Paris: Omikron erzeugt Panik bei den Eltern – 47.000 Schüler und 5.600 Lehrer infiziert – 10.000 Schulklassen geschlossen

Unter Frankreichs Eltern geht die Angst um – allerdings nicht so sehr vor Omikron, sondern vor dem Testmarathon, zu dem sie im Fall einer Ansteckung gezwungen sind. Die Regierung in Paris unternimmt alles, um den Schulbetrieb offen zu halten. Damit versucht sie indirekt auch einen Kollaps der Wirtschaft zu verhindern. Außer einer dreiwöchigen Schließung zu Beginn der Covid-Krise hatte Präsident Emmanuel Macron mit dieser Strategie bisher Erfolg.

Doch jetzt wirft der Omikron-Tsunami alle Pläne über den Haufen. Die Massenansteckung erfasst zunehmend auch das Jungvolk der Nation. Allein am Donnerstag wurden 47.000 Schüler infiziert, dazu 5.600 Lehrer. Fast 10.000 Schulklassen mussten bisher geschlossen werden. Und das, obwohl die Klassen nicht mehr schon bei einem einzigen positiven Fall geschlossen werden, sondern erst nach drei Fällen.

Der Preis dafür ist hoch. Laut dem seit Montag gültigen Protokoll müssen sich die Schüler noch am gleichen Tag testen lassen, wenn ein Klassenkamerad angesteckt ist. Und das ist erst der Beginn: Zwei Tage später müssen sie einen ersten Selbsttest anfügen, vier Tage später einen zweiten. Um danach in die Schule zurückkehren zu können, haben sie eine Testbescheinigung vorzuweisen. An den Schuleingängen kommt es zu chaotischen Szenen – die selbst ein hohes Ansteckungspotenzial bergen.

“Unhaltbare” Lage

Eltern, Pädagogen und auch die Medien bezeichnen die Lage als unhaltbar. Denn mittlerweile verfügen nur noch wenige Apotheken über Selbsttests. Bildungsminister Jean-Michel Blanquer erlaubt zwar das Ausweichen auf PCR- oder Antigentests. Doch die Warteschlangen vor den Apotheken sind lang, erfordern oft mehrstündiges Anstehen – und das für viele Schüler täglich.

Das Bildungsministerium hat das Protokoll am Freitag leicht gelockert: Tritt in einer Schulklasse ein neuer Fall auf, muss nicht mehr sofort ein weiterer Test angefügt werden. Dies hatte zur Folge, dass sich tausende Schüler täglich testen mussten. Eine Mutter namens Magali sagte dem Radiosender Europe 1: “Wir verwenden unsere Energie nur noch darauf, die Testvorschriften einzuhalten.”

Acht Prozent der Lehrer ausgefallen

Hart getroffen sind auch die Lehrer, von denen laut offiziellen Zahlen acht Prozent Covid-bedingt ausgefallen sind. Einige lassen sich indessen krankschreiben, weil sie sehen, dass immer mehr Eltern gefälschte Testbescheinigungen beibringen. Das verwandelt die Klassenzimmer in eigentliche Omikron-Herde.

Minister Blanquer hat diese Woche 55 Millionen neue Masken bestellt, doch dürften sie erst in zehn Tagen eintreffen. Das Omikron-Chaos an den Schulen durchkreuzt auch Macrons Pläne, sich vor den Präsidentschaftswahlen in drei Monaten als der große Beschützer der Nation zu präsentieren. Nachdem er diese Woche schon die Ungeimpften mit einem “Emmerder”-Spruch angegriffen hat, verscherzt er es sich mehr und mehr auch mit der schweigenden Impfmehrheit. Sie versucht die sich ständig wechselnden Vorschriften einzuhalten. Doch täglich über eine Stunde Schlange zu stehen, um ein Virus zu stoppen, dessen Gefährlichkeit relativiert wird – das ist selbst für wohlmeinende Bürger zu viel. (Stefan Brändle aus Paris, 7.1.2022)

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berndgrimm
Gast
8. Januar 2022 10:29 am

Panik wird nicht durch Omi Kron sondern durch die Medien und die Meinungsmacher verbreitet. Nicht nur in TH.Die Franzosen gehen gerne fuer oder gegen etwas auf die Strasse und sie koepfen auch gerne.Nicht zu vergessen , der Beginn des Endes der Feudalherrschaft war der Sturm auf die Bastille 1789 und die 1968 er Bewegung startete in Paris mit Jean Paul Sartre an der geistigen Spitze.

Ich verstehe die Handlungen bzw. Nicht-Handlungen der Politiker waehrend Covid auch nicht aber es ist einfach jemanden zu kritisieren wenn man selber nicht in der Verantwortung ist. Dies soll keine Entschuldigung fuer inkompetente Politiker sein.

Bei Covid gibt es die unterschiedlichsten Interessen die abgewogen werden muessen.

Ich habe ganz am Anfang schon vor uebereilten Lockdowns gewarnt weil wir unsere Arbeitsplaetze nicht aufs Spiel setzen duerfen.

Jetzt bin ich ehrlich etwas ueberrascht dass die Wirtschaft trotz Covid noch gewachsen sein soll.

Natuerlich hat ueberall die Hotellerie das Gastgewerbe die Reisebranche und die Airline Industrie gelitten.Viele sind arbeitslos geworden.

Durch Omi Kron ist die Erholung auf dem Sektor abgebrochen und wird laenger dauern.

Es geht nicht weiter darum Covid zu bekaempfen sondern es geht darum mit Covid zu leben. Covid wird auch nicht das letzte Corona Virus gewesen sein und man kann sich nicht vollstaendig davor schuetzen.Ausserdem darf die Entstehung von Covid in China durch die WHO nicht untersucht werden , was Covid in eine vollkommen neue Dimension bringt.

Covid kam als die Weltwirtschaft in eine Rezession geriet und durch Covid wurde diese Rezession verschleiert. Die Weltwirtschaft ist im Umbruch und niemand weiss wie dies sich auf unsere Gesellschaften auswirken wird.

Forentroll
Gast
Forentroll
8. Januar 2022 6:00 am

Bei 47.000 infizierten Schuelern, muesste es taeglich ~500 tote C19- Schueler geben, sonst ist es keine Pandemie mehr!

Irgendwie verlieren doch immer mehr Verantwortliche das Wesentliche bei ihren Entscheidungen.

GsD gibt es Wahlen!

Aber auch das werden die Angstmacher kurzfristig wieder fuer "neue Interessen" ausnutzen!

Siehe auch:

Eine Infektionskrankheit, Infektionserkrankung oder Ansteckungskrankheit (auch ansteckende Krankheit) ist eine durch Krankheitserreger (Bakterien, Pilze oder Viren) hervorgerufene Erkrankung bei Menschen, Tieren oder Pflanzen. Sie ist aber nicht einer Infektion gleichzusetzen, da nicht jede Infektion zwangsläufig zu einer Erkrankung führt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Infektionskrankheit