Militär greift weiterhin hart durch

Thailands Militär greift weiter hart durch: Gerade hatte Ex-Minister Chaturon Chaisaeng noch vor Journalisten verkündet, er werde einer Vorladung der Generäle nicht folgen – da stürmten Soldaten den Presseclub. Der Politiker wurde festgesetzt.

Bangkok – Seit knapp einer Woche hält das putschende Militär die Macht in Thailand – und hat sich nun zu einer äußerst medienwirksamen Demonstration seiner Stärke hinreißen lassen. Vor der versammelten Auslandspresse haben Soldaten den bis zum Militärputsch amtierenden Erziehungsminister Chaturon Chaisaeng verhaftet.

Der Minister hatte den Journalisten aus aller Welt gerade gesagt, dass er der Vorladung der Armee nicht nachkommen werde. Er rechne aber mit seiner Verhaftung, sagte er bei dem überraschend angesetzten Auftritt am Dienstag. “Ich bin bereit, mich vor Gericht zu verantworten”, sagte Chaturon Minuten vor der Festnahme im Club der Auslandspresse in Bangkok 

Mit dieser Vorahnung lag er richtig. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters drangen kurz darauf acht bewaffnete Soldaten in das Gebäude ein und nahmen den Politiker fest. Dieser hatte die Machtübernahme des Militärs zuvor in scharfen Worten kritisiert und vor einer “Katastrophe für das Land” gewarnt.

Armeechef Prayuth Chan-ocha hatte nach monatelangem Streit zwischen Regierung und Opposition vergangenen Donnerstag geputscht.  Die Junta griff sofort hart durch: Sie bestellte mehr als 150 Politiker, Akademiker und Aktivisten zum Rapport. Oppositionsführer Abhisit Vejjajiva wurde nach wenigen Tagen wieder freigelassen, ebenso nach Angaben der Junta Ex-Regierungschefin Yingluck Shinawatra.

Protest für festgesetzten Journalisten

Viele waren aber am Dienstag noch in Militärgewahrsam, darunter der bekannte Kolumnist Pravit Rojanaphruk. Seine Zeitung “The Nation” protestierte und verlangte in einem Brief an die Junta eine öffentliche Erklärung für den Arrest oder die sofortige Freilassung Pravits.

Pravit hatte die Verhängung des Kriegsrechts und den Putsch scharf verurteilt. Bevor er der Einbestellung am Wochenende Folge leistete, ließ er sich vor dem Armeegebäude mit symbolisch zugeklebtem Mund fotografieren.

DerMilitärputsch wird international scharf kritisiert. Thailands König Bhumibol hatte ihn am Montag nachträglich gebilligt und Armeechef Prayut per Dekret zum neuen Regierungschef ernannt. Prayut warnte seine Gegner anschließend vor neuen Demonstrationen und drohte mit harten Strafen nach dem Kriegsrecht.

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Rolf46
Gast
Rolf46
29. Mai 2014 9:36 pm

Vor der versammelten Auslandspresse haben Soldaten den bis zum Militärputsch amtierenden Erziehungsminister Chaturon Chaisaeng verhaftet.

Der Militärputsch wird international scharf kritisiert.

Kritisieren “aufs Schärfste” ist die typische Diplomatensprache. Die Kritisierten (..betrifft nicht nur Thailand) kümmert das aber einen feuchten Kehrricht , denn sie müssen so etwas überhaupt nicht beachten, solange keine ernsthaften Folgen zu befürchten sind.

Auch um Einstellung der Militärhilfe für Thailand müssen putschende Generäle nicht fürchten, denn die wird stets nur ganz kurz und medienwirksam gestoppt.. und anschließend wieder aufgenommen, wenn genügend Gras über die Sache gewachsen ist.

Den USA als selbsternannter ” Weltführungsmacht” ist ein erfolgreicher Diktator oder eine Militärjunta als Verbündeter sowieso viel lieber, als eine “unsichere” Demokratie, welche eventuell doch nicht immer mit frisch gedruckten Hilfs-Dollarnoten zu kaufen ist.

Wir kennen das Kaufen von Diktatoren durch die USA z.B. noch gut aus dem Fall Saddam Hussein , der unverzüglich vom Freund zum “Terroristen mit Massenvernichtungswaffen” umdeklariert wurde, als er den Amis nicht mehr das Öl für zu wenig Dollars verkaufen wollte.

Die bösen Taliban wurden ebenfalls erst zu “Terroristen” ernannt, als sie mit den von Amis gelieferten Waffen nicht mehr wie zuvor die Russen bekämpften, sondern auch noch die Amerikaner in Afghanistan loswerden wollten.

So einfach ist das mit der Definition von “gut” und “böse” ; ..und wenn das für die USA natürlich trotz oder wegen aller Putsche immer noch nützliche Militär in Thailand nicht plötzlich anfängt, mit den Kommunisten aus China oder Vietnam zu sehr zu flirten, wird es auch weiterhin kräftig US-Militärhilfe kassieren können und selbst bestimmen dürfen, was es unter Demokratie und freien Wahlen verstehen möchte.

  Rolf46(Quote)  (Reply)