Bangkok: Thailand plant die Gründung eines Reis-Kartells nach dem Vorbild der OPEC

Zur besseren Preiskontrolle erwägt Thailand die Gründung eines Reis-Kartells nach dem Vorbild der Öl-Organisation Opec. Der thailändische Handelsminister Mingkwan Saengsuwan plane Gespräche mit seinen Ministerkollegen in vier südostasiatischen Ländern, Laos, Vietnam, Kambodscha und Birma, sagte ein Regierungssprecher am Freitag in Bangkok. Die vier Staaten hätten bereits Interesse signalisiert, hieß es. Thailand ist der weltgrößte Reisexporteur.

“Obwohl wir das Nahrungsmittel-Zentrum der Welt sind, haben wir wenig Einfluss auf die Preise”, sagte der Sprecher. Derzeit müsse Thailand teures Öl importieren und billigen Reis exportieren, was unfair sei und die Handelsbilanz verschlechtere. Vor dem Hintergrund weltweit steigender Lebensmittel-Preise, Dürreperioden und einer höheren Nachfrage haben sich die Reispreise dieses Jahr verdreifacht.

Organization of Rice Exporting Countries?

Die Organisation Öl exportierender Länder (Opec) entscheidet über die Öl-Förderungsmenge und versucht so, Einfluss auf die Preise auszuüben. Eine Organisation Reis exportierender Länder würde nach diesem Vorbild versuchen, durch die Regulierung der Exportmenge die Preisentwicklung am Weltmarkt zu beeinflussen.

Die Befürworter der Idee argumentieren, dass so sichergestellt werden könne, dass die Bauern von den steigenden Preisen des Grundnahrungsmittels profitieren. Die Gegner der Idee dagegen halten es für wenig wahrscheinlich, dass sich das Modell der Opec auf den Handel mit Reis übertragen lässt. Auch gibt es die Befürchtung, eine kleine Gruppe könne Macht über die weltweit insgesamt drei Milliarden Menschen erhalten, die sich mehr oder weniger hauptsächlich von Reis ernähren.

Aus dem Fenster gelehnt

Nach Informationen aus Regierungskreisen plant Thailand trotz der derzeitigen Rekordpreise keine Ausfuhrbeschränkungen für das Grundnahrungsmittel. “Wir werden die Exporte niemals einschränken”, hatte Agrarminister Somsak Prisnanantakul am Donnerstag erklärt. “Wir haben ausreichende Vorräte, um unsere Inlandsnachfrage und die Exportzusagen zu erfüllen.” Das Angebot auf dem heimischen Markt sei dabei, sich zu verbessern.

Exportverbote Indiens und Vietnams haben dazu beigetragen, dass sich der Reispreis in Asien in diesem Jahr mehr als verdreifacht hat. Dies hat in einigen Ländern zu Panikkäufen oder Unruhen geführt.

Thailand erntet 30 Mio. Tonnen

Thailand werde in diesem Jahr 30 Mio. Tonnen Rohreis produzieren, etwa genauso viel wie 2007, sagte Somsak. Für die kommenden Jahre versuche die Regierung, die Anbaugebiete auszuweiten, um die Ernte zu erhöhen. Mit Hilfe eines forcierten Ausbaus der Bewässerung solle die Anbaufläche bis zum Jahr 2010 auf 4,8 Mio. Hektar von derzeit 4,3 Mio. Hektar erweitert werden. “Größere Pflanzungen und bessere Bewässerungssysteme werden den thailändischen Bauern helfen, das ganze Jahr über Reis anzubauen, weil wir dann nicht mehr von den saisonalen Regenfällen abhängig sind”, sagte der Minister.

Indien hatte zu Beginn der Woche angekündigt, wegen der deutlich gestiegenen Lebensmittelpreise eine Exportsteuer für Basmatireis einzuführen. Die Gebühr solle auf das derzeitige Ausfuhrverbot für bestimmte Reissorten folgen, sagte Finanzminister Palaniappan Chidambaram vor dem Parlament am Dienstag.

Indien stoppt Basmati-Export

Indien hatte die Exportsperre verhängt, um die Nachfrage im eigenen Land besser bedienen zu können. Zugleich kündigte der Minister im Kampf gegen die Inflation eine Senkung von Importsteuern an. Unter anderem will Chidambaram die Einfuhr von metallischen Legierungen günstiger machen und damit zu einem Rückgang der Stahlpreise im Land beitragen. Die indische Zentralbank gab indes bekannt, dass sie die Anforderungen für die Bargeldmindestbestände bei Geldinstituten erhöhen will.

Die indischen Großhandelspreise hatten Mitte April so stark zugelegt wie seit drei Jahren nicht mehr. Die Inflationsrate lag bei über sieben Prozent. Die rasant steigenden Lebensmittelpreise haben von Asien über Afrika bis in die Karibik bereits zu gewaltsamen Protesten geführt.

Widerstand aus New York

Die UN und die Weltbank haben ein Ende der Export-Verbote bei Lebensmitteln gefordert. Die Einschränkungen verschärften die Nahrungskrise und schadeten den Ärmsten der Welt, die ohnehin um ihren Lebensunterhalt kämpften, sagte Weltbank-Präsident Robert Zoellick. / N-TV

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