Nong Bua Lamphu: CNN-Journalisten wegen unerlaubter Berichterstattung in Abschiebehaft

Die Polizei in Thailand nahm Ermittlungen gegen ein CNN-Team auf. Das TV-Team des US-Senders hatte in der Kindertagesstätte gefilmt, in der zuvor viele Menschen getötet wurden.

Die CNN-Ream soll sich einem Bericht zufolge unerlaubt Zutritt zu der Kita verschafft haben. Ein thailändischer Reporter hatte in sozialen Medien ein Foto gepostet, das zwei Mitglieder des Teams beim Verlassen der Kita zeigt: Eine Person klettert gerade über den niedrigen Zaun um das Gelände, die zweite befindet sich bereits außerhalb, vor der Absperrung der Polizei. In der Kita waren 36 Menschen getötet worden.

Danaichok Boonsom, Leiter der Ortsverwaltung, erklärte am Sonntag, er habe seinen Bericht über unerlaubtes Betreten von Regierungseigentum eingereicht, die Polizei habe Ermittlungen aufgenommen. Auf Screenshots im TV war zu sehen, wie die CNN-Korrespondentin aus einem Kita-Raum berichtet. Auch in einem Onlinebericht des Senders werden Eindrücke aus dem Inneren der Einrichtung geschildert. CNN International twitterte, die Crew habe das Gelände betreten, nachdem die Polizeiabsperrung entfernt worden sei.

Der Crew sei von drei Mitarbeitern des Gesundheitsdienstes, die das Gebäude verließen, gesagt worden, dass sie im Inneren filmen könne. Das Team habe etwa 15 Minuten lang Aufnahmen gemacht und sei dann wieder gegangen, twitterte CNN. In der Zwischenzeit sei die Absperrung wieder errichtet worden, deshalb habe das Team über den Zaun klettern müssen.

Journalistenverband nennt Vorgehen „unethisch“

Der Tweet war eine Reaktion auf Kritik des Clubs der Auslandskorrespondenten in Thailand (FCCT). Er hatte sich kritisch über die Berichterstattung von CNN und die Entscheidung, den Tatort von innen zu filmen, geäußert. „Das war unprofessionell und ein ernster Verstoß gegen journalistische Ethik bei der Berichterstattung über Verbrechen“, teilte der FCCT mit.

Der thailändische Journalistenverband bezeichnete das Vorgehen von CNN als unethisch und unsensibel. Thailand sei traumatisiert von der Tragödie, hieß es in der Stellungnahme. Es sei ein „weites Anliegen gewesen, unangemessene Bilder nicht in klassischen oder sozialen Medien zu veröffentlichen“, allein aus Respekt gegenüber Angehörigen der Opfer.

Der Vizepräsident und Geschäftsführer von CNN International, Mike McCarthy, bekräftigte später in einer Erklärung, das Team habe die Erlaubnis eingeholt, das Gelände betreten zu dürfen. Dem Team sei aber inzwischen klar geworden, „dass diese Beamte nicht befugt waren, diese Genehmigung zu erteilen“.

Sie hätten niemals beabsichtigt, gegen Regeln zu verstoßen. CNN strahle den Bericht nicht mehr aus und habe das Video von seiner Website entfernt, hieß es in der von CNN auf Twitter verbreiteten Erklärung McCarthys. CNN bedauere den Vorfall zutiefst.

Journalisten nun in Abschiebegewahrsam

Der stellvertretende nationale Polizeichef Surachate Hakparn gab bekannt, die beiden Journalisten seien mit Touristenvisa nach Thailand eingereist, die ihnen nun entzogen worden seien. Sie seien in Abschiebegewahrsam genommen worden. Später sagte er, ersten Ermittlungen zufolge sei die Crew offenbar in die Kita hinein gewunken worden und habe geglaubt, sie habe eine Erlaubnis zum Betreten des Geländes. Möglicherweise erhielten die beiden daher nur eine Geldstrafe wegen unerlaubter Arbeit mit einem Touristenvisum, sagte Surachate.

Ein wegen Drogenvergehen gefeuerter Polizist war am Donnerstag in der Kita Amok gelaufen. Nach Polizeiangaben kamen 36 Menschen ums Leben, darunter 24 Kinder. Die Tat löste im Land Entsetzen aus. Zu Trauerfeierlichkeiten in Uthai Sawan wurde am Sonntagabend auch der thailändische Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha erwartet. / DPA/DZ

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8 Comments
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Raoul Duarte
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Raoul Duarte
14. Oktober 2022 4:25 pm

„Big Joke“ gefällt mir in seiner klugen, aber auf ein gutes Ergebnis gerichteten Art immer besser. Er hat wohl noch ein große Karriere vor sich. Alles Gute!

berndgrimm
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berndgrimm
13. Oktober 2022 10:01 am

Ich sehe in obigen Bericht nur eine nachtraegliche Behinderung der Journalisten. Irgendjemand wird sie ja (gegen Geld) hereingelassen haben.
Wer ueber Ethik schreibt sollte zunaechst mal bei sich selber anfangen und was ich bisher hier von STIN gelesen habe sind nur duemmliche Entschuldigungen der wirklich Mitverantwortlichen.
Da kamen die CNN Journalisten gerade richtig um Schuld auf sie abzuladen.

berndgrimm
Gast
berndgrimm
15. Oktober 2022 9:51 am
Reply to  STIN

STIN tut wieder mal so als ob es in TH ordentliche Polizeiarbeit geben wuerde . Die gibt es aber nur in der Propaganda und leider ueberhaupt nicht in der Realitaet. Auch nicht in dem was STIN so irrefuehrend als „Kriminalpolizei“ bezeichnet.STIN selber hat frueher geschrieben dass es in dieser Polizei keine brauchbare Forensik gibt. Hier werden die Taten nach dem „Polizeibericht“ zusammengebastelt und angebliche Taeter auch durch Folter zu angeblichen Gestaendnissen gezwungen.
In diesem Fall ist der Taeter wohl tot (sicher ist auch dies nicht) und jeder will der grosse Held sein !

Raoul Duarte
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Raoul Duarte
12. Oktober 2022 2:52 am

Der Foreign Correspondents‘ Club of Thailand bezeichnete die Berichterstattung von CNN als „schwerwiegenden Verstoß gegen die journalistische Ethik“.

Raoul Duarte
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Raoul Duarte
12. Oktober 2022 2:47 am

Die CNN-Mitarbeiter entschuldigen sich für ihr Verhalten.

CNN Mitarbeiter.jpg
Raoul Duarte
Gast
Raoul Duarte
12. Oktober 2022 2:44 am

Salomonisches Urteil von Surachet „Big Joke“ Hakparn?

Nach dem internationalen Protest über das Verhalten eines CNN-Teams in der Kindertagesstätte, in der das „Nong Bua Lamphu Massaker“ geschah, hat sich Mike McCarthy, Executive Vice President von CNN International, angeblich „offiziell entschuldigt“ (ein Kommentator bei Khaosod schrieb hingegen: „Mike McCarthy says only ‚we regret any distress or offense our report may have caused“) – egal: 

Surachet „Big Joke“ Hakparn entschied, keine Anklage gegen die beiden CNN-Berichterstatter Anna Coren und Daniel Hodge zu erheben, weil es sich bei dem Vorfall um ein „Mißverständnis“ gehandelt habe. Die illegale Arbeits-Aufnahme hingegen (sie sind mit einem Touristen-Visum eingereist) wurde dem Gesetz entsprechend geahndet: Entzug der Visa, Ausweisung (aber ohne Einreise-Verbot für die Zukunft) und eine geringe Geldstrafe: 5,000 THB pro Person.

Im Gegenzug mußte CNN „versprechen“, das illegal hergestellte Filmmaterial nicht weiterhin zu zeigen. Ich bezweifle allerdings, daß sich der Sender an diese Abmachung halten wird. Womöglich wird schon daran gearbeitet, eine sog. „Dokumentation“ oder gar einen Film herzustellen, wobei das Material eine herausragende Rolle spielen soll, wie man hören und lesen kann.