Polizei ermittelt im Mordfall Koh Samui unzureichend

KOH SAMUI: Können die Mörder des Düsseldorfer Gastronomen Volker Schwartges doch noch vor Gericht gestellt werden? Der leitende Oberstaatsanwalt der Region 8 auf Koh Samui hat heute gegenüber dem FARANG die ‚unzureichende Polizeiarbeit‘ kritisiert und zugesichert, den Fall weiter voranzutreiben.

Wie gestern berichtet, hätten der mutmaßliche Haupttäter Ittison Tanprasert (17) und zwei Mitangeklagte (16) am Montag, 17. November, offiziell angeklagt werden müssen. Sie werden beschuldigt, am 20. August in Chaweng den 46 Jahre alten Schwartges mit Flaschen attackiert und mit einem Messer erstochen zu haben. Nach ihrer Verhaftung waren alle geständig gewesen.

Die in Thailand übliche Frist für den ermittlerischen Abschluss eines Falles wurde von der Polizei Bophut beinahe verpasst. Gestern wurde laut Angaben des leitenden Staatanwaltes Paibul Achawanantakkul in letzter Minute still und leise die Ermittlungsakte von der Polizei vorgelegt – allerdings neuerlich lückenhaft und ohne einen bisher unbekannten weiteren Tatbeteiligten.

Die Deutsche Liz Luxen, die auf Koh Samui ein Büro für in Not geratene Ausländer betreibt und offiziell als Übersetzerin für das thailändische Gericht arbeitet, kontaktierte im Auftrag der Mutter des ermordeten Volker Schwartges neuerlich die Justizbehörden. Am gestrigen Montag wusste beim Provinzgericht  niemand etwas über den Fortschritt der Anklage gegen die mutmaßlichen Mörder.

Es kam jedoch ans Tageslicht, dass der geständige Jugendliche Ittison Tanprasert, Kopf einer lokalen Jugendbande auf Samui, bereits seit zweieinhalb Monaten frei auf der Insel herumlaufen kann. Seine Familie stellte am 21. August eine Kaution für die Freilassung und hinterlegte als Sicherheitsleistung Landpapiere. Auch die anderen beschuldigten Mittäter befinden sich laut Angaben des Gerichts seit vielen Wochen nicht mehr in Untersuchungshaft.

Oberstaatsanwalt Paibul Achawanantakul erklärte am heutigen Dienstag gegenüber Liz Luxen, dass er über den Ermittlungsfortgang ‚sehr unglücklich‘ sei und die in letzter Minute vorgelegte Polizeiakte gestern neuerlich zurückgewiesen habe. Originalton des Staatsanwaltes: „Mit diesem Ermittlungsergebnis hätten wir nicht vor Gericht ziehen müssen.“ Er bekräftigte, den Fall weiter verfolgen zu wollen, auch in Anbetracht des enormen öffentlichen Interesses dieses Mordfalles. Die Polizei erhielt einen letztmaligen Fristaufschub von einem Monat, um eine saubere und schlüssige Ermittlungsarbeit dokumentarisch belegen zu können.

Offensichtlich gibt es in dem Mordfall von Chaweng einen weiteren Tatbeteiligten, der bisher in keiner der Polizeiakten aufgetaucht ist. Laut Angaben des Staatsanwaltes handelt es sich dabei um einen bereits volljährigen jungen Mann, der aktiv an der Tat in der Soi Green Mango mitgewirkt haben soll. Weshalb er bisher nicht als Verdächtiger benannt worden ist und nicht in den Akten steht, wollte Paibul Achawanantakul nicht kommentieren.

Koh Samuis Polizeidirektion Bophut mit Sitz im Badeort Chaweng ist in den vergangenen Jahren wiederholt wegen der sehr eigenwilligen Ermittlungsart in die Kritik geraten. Mehrfach waren Polizeichefs nach Pannen und öffentlichen Protesten gefeuert und durch neue Leiter ersetzt worden. Das Vertrauen der Bevölkerung in die polizeiliche Kompetenz schwindet durch solche Fälle weiter. Selbst hochrangige Politiker auf Koh Samui fordern unter der Hand den Einsatz der Armee und eine nachhaltige Überprüfung bisheriger Polizeiarbeit.

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News Today
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News Today
19. November 2014 7:29 am

Landamt korrupteste Behörde

THAILAND: Das Landamt ist die korrupteste Behörde. Dann folgt die Polizei. Das hat eine Untersuchung von Pasuk Phongpaichit von der Universität Chulalongkorn ergeben. 7,2 Prozent der befragten 6.048 Haushaltsvorstände sagten, dass sie bei jedem Besuch des Landamtes ein Bakschisch hätten bezahlen müssen.

6,1 Prozent sagten, dies sei so bei der Polizei gewesen. Die höchsten Beträge fordern indessen staatliche Schulen mit im Durchschnitt fast 12.000 Baht, dann folgen der Zoll, das Landamt und die Polizei.

http://der-farang.com/de/pages/landamt-korrupteste-behoerde

emi_rambus
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emi_rambus
19. November 2014 5:42 am

STIN: du kommst in der USA auch recht einfach frei, wenn du Kaution bezahlst. Auch bei Mord. Dazu gibt es sogar Kautionsbüros.

Das haengt damit zusammen, es gibt in TH und USA kein Untersuchungsgefaengnis. Also muessten alle bis zur Verhandlung in den normalen Knast.
Fuer die Armen gibt es dann diese Kautionsbueros, die dann auf Kopfgeldjaeger zurueckgreifen koennen. Beides gibt es in Thailand nicht!

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18. November 2014 10:26 pm

Die Liebenswürdigkeit der Thais….

KHON KAEN: Bei offenbar überhöhter Geschwindigkeit kommt ein Lastzug im Bezirk Ban Phai von der Fahrbahn ab. Das Fahrzeug kippt um, der Fahrer wird verletzt. Anstatt dem Mann zu helfen, stoppen Autofahrer und laden Bierkästen in ihre Wagen. Denn der Lkw hat rund 1.500 Kästen mit Bier geladen.

Als die alarmierte Polizei am Unfallort eintrifft, ist die Hälfte der Bierkästen verschwunden. Ein Facebook-Nutzer schießt Fotos und stellt sie in das soziale Netzwerk. Ein bissiger Kommentar: Thais seien heuchlerisch.

Sie sähen Thailand als Land mit liebenswürdigen Menschen, doch das Gegenteil sei wahr!

http://der-farang.com/de/pages/die-liebenswuerdigkeit-der-thais

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18. November 2014 9:49 pm

V.I.P.-Sohnemann schlägt Freundin vor Polizeistation krankenhausreif

Bangkok – Der 28-jährige Sohn des früheren stellvertretenden Bildungsministers Boonlue Prasertsopa verprügelte am Samstagmorgen seine Freundin vor der Polizeistation Thonglor mit solcher Brutalität, dass die 33-Jährige mit einem Schädelbruch, schweren Prellungen und einem Blutgerinnsel im Hirn ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Ein halbes Dutzend Polizisten wurden Zeugen des Angriffs und versuchten den rasenden, außer Kontrolle geratenen Treethana Prasertsopa von der schwer verletzten Frau zu zerren. Er wurde verhaftet und — wie zu erwarten — schon kurz danach auf Kaution freigelassen.

Nachdem das Opfer über zwei Tage ohne Bewusstsein war, konnte die Polizei jetzt erstmals mit Frau Pairinya Labbuangam über den Vorfall sprechen und erfuhr dabei, dass sie regelmäßig von dem Sohn des ehemaligen Vizeministers Prügel bezogen hatte, sich aber aus Scham nicht traute darüber zu reden.

“Ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen aber dafür vor einiger Zeit beschlossen, ihn zum richtigen Zeitpunkt zu verlassen”, sagte Frau Pairinya beim Gespräch mit den Ermittlern. An dem frühen Samstagmorgen, als die Tat passierte, seien sie gerade aus einem Club gekommen und auf dem Heimweg gewesen. Da Treethana angetrunken gewesen sei, habe sie den Wagen gefahren. Während der Fahrt habe er wieder einen seiner Wutanfälle bekommen und versucht, ihr einige Finger zu brechen. Daraufhin habe sie vor der Polizeistation gehalten und um Hilfe gerufen, woraufhin Treethana völlig ausgerastet sei und über sie herfiel.

Kurz nachdem Frau Pairinya mit gebrochenem Schädel ins Krankenhaus eingeliefert wurde und man Treethana in Untersuchungshaft genommen hatte, erschien seine Mutter auf der Polizeistation und sorgte mit einer Kaution in Höhe von 150.000 Baht für die Freilassung ihres Sohnes. Die Mutter des Opfers reichte inzwischen gegen die Vorgehensweise eine Beschwerde bei der Polizei ein.

http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/58047-vip-sohnemann-schlaegt-freundin-vor-polizeistation-krankenhausreif.html#contenttxt

exil
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exil
18. November 2014 5:08 pm

STIN,

Ich bin fast sicher, dass es sich bei den Mördern um Söhne einflussreicher Eltern handelt. In Thailand schon so etwas wie ein Freibrief.

Außerdem in welchem Land ist es möglich, dass Mörder die durch Videokameras identifiziert wurden und ihre Tat auch gestanden haben einfach nach Hause gehen. Mord und Kaution passen nicht zusammen, aber in Thailand ist wenn man Einfluss und Geld hat eben alles möglich.

Und ich vergaß, war ja nur ein Farang und die Thais haben Heimrecht.

berndgrimm
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berndgrimm
18. November 2014 7:32 am

Koh Samuis Polizeidirektion Bophut mit Sitz im Badeort Chaweng ist in den vergangenen Jahren wiederholt wegen der sehr eigenwilligen Ermittlungsart in die Kritik geraten. Mehrfach waren Polizeichefs nach Pannen und öffentlichen Protesten gefeuert und durch neue Leiter ersetzt worden. Das Vertrauen der Bevölkerung in die polizeiliche Kompetenz schwindet durch solche Fälle weiter. Selbst hochrangige Politiker auf Koh Samui fordern unter der Hand den Einsatz der Armee und eine nachhaltige Überprüfung bisheriger Polizeiarbeit.

Die Krux ist dass in Thailand die Unfähigen und Unwilligen in Thaksins
brauner Ganoventruppe selbst vom Militärdiktator nicht gefeuert
wurden sondern weiterhin von einem inaktiven Posten
auf den nächsten verschoben werden und ihr kontraproduktives Tun
ungestört fortsetzen können.
Ich bin eigentlich generell gegen ein Kriegsrecht/Notstandsrecht,
aber angesichts der Tatsache dass die Polizei weiterhin
gegen eine Reform arbeitet sollte Prayuth besonders in die
grössten Brennpunkte: Pattaya,Phuket,Koh Samui etc.
Soldaten schicken um bei der Polizei aufzuräumen.
Aber wahrscheinlich ist unser Militärdiktator zu sehr Thai
um bei den eigenen Landsleuten aufzuräumen.
Ausserdem traut er sich keine ausländische Polizei
einzusetzen.
Dies wäre die einzige Lösung hier.

Rolf46
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Rolf46
19. November 2014 2:16 am
Reply to  berndgrimm

berndgrimm: Aber wahrscheinlich ist unser Militärdiktator zu sehr Thai
um bei den eigenen Landsleuten aufzuräumen.

Der ist bestimmt “zu sehr” Thai und weiss deshalb auch ganz genau, dass die Taugenichtse , Ganoven und Korrupten unter seinen eigenen Landsleuten keinesfalls so exakt in 2 Lager aufgeteilt sind, wie ein Berndgrimm das gern hätte, ..also die Bösen bei den Braunen.. (.. Thaksins Braunen 😉 ) und die Guten selbstverständlich bei Diktators Armee..

Wenn der “gute” Prayuth also seine korruptionsmäßig ..mangels sich bisher bietender Gelegenheit.. 😉 wahrscheinlich noch “unschuldigen” Soldaten jetzt regelmäßig auf die thailändische Ganovenwelt zum angeblichen Aufräumen loslassen würde, könnten auch seine Soldaten im Laufe der Zeit zwangsläufig ähnlich gute und “lohnende” Kontakte pflegen, wie viele Polizisten das seit langem schon zu schätzen wissen.

Den Ganoven im Korruptionskulturland wird es im Grunde völlig egal sein, ob sie nun Polizisten oder Soldaten “schmieren” müssen , um ihren schmutzigen Geschäften weiterhin möglichst ungestört nachgehen zu können oder zumindest rechtzeitig vor geplanten “Aufräumaktionen” gewarnt zu werden.