Thailand: keine rasche Wahl zu erwarten

Die antidemokratischen Kräfte hätten bei Neuwahlen keine Chance, sagt der Politologe Pitch Pongsawat

Naypyidaw/Bangkok/Wien – US-Präsident Barack Obama hat bei seinem Besuch des Asean-Gipfels in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw am Donnerstag auch freie Wahlen im Gastgeberland Myanmar (Burma) zum Thema. Ähnliches wurde vonseiten der regulären Teilnehmer beim Gipfel der Südostasaiatischen Staatengemeinschaft auch am letzten Tag des Treffens nicht erwartet. Und das, obwohl es in der Region zuletzt Rückschritte gab. Stattdessen sollten vor allem wirtschaftliche Fragen im Zentrum stehen, etwa der für kommendes Jahr geplante Binnenmarkt in den zehn Mitgliedsstaaten.

Die Asean, die sich mit ihren rund 620 Millionen Einwohnern selbst gelegentlich als asiatische EU sieht, verlange in diesen Bereichen wenig von ihren Mitgliedern, sagte Pitch Pongsawat, Professor an der Chulalongkorn-Universität Bangkok, jüngst bei einem Besuch am Institut für Internationale Entwicklung der Uni Wien zum STANDARD.

Der Politologe gilt als kritischer Kommentator der Politik in seiner Heimat Thailand, wo im Frühjahr nach monatelangen Großprotesten von Oppositions- und Regierungsanhängern das Militär die Macht übernahm. “Die EU soll unser Modell sein – aber es gibt in der Asean den Grundsatz der konstruktiven Zusammenarbeit mit allen. Im Grunde heißt das: Ihr könnt im Inland machen, was ihr wollt”.

Konkurrent China

Doch auch das Vertrauen in westliche Staaten sei zuletzt in Thailand gesunken. Vor allem, dass der im Sommer zum Premier erkorene Putschführer Prayuth Chan-ocha ungehindert Mitte Oktober den Asien-Europa-Gipfel (Asem) in Mailand besuchen konnte, habe Singlalwirkung gehabt. “Das heißt zwar nicht, dass die Europäer ihn akzeptiert haben. Aber sie konnten seinen Besuch ganz offenbar nicht verhindern”.

Ganz besonders, so Pitch, fehle der Druck auf Thailands Wirtschaft. Grund seien auch geopolitische Interessen: Die Konkurrenz zu China, das seit dem Coup kräftiger im Land investiert, sei groß. Das alleine bewege einige Staaten dazu, beide Augen zuzudrücken. Aber auch der Tourismus spiele eine wichtige Rolle. Die Regierung glaube etwa, “dass die Touristen das Kriegsrecht lieben, weil es Sicherheit schafft”. Wegen der Unruhen ist die Zahl der Touristen in Thailand im laufenden Jahr von 26 auf 25 Millionen zurückgegangen, wie am vergangen Mittwoch bekannt wurde. Und nicht von ungefähr, so Pitch, hätten Demonstranten immer wieder Flughäfen und Touristenmärkte besetzt.

“Sie wissen, dass sie verlieren würden”

So oder so: Eine Rückkehr zu repräsentativen Wahlen werde es in Thailand so schnell nicht geben, glaubt Pitch. Der Coup sei schließlich nicht von den Generälen ausgegangen, sondern von antidemokratischen Kräften im Land. “Es war nicht so, dass das Militär unbedingt die Macht wollte. Sie haben sich so professionell verhalten, wie es ging.” Stattdessen hätten die Gegner von Premierministerin Yingluck Shinawatra durch Zuspitzen der Proteste ein Einschreiten erzwingen wollen.

Und nun gebe es so einfach kein Zurück: “Sie wissen, dass sie bei neuen Wahlen wieder verlieren würden”, sagt Pitch. Zudem laufe gerade ein Umbau des Staates. Anders als bei früheren Coups geschieht dies auch durch den Austausch von Politikern auf regionaler Ebene. So will das Militär offenbar die Gegensätze im Land überwinden – daher treffe es auch Politiker der konservativen Demokratischen Partei, die die Proteste im Frühjahr getragen hatte.

Probleme auf beiden Seiten

Wie die Menschen im Land die aktuelle Lage sähen, sei nur schwer zu überprüfen. “Es ist kein offener Widerspruch zu sehen. Aber deswegen können wir nicht zum Schloss kommen, dass die Leute den Putsch befürworten.” Die Repressionsmaßnahmen ließen vermuten, dass die Regierung sich ihrer Unterstützung unsicher sei. “Die Junta sagt, dass es nun keine Gewalt mehr gibt. Aber sie sagt nicht, die Leute dafür ihre Freiheit aufgeben mussten”

Völlig unschuldig an der aktuellen Misere seien auch die alten Regierungen von Thaksin Shinawatra und dessen Schwester Yingluck Shinawatra nicht gewesen, die sich mit Versprechen der Umverteilung und der politischen Teilhabe der Vertrauen der ärmeren, meist ländlichen Schichten im Land erworben hatten. “Die letzte Regierung war auch ein Teil der Elite, die versucht hat, sich durch populistische Politik zu legitimieren.”

Vom “positiven Moment der Teilhabe” sei am Ende wenig geblieben. “Man kann Korruptionsvorwürfen nicht mit dem Argument der Legitimität begegnen. Man muss zeigen, dass man es nicht getan hat”. Für Thailand gelte am Ende das gleiche wie für viele andere Staaten: “Mit der Demokratie ist es schwierig. Man muss ständig an ihr arbeiten. Man kann sie auch verlieren. Es ist wie mit den Flugzeugmeilen: Heute hat man eine Goldkarte – aber morgen kann alles weg sein.”

Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
13 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
ben
Gast
ben
12. Dezember 2014 2:11 pm

suny boy:

…Junta versetzt Thailand 10 Jahre zurück..

schade, dass es nicht 13 Jahre werden!.. , da war der Thaksin Gangster und sein Mafia System noch nicht am Ruder…

berndgrimm
Gast
berndgrimm
12. Dezember 2014 1:39 pm

suny boy:
Junta versetzt Thailand 10 Jahre zurück..

http://prachatai.com/english/node/4341

http://prachatai.com/english/node/4580

Ja, schlechte Zeiten fuer Prachatai und Khaosod!
Worueber sollen die heutzutage berichten?
Die Realitaet spricht gegen sie und ihre Verdrehungen
interessieren keinen.
Khaosod hat sich nach 2 Wochen wenigstens
dazu bequemt den groessten Korruptionsskandal
der je in Thailand bekannt wurde so zu verdrehen
dass der grosse Fuehrer in Dubai zufrieden damit war.
Bei Prachathai hat man garnix darueber geschrieben.
Es ist eben Zensur! (555)

suny boy
Gast
suny boy
12. Dezember 2014 10:42 am
berndgrimm
Gast
berndgrimm
16. November 2014 3:30 am

Sepp Sonnenschein: Mir ist das inzwischen zu blöde geworden….

Sepp

Hätte eigentlich gereicht!
Aber schliesslich hatte er ja eine Aufgabe zu erfüllen:

Sepp Sonnenschein: Hallo Ihr 4 von der geistigen Schwachstelle,

Ja,…Ihr, … die Unbelehrbaren,… der ….

… STIN, der Hass-Grimm, ebenso der Hanseaten-Opa aus Hua Hin und der Döspaddel-Ben,

OK, ich weiß, dass die folgenden Zeilen eigentlich für die Katz’ sind, aber dennoch hoffe ich inwendig, dass sich bei Euch mal eine kleine „Erkenntnis-Kerze“ in Euren gelb-vereiterten Hirnen entzündet.

Was Eure Kommentare betrifft:

Eure Kommentare sind stets substanzlos, in keiner Weise beweiskräftig und beruhen zu 99% nur auf persönliche Sympathie, persönliche Vorlieben und eigenen Neigungen.

Mit so einer extremen “sympathischen” Befangenheit einer Sache wärt Ihr 4 bei einer Gerichtsverhandlung in D.A.CH. sofort Euren „Job“ als Richter, Staatsanwalt oder als Zeuge los!

Und zwar wegen absoluter Unglaubwürdigkeit und der Verbreitung von Unwahrheiten!

Eure Kommentare quellen geradezu über von Widersprüchen, Halbwahrheiten und insbesondere von den genannten Sympathie-Gefühlen, die jegliche Wahrheit und Realität im Keim erstickt!

Lieber brauner Sepp!
Damit willst du zwar uns treffen , triffst aber am Ende nur dich selbst
und den anderen Thailandfernen Dichter am Ballermann.
Jeder kann unsere Beiträge lesen und jeder kann eure Beiträge lesen
und sich dann seine eigene Meinung bilden.
Und wenn er an Thailand und dessen Entwicklung wirklich interessiert
ist und hier lebt oder öfter hier ist kann er an Ort und Stelle vergleichen
was wohl eher stimmen könnte.
Dein einziges Problem war dass du uns hier zu viele unterschiedliche
Rollen vorgespielt hast.
Wenn deine letzte Rolle als unreicher Farang ohne Auto und Status-
symbole in einem kleinen Haus im Süden der Wahrheit am Nähesten
kommen würde,
so hättest du dafür meine vollen Respekt.
Das hiesse aber auch dass du keine Thai Frau hast.
Denn keine Thai Frau mit Farang Mann wohnt zur Miete!
Die haben oder wollen zumindest alle Land und ein
eigenes Haus.
Und es macht ja auch Sinn.
Denn Land und Baupreise sind immer noch sehr billig.
Natürlich gehört dir als Farang hier nix.
Aber da kann man Arrangements treffen.
Und im Falle einer Scheidung (555) bleibt dir
auch in DACH nicht viel!

Sepp Sonnenschein
Gast
Sepp Sonnenschein
15. November 2014 11:47 pm

Hallo Ihr 4 von der geistigen Schwachstelle,

Ja,…Ihr, … die Unbelehrbaren,… der ….

… STIN, der Hass-Grimm, ebenso der Hanseaten-Opa aus Hua Hin und der Döspaddel-Ben,

OK, ich weiß, dass die folgenden Zeilen eigentlich für die Katz’ sind, aber dennoch hoffe ich inwendig, dass sich bei Euch mal eine kleine „Erkenntnis-Kerze“ in Euren gelb-vereiterten Hirnen entzündet.

Was Eure Kommentare betrifft:

Eure Kommentare sind stets substanzlos, in keiner Weise beweiskräftig und beruhen zu 99% nur auf persönliche Sympathie, persönliche Vorlieben und eigenen Neigungen.

Mit so einer extremen “sympathischen” Befangenheit einer Sache wärt Ihr 4 bei einer Gerichtsverhandlung in D.A.CH. sofort Euren „Job“ als Richter, Staatsanwalt oder als Zeuge los!

Und zwar wegen absoluter Unglaubwürdigkeit und der Verbreitung von Unwahrheiten!

Eure Kommentare quellen geradezu über von Widersprüchen, Halbwahrheiten und insbesondere von den genannten Sympathie-Gefühlen, die jegliche Wahrheit und Realität im Keim erstickt!

Auch als seriöse und verantwortungsbewusste Journalisten oder Reporter wärt Ihr eine totale Katastrophe, da Ihr Eure eigene Wahrheit zusammenhäkeln würdet, die jedoch niemals so stattgefunden hat. Immer nach dem Motto:

Immer wie es Euch passt, dann psst’s schon!

Folglich würdet Ihr eine „journalistische Arbeit“ leisten, die sich auf tiefsten BILD-Zeitungs-Niveau bewegt!

Denn genau das macht Ihr in Eurem komischen S-chönen-T-ag-Forum.

Das ist ähnlich wie mit Pipi Langstrumpf, die immerzu fröhlich gesungen hat:

„Ich mach’ mir meine Welt, wie sie mir gefällt!“

Leider funktioniert so die Welt nicht, weder in der Politik noch in der freien Wirtschaft oder in der Volksgemeinschaft.

Daher habe ich heute folgende Entscheidung getroffen:

Da Ihr ohnehin nur das glauben wollt, was Ihr glauben wollt, selbst wenn die Beweislage anhand von Belegen und Zeugnissen erdrückend ist, will ich keine weitere Mühe in diesem sonderbaren Forum verschwenden. Dafür ist mir meine Zeit zu kostbar.

Ich werde ab sofort keine Kommentare mehr schreiben, sondern nur noch Berichte und Infos hier einstellen, die im TIP, Farang oder im Wochenblitz zu lesen sind.

Denn diese Nachrichten werden vollständig aus den thailändischen Nachrichten, Zeitungen und den Polizeiberichten entnommen und wurden demzufolge auch von thailändischen Journalisten verfasst.

Ich hoffe nur, Ihr glaubt den thailändischen Journalisten mehr als den „bösen“ Farangs!

Ihr könnt Euch dann mit diesen Leuten rumärgern und sie als
„dreckige Lügner und schmutzige Nestbeschmutzer“ bezeichnen.

Mir ist das inzwischen zu blöde geworden….

Sepp

berndgrimm
Gast
berndgrimm
15. November 2014 6:13 am

Völlig unschuldig an der aktuellen Misere seien auch die alten Regierungen von Thaksin Shinawatra und dessen Schwester Yingluck Shinawatra nicht gewesen, die sich mit Versprechen der Umverteilung und der politischen Teilhabe der Vertrauen der ärmeren, meist ländlichen Schichten im Land erworben hatten. “Die letzte Regierung war auch ein Teil der Elite, die versucht hat, sich durch populistische Politik zu legitimieren.”

Vom “positiven Moment der Teilhabe” sei am Ende wenig geblieben. “Man kann Korruptionsvorwürfen nicht mit dem Argument der Legitimität begegnen. Man muss zeigen, dass man es nicht getan hat”. Für Thailand gelte am Ende das gleiche wie für viele andere Staaten: “Mit der Demokratie ist es schwierig. Man muss ständig an ihr arbeiten. Man kann sie auch verlieren. Es ist wie mit den Flugzeugmeilen: Heute hat man eine Goldkarte – aber morgen kann alles weg sein.”

Wem sagt er dass, besonders wenn man von der Lufthansa übernommen wurde!
Aber zurück zur Sache:
Natürlich wäre es Unsinn jetzt schon die nächsten Wahlen
zu terminieren. Aber viel Zeit hat Prayuth nicht.
Je länger er wartet umso grösser wird der Widerstand
gegen die Militärdiktatur und dies wird auf jeden Fall
Thaksin helfen.
Dabei ist es egal ob es noch eine Pheua Thai oder
Thaksins 4. Politladen geben wird.
Sein Wahlvieh würde auch seinen Hut wählen.

exil
Gast
exil
14. November 2014 5:00 pm

Wie ich finde ein super Artikel.

Er sagt eigentlich alles aus;

1.) Keine Wahlen in nächster Zukunft, da wieder die Roten gewinnen würden.

2.) Man hat zwar Frieden in Thailand, aber niemand weis ob die Bevölkerung die Militärdiktatur befürwortet.

3.) Thaksin und seine Schwester seien nicht ganz unschuldig an dem Zustand in Thailand, was aber nicht heißt das die alleinige Schuld bei beiden zu suchen ist.

4.) Und das die Bumstouristen die Politische Situation und die Verbrechen in Thailand wenig berührt, sieht man daran das nur 1 Million weniger kamen.

Und der Verfasser dieses Artikels hat das Glück NICHT angepöbelt zu werden wenn er etwas negativer über Thailand schreibt. Er ist Thai und sieht die Lage in seiner Heimat klarer als so mancher rosa Brillenträger.

Rolf46
Gast
Rolf46
16. November 2014 1:30 am
Reply to  exil

exil: Und der Verfasser dieses Artikels hat das Glück NICHT angepöbelt zu werden wenn er etwas negativer über Thailand schreibt.

Der ist bestimmt auch im Ausland schon so bekannt, dass die Militärjunta den aus taktischen Gründen schon etwas vorsichtiger “behandeln” muss. Jedenfalls so lange, wie seine Kritiken nicht allzu deutlich ausfallen.. 😉

Übrigens..so ein Zufall aber auch .. Er übte bereits im Jahr 2012 eine Gastprofessur an der Universität Passau aus.. 🙄 ,

http://dtan.thaiembassy.de/nachrichten/thailandischer-professor-an-der-universitat-passau/

.. und rein zufällig ist Passau ganz besonders watching Thailand , so dass man sich nicht zu wundern braucht, wenn die so manches aus Sicht der Militärdiktatur politisch nicht korrekte Material über das gelobte Land und die dort herrschende Diktatorengilde ans Licht bringen.