast
22. Juli 2020 6:26 pm
Reply to  Wolf5

Ich moechte nur darauf hinweisen dass dieses ellenlange Pamphlet

auch nur dazu dienen soll von den wahren Vorgaengen in TH abzulenken:

State of emergency extended

published : 22 Jul 2020 at 14:10

 

The Centre for Covid-19 Situation Administration (CCSA) on Wednesday approved the extension of the state of emergency nationwide for another month until Aug 31.

 

Die CCSA ist nur eine weitere Propaganda Abteilung dieser Militaerdiktatur

welche selber nix weiss und auch nix zu sagen hat.

Sie bringt nur die Covid-Nineteen Propaganda um die Entscheidungen

dieser Militaerdiktatur weiterhin unkontrolliert an der Macht festzuhalten

obwohl man schon lange Regierungsunfaehig ist.

Die Kacke ist am Dampfen , das Geld geht zuende und deshalb dieses:

Das Editorial der BP ueber den Ankauf von VIP Flugzeugen fuers Militaer

wurde leider seit heute Morgen entfernt.

Die "Opinion" Seite der BP ist derzeit nicht zu oeffnen.

Und nun zu dieser Thai "Kultur".

Ich muss Wolf5 dort vollkommen zustimmen.

Natuerlich wollen die Leute die von dem fraglosen Feudalismus

profitieren und hier immer noch an der Macht haengen

ohne irgendeine eigene Leistung zu erbringen ihren Status

auf jeden Fall behalten.

Das war im Japan der 80er und 90er Jahre genauso.

Trotzdem haben sich dort Demokratie und Buergerrechte durchgesetzt.

Einvernaehmlich.Die Japaner sind eben nicht so bloed wie ……

berndgrimm
Gast
22. Juli 2020 6:39 pm
Reply to  berndgrimm

tschuldigung, die Opinion Seite wurde nur neu gestaltet:

Jet purchase does not fly

Editorial Bangkok Post editorial column

published : 22 Jul 2020 at 04:00

The country is in the middle of a health crisis. The economy is in tatters. And the army is planning to buy a new luxury jet for its top generals and VIPs.

The proposal is ill-timed and ill-considered.

The price tag for the new aircraft, likely to be bought from Gulfstream Aerospace, stands at 1.34 billion baht.

The money will come from taxpayers, many of them are trying to make ends meet as a result of the Covid-19-induced economic downturn.

At the macro-economic level, the GDP is down more than 8%, even worse that the recession during the Tom Yum Kung financial crisis of 1997.

Up to 10 million people could be unemployed by the end of the year. and as many as 50,000 small food shops have closed.

For white- and-blue-collar workers, salary cuts have become the new norm. Layoffs are also possible

Schlechtes Timing, aber da das Geld zuende geht

war es hoechste Zeit!

Na ja, aus meiner Sicht immer noch ein besserer Ankauf

als die U-Boote.

Aber auf dem Gebrauchtflugzeug Markt haette man

Heute so ein "Schaetzchen " fuer 150-200 Mio THB bekommen.

Mit einer laengeren Lebensdauer als diese Militaerdiktatur!

Aber ohne Absturzgarantie!