Koh Samui: Luxemburgerin berichtet über ihre Muay Thai Karriere in Thailand

Marie-des-Lys Heinz hat keine Angst vor Schmerzen. Sie stellt sich im Ring ihren Gegnerinnen. Muay Thai ist die große Liebe der 20-Jährigen.

Koh Samui. Da denkt man unweigerlich an perlweiße Strände, Kokospalmen und Urlaubsfeeling. Die thailändische Insel bietet zudem unberührte Natur. Die Schönheit des Eilands im Indischen Ozean bewundert auch Marie-des-Lys Heinz. Die 20-Jährige ist allerdings keine klassische Touristin. Seit knapp zweineinhalb Jahren lebt die Luxemburgerin vor Ort. „Hier fühle ich mich zu Hause. Es war Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt sie.

Um am Strand zu liegen und die Seele baumeln zu lassen, bleibt Heinz jedoch nur wenig Zeit. Sie verbringt den Großteil ihres Tages im Gym. Thaiboxen ist Heinz’ große Leidenschaft.

„Der Sport ist perfekt. Mir gefällt der Respekt, die Tradition, die Rituale und der Tanz vor dem Kampf. Ich habe früher Fußball, Rugby und Basketball ausprobiert, aber keine dieser Sportarten hat mich auch nur ansatzweise so fasziniert wie Muay Thai“, erläutert Heinz glücklich.

Zum Lachen war ihr lange Zeit nicht zumute. Marie, wie sie gerne genannt wird, hat schwierige Zeiten durchgemacht. Im März 2017 starb ihre Schwester, die zudem ihre beste Freundin war. „Das war krass. Wir waren nicht darauf vorbereitet. Wie soll man auch?“, gibt die damals 16-Jährige offen zu.

„Ich bin in ein tiefes, dunkles Loch gefallen. Es war nicht schön. Irgendwie war mir alles zu viel“, erzählt die in Belair aufgewachsene, ehemalige Schülerin des Lycée Aline Mayrisch. Und sie fügt hinzu: „Die Trauer war für alle Freunde sehr schwer zu ertragen. Wir sind unseren eigenen Weg gegangen. Einfach weiterleben wie zuvor, war für mich nicht möglich. Es musste sich etwas ändern.“

Muay Thai als Trauerbewältigung

Der erste Kontakt mit Muay Thai brachte die Wende. In Hollerich kam sie im Athletic Center beim Streetsport-Programm von Frank Ruppert auf den Geschmack. „Ich wurde sehr schnell süchtig. Ich wollte immer nur trainieren. Im Training konnte ich den Alltagsgedanken entfliehen“, sagt Heinz.

Anschließend ging alles sehr schnell. Im Alter von 17 Jahren reiste sie mit ihrer Mutter erstmals nach Thailand. Nach drei Wochen Aufenthalt war sie definitiv mit dem Muay-Thai-Virus infiziert.

Es folgte eine weitere dreiwöchige Reise in den Schulferien und der Entschluss, eine Dauerlösung vor Ort zu finden. „Als wir eine französische Schule fanden und meine Mutter spürte, wie glücklich mich das Thaiboxen machte, war sie einverstanden. Ich bekam viel Unterstützung vor Ort. Die Menschen sind sehr hilfsbereit“, so Heinz.

Der Aufwand zahlt sich aus. Heinz hat ihren Abschluss mittlerweile in der Tasche und absolviert ein Studium zur Buchhalterin. „Die Kurse finden online statt. Das ist perfekt. So kann ich trainieren und lernen, wenn es mir am besten passt.“

Thailand als Mekka des Muay Thai

Thaiboxen ist in Thailand Nationalsport. Die bekanntesten Kämpfer genießen echten Kultstatus. Von Kindesbeinen an wird in die Boxsäcke geschlagen oder gegen die Pads getreten. „Mein Lebensgefährte hat seinen ersten Kampf mit fünf Jahren gemacht, das ist ganz normal.“ Um ein klareres Bild zu zeichnen, fügt sie hinzu: „Gyms gibt es an jeder Straßenecke.“

Das ist nicht nur deswegen notwendig, weil die Thailänder von diesem Sport besessen sind. „Thailand ist das Mekka des Muay Thai. Jeder der den Sport ausübt, will nach Thailand.“ Auch zahlreiche Europäer nehmen die Strapazen auf sich, um zu trainieren und in lokalen Sportzentren Kämpfe zu bestreiten. Sogar Luxemburger wurden bereits im Juan Muay Thai Gym, dort wo Heinz sich auspowert, vorstellig.

Positive Reaktionen der Fans

Sie selber trainiert zwei Mal am Tag. „Ich bekomme nichts geschenkt. Genau das gefällt mir am Thaiboxen. Es ist ein harter Sport, der den ganzen Körper beansprucht.“ Schläge mit den Beinen, den Ellenbogen, den Knien und den Fäusten sind erlaubt. „Jeder Muskel wird trainiert. Es kann schon mal wehtun, aber das macht mir nichts aus“, verrät Heinz, die sich auch schon mal im Eifer des Gefechts die Nase gebrochen hat.

“Das war eine Ehre. Es ist nicht einfach, in Bangkok zu kämpfen. Es gibt zum einen Tausende von Kämpfern und Kämpferinnen, zum anderen werden weibliche Thaiboxerinnen oft immer noch argwöhnisch beäugt.”

Marie Heinz über ihren Auftritt in Bangkok

Die Luxemburgerin ist ehrgeizig. „Ich gebe Gas. Ich setze mir aber keine unrealistischen Ziele. Ich möchte es einfach so weit schaffen, wie nur irgend möglich“, offenbart die 1,63 m große und 58 kg schwere Athletin. Von bislang 21 Kämpfen hat sie 13 gewonnen. „In meiner Gewichtsklasse habe ich hier auf der Insel gegen jede Kämpferin bis auf eine gewonnen“, sagt sie.

Die Belohnung: Im Oktober durfte sie in Bangkok ran. Muay Thai Super Champ hieß die Veranstaltung im 500 Zuschauer fassenden Bazaar Theater der thailändischen Hauptstadt, die live im nationalen Fernsehen übertragen wurde. „Das war eine Ehre. Es ist nicht einfach, in Bangkok zu kämpfen. Es gibt zum einen Tausende von Kämpfern und Kämpferinnen, zum anderen werden weibliche Thaiboxerinnen oft immer noch argwöhnisch beäugt.“

Heinz hat in den drei Runden alles gegeben. Die linke Gerade fand mehrmals ihr Ziel auch die High Kicks saßen. Warum die Ringrichter ihrer thailändischen Gegnerin den Sieg zusprachen, bleibt deren Geheimnis.

„Natürlich war ich traurig, verloren zu haben. Aber das Leben geht weiter“, sagt die Luxemburgerin. Sie nimmt das Positive mit: „Die Reaktionen der Zuschauer und Kommentatoren waren fantastisch. Ich bekam viele Nachrichten. Die meisten erklärten, dass ich ihre Herzen erobert hätte. Mein Auftritt hat gefallen.“

Mittlerweile kann Heinz mit ihren Kämpfen „ein wenig Geld verdienen“. Sie verrät: „Ich würde gerne ein paar Gürtel in Bangkok gewinnen. Ich kann das schaffen. Letztens habe ich beispielsweise gegen den South of Thailand Champion in meiner Gewichtsklasse gewonnen. Ganz untalentiert bin ich demnach nicht.“

Von der Polizei erkannt

Das ist den Veranstaltern der Galas nicht entgangen. Im Dezember wurde sie erneut nach Bangkok eingeladen. Doch die Corona-Pandemie machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Auf Koh Samui darf derzeit unter Auflagen noch trainiert werden. „Das ist gut so. Ich brauche das Austoben“, sagt Heinz, die sich in der lokalen Szene langsam einen Namen macht – sogar bei der Polizei.

„Das Songkran Festival ist eine Art riesige Wasserparty als Neujahrsfete. Die Thais überschütten einander mit Wasser aus Eimern und Fässern oder bespritzen sich mit Wasserpistolen, die man überall auffüllen darf. Ich fragte in der Polizeistation, ob ich nachfüllen dürfe und die Polizisten erkannten mich. Sie erklärten, dass ich doch die Muay-Thai-Kämpferin sei. Das war schon ziemlich unwirklich“, erzählt Heinz ein bisschen stolz.

Die Heimat vermisst sie durchaus. „Ich würde gerne die Familie und Freunde in Luxemburg besuchen. Doch das geht derzeit nicht. Wegen des Corona-Virus will ich nicht riskieren, Probleme bei der Rückreise zu bekommen oder in Quarantäne zu müssen“, sagt sie mit trauriger Stimme.

An eine dauerhafte Rückkehr verschwendet sie derzeit keine Gedanken. „Nein, ich bin hier noch längst nicht fertig.“ Ob die perlweißen Strände und Kokospalmen auf Koh Samui bei dieser Entscheidung auch eine Rolle spielen? / Quelle: wort.lu

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exil
Gast
exil
28. Januar 2021 12:57 pm

Jeder Vollkontaktkampfsport ist in meinen Augen alles andere als Feminin. Selbst habe viele Jahre um beweglich zu bleiben Kampfsport betrieben, Frauen waren da eher weniger zu finden.

Was ich verstehen kann ist die Sucht zu trainieren, dem Körper alles und noch mehr ab zu verlangen. Anstatt wie viele ihren Frust oder Enttäuschungen mit Alkohol zu bekämpfen besser mit hartem Training dem Alltag zu entfliehen. Und wenn man dann gut genug und besser als andere ist, sein Hobby zum Beruf machen zu können.

Also Hut ab vor der Dame über die Körperlichen Leistungen. Aber in Europa müsste die Gute vermutlich einem Beruf nachgehen. Manches mal fragt man sich womit diese jungen Menschen ihren Lebensunterhalt finanzieren und wie diese zu einem Langfristigen Visum kommen.

Was das Wasserfest anbelangt, ist das Traditionelle Wasserfest wie es in Gegenden ohne Touristen betrieben wird ein schönes und besinnliches Fest.

berndgrimm
Gast
berndgrimm
28. Januar 2021 8:49 am

Eine schoene Story aus dem Letzebuerger Wort.

Die ziemlich attraktive Sportlerin kommt aus Hollerich, einer Gegend hinter dem

Luxemburger Bahnhof wo es durchaus hilfreich sein kann wenn man Streetfighter ist.

Nein, natuerlich nicht.In Hollerich wohnen weniger wohlhabende Letzebuerger(gibts auch)

und vor allem viele Portugiesen und Suedfranzosen die in LUX arbeiten.

Muay Thai ist ein sehr populaerer Sport in Luxemburg.

Ein Bekannter von uns ist Krankenhausarzt und betreibt Muay Thai als Ausgleichssport.

Er war noch nie in Thailand und hat auch keine Intention hier seinen Urlaub zu verbringen.

Ich kann die Begeisterung der kleinen Marie verstehen. Ich war auch mal 17.

Und als ich das erste Mal nach TH kam war ich 37 und trotzdem so begeistert

obwohl ich vorher schon in Japan,Taiwan und HongKong  war.

Und beim ersten Mal auf USM (noch ohne Flugplatz) waere ich auch gern gleich

da geblieben.

Marie ist Profi Sportlerin und verdient ihr Geld in Thailand.

Da wuerde ich auch viel lieber hierbleiben.

Und zum Besuch in LUX  und vor Allem die anschliessende Rueckkehr

nach Thailand hat sie die gleiche Einstellung wie ich:

Ich würde gerne die Familie und Freunde in Luxemburg besuchen. Doch das geht derzeit nicht. Wegen des Corona-Virus will ich nicht riskieren, Probleme bei der Rückreise zu bekommen oder in Quarantäne zu müssen“, sagt sie mit trauriger Stimme.

 

Fazit: Ein positiver Beitrag ueber eine erfolgreiche Profisportlerin

in dem Thailand auch genannt wird.

 

berndgrimm
Gast
berndgrimm
28. Januar 2021 8:54 am
Reply to  berndgrimm

Ich haette den Artikel doch bis zum Ende durchlesen sollen.

Vorher lebte sie in Belair .Also verarmter Adel.

Das Foto aus dem Wort wollte ich auch noch bringen